Paß und Fluß im schweizer. Kanton Graubünden.
Der Paß (2313 m), zwischen den Hochgebirgsgruppen des Piz Kesch
und des Piz d'Err eingesenkt, verbindet Ponte im Oberengadin mit Bergün im Albulathal, das zum Rheingebiet gehört, hat aber,
wie der Flüelapaß, obgleich schon früher einigermaßen fahrbar, erst 1864-65 eine ordentliche Fahrstraße erhalten. Bei
dem Bergwirtshaus Weißenstein beginnt der Fluß Albula, dessen oberste Thalstufe (s. Bergün) von der folgenden
durch eine tiefe Schlucht getrennt ist. Nach Aufnahme zweier großer Alpenflüsse, des Davos und Oberhalbsteiner Rheins, zwängt
sich derselbe durch eine zweite wilde Schlucht (s. Schyn) und mündet bald
darauf unterhalb Tusis in den Hinterrhein. Seine
Länge beträgt 31,6 km.
(Kt. Graubünden).
Bedeutendster Nebenfluss des Hinterrheins, 36 km lang und 950 km2 grosses Einzugsgebiet (Albula 331, Julia
325, Landwasser 294 km2). Entspringt in der Nähe des gleichnamigen Passes in ca. 2070 m, bildet den
kleinen See von Palpuogna und rauscht von da in einer Reihe von Wasserfällen abwärts. Der Fluss wird hier mehrere Male von
der Poststrasse überschritten. Unterhalb Bergün passiert die Albula die steilwandige Schlucht des Bergünersteins und schliesst
bei Filisur ihren Oberlauf ab, auf dem sie einige beträchtliche Bäche, die Ava da Mulix von l., und den
Tischbach, Tuorsbach und Stulserbach von r., aufgenommen hat.
Von Filisur bis Tiefencastel weitet sich das Thal der Albula, die hier oberhalb des Bades Alvaneu von r. in 958 m das Davoser Landwasser
und bei Tiefencastel von l. in 839 m die Julia empfängt, zwei beinahe ebenso beträchtliche Wasseradern
wie sie selbst. Von Tiefencastel an tritt die Albula in die steilwandige Erosionsschlucht des Schyn ein; bei Solis überspannt
eine 76,5 m über Bette liegende Brücke den Fluss, dem hier von r. der Heidebach zufliesst. Nach dem Austritt aus dem Schyn
mehr
vereinigt sich die Albula bei der Zollbrücke in 662 m Höhe mit dem Hinterrhein. Unmittelbar oberhalb der Confluenz nützt
eine wichtige Spinnerei die Wasserkraft des Flusses aus.
(Bezirk des Kt. Graubünden).
Der Bez. Albula bildet einen der 14 Verwaltungs- und Gerichtsbezirke des Kantons Graubünden.
Er umfasst die Kreise
Alvaschein, Belfort, Bergün und Oberhalbstein und wird begrenzt vom Oberengadin im O. und S., vom Hinterrheinthal
im W. und vom Schanfigg im N. Der Bezirk setzt sich zusammen aus folgenden 27 Gemeinden: Alvaschein, Mons, Mutten, Obervatz,
Stürvis, Tiefencastel, Alvaneu, Brienz, Lenz, Schmitten, Surava, Bergün, Filisur, Latsch, Stuls, Wiesen, Conters im Oberhalbstein,
Marmels (Marmorera), Mühlen (Molins), Präsanz, Reams, Roffna, Salux, Savoguin, Stalla (Bivio), Sur und Tinzen. 6209 zum grössten
Teil romanische Ew., wenige Italiener und Deutsche.
Kathol. Confession mit Ausnahme der Bewohner des Kreises Bergün, der Gemeinde Mutten und eines Teiles der Gemeinde Stalla.
Haupteinnahmequellen sind Viehzucht und der über die Pässe des Albula und Julier ins Engadin flutende
Fremdenstrom. An einigen Orten erfreulicher Aufschwung der Fremdenindustrie. Die im Kreis Belfort früher ausgebeuteten Steinbrüche
^[Berichtigung: Bergwerke] sind seit langen Jahren wieder aufgegeben worden. Der Bezirk Albula weist eine reiche Fülle von
Naturschönheiten auf.
Die Viehstatistik weist folgende Zahlen auf:
1876
1886
1896
Hornvieh
6928
6813
6225
Pferde
312
309
362
Schweine
1007
981
1329
Ziegen
4107
3830
3713
Schafe
7185
7922
8316
Bienenstöcke
485
689
836
Der Bezirk wird nur von einer grossen Strasse durchzogen: derjenigen des Julier von Chur nach Silvaplana. Doch gewinnt auch
die Strasse über den Albulapass, die Thusis und das Vorderrheinthal mit dem Oberengadin verbindet,
immer
mehr an Bedeutung.
Bezirk des Kant. Graubünden,
im Zentrum des Kantons gelegen. Er umfasst die Kreise Alvaschein, Belfort, Bergün und Oberhalbstein
mit 27 meist kleinen Gemeinden. Geographisch wird er gebildet aus dem Albulathal, von dessen Ursprung an bis dort, wo er in
die Schynschlucht eintritt, dem untern Teil des Davoserlandwasserthales, von dort wo dieses die Schlucht
der Züge verlässt, bis zur Einmündung ins Albulathal bei Filisur und vom Oberhalbstein oder dem Thal der Julia, die bei Tiefenkastel
sich in die Albula
ergiesst. Im NO. und SO. trennt die Rothhornkette und die Ducankette den Bezirk Albula von den Bezirken
Plessur, Ober Landquart und Maloja,
im W. sind es der Curvèrgrat und die Faulhornkette, welche ihn von den Bezirken Hinterrhein und
Heinzenberg
trennen, wogegen er sich im N. bei Lenz gegen den Bezirk Plessur öffnet.
Der Bezirk Albula
hat eine Gesamtfläche von ungefähr 68620 ha; davon sind 18600 ha unproduktiv, meist Gletscher,
Schutt und Geröllhalden. Von dem produktiven Areal, der rund 50020 ha umfasst, nimmt der Wald eine Fläche von 12170 ha ein,
die Weiden eine solche von 27770 ha (davon 26260 ha Alpweiden), die Wiesen 9690 ha, das Ackerland 378 ha, das Gartenland 8 ha.
An verschiedenen Orten wurden früher Bergwerke betrieben; das Eisenbergwerk Bellaluna bei Filisur war
noch bis um die Mitte des 19. Jahrhunderts im Betrieb, jetzt ist es gleich den Bergwerken im Landwasserthale, wo auf Fahlerz
gebaut wurde, gänzlich verlassen.
Drei Kunststrassen durchziehen den Bezirk; deren älteste, die im 4. Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts gebaute «obere
Kommerzialstrasse» führt von Chur über die Lenzerheide, Lenz und Tiefenkastel, durch das Oberhalbstein und über den Julier nach
dem Ober Engadin. Von dieser zweigt bei Lenz die «Landwasserstrasse» ab und führt die am Bergabhang liegende
Dörfer Lenz,
Brienz, Alvaneu, Schmitten und Wiesen miteinander verbindend nach Davos, während die dritte, die
Albulastrasse, bei Tiefenkastel von der «obern Strasse» abzweigt und die im Thalgrund
der Albula
liegenden Ortschaften Tiefenkastel, Surava, Alvaneu-Bad, Filisur und Bergün unter sich verbindet und über den Albulapass
ins Ober Engadin führt. In ganz gleicher Richtung wie die Albulastrasse durchzieht die Albulalinie der Rätischen Bahn den
Bezirk.
Seit Eröffnung dieser Bahnlinie haben die «Obere Strasse» und die Albulastrasse an Verkehr bedeutend
eingebüsst, das nämliche Schicksal ist auch der Landwasserstrasse widerfahren, seit der 1909 erfolgten Eröffnung der Bahnlinie
Davos-Filisur, durch welche die Davoser- und die Albulalinie miteinander verbunden werden. Bei der Volkszählung von 1900 wurden 7841 Ew.
gezählt und zwar 1347 Reform., 6488 Kathol. und 6 Andere; 1331 Deutsche, 13 Franzosen, 1638 Italiener, 4855 Romanische
und 4 Andere.
Die Zunahme seit 1888 um mehr als 1500 Kathol. und Italiener erklärt sich durch den 1900 im Bau begriffenen Albulatunnel.
Zweifelsohne werden die Resultate einer folgenden Volkszählung sich denen von 1888 wieder sehr nähern.
Deutsch wird gesprochen in Mutten im Kreis Alvaschein, in Schmitten im Kreis Belfort und in Wiesen, im Kreis Bergün, italienisch
in den Gemeinden Stalla und Marmels im Oberhalbstein, romanisch in allen andern Gemeinden. Protestantisch sind im Kreis Alvaschein
die Gemeinden Mutten, der gesamte Kreis Bergün und teilweise die Gemeinde Stalla im Oberhalbstein, die Bevölkerung
aller andern Gemeinden des Bezirkes ist katholisch.
Der früher in einzelnen Teilen des Bezirkes betriebene Ackerbau ist stark zurück gegangen und hat dem Wiesenbau und der
Viehzucht Platz gemacht, die zwar nicht durch einen grossen, wohl aber durch einen bessern Viehbestand, zum Ausdruck gelangt.
Die Viehzählungen ergaben:
Fluß und Paß im schweiz. Kanton Graubünden.
Der erstere ist der Hauptzufluß des Hinterrheins,
entspringt als ein wildes Bergwasser am gleichnamigen Passe in 2030 m Höhe, durchfließt das nach ihm benannte Thal, das
auch Bergün heißt, durchbricht die Felsenenge des Bergüner Steins, empfängt das Landwasser und vereinigt sich bei Tiefenkasten
mit dem Oberhalbsteiner Rhein aus dem von der Julierstraße durchzogenen Oberhalbsteinthale; dann durchfließt
er die Felsenschluchten des Schyn und mündet nahe bei Thusis in den Hinterrhein. Er ist 31,6 km lang, das Gefälle beträgt
etwa 1400 m, d. i. 4,4 Proz. -
Über den Albulapaß, dessen Paßhöhe (bewohntes Hospiz) bei 2315 m ein Felsen- und Trümmermeer zwischen
Piz Uertsch und Giumels bildet, führt eine Poststraße von Tiefenkasten
mehr
nach Ponte, mit der Straße über die Lenzer Heide der kürzeste Weg von Chur ins Engadin. -
Vgl. Imhof, Itinerarium für die
Albulagruppe (Bern
1894).
Bezirk im schweiz. Kanton Graubünden,
hat (1888) 6209 meist kath.
roman. E. (913 Deutsche, 123 Italiener), darunter 1270 Evangelische, in 27 Gemeinden und zerfällt in die
Kreise Alvaschein, Belfort, Bergün und Oberhalbstein.