ursprünglich die Einwohner der Stadt Albi und ihres Gebiets Albigeois, wo sich schon gegen Ende des 12. Jahrh.
die Lehren der unter dem Namen der Katharer, Patarener oder Publikaner bekannten Häretiker verbreiteten; dann Gesamtname der
südfranzösischen häretischen Gemeinden, auch der Waldenser. Im J. 1209 gab die Ermordung des päpstlichen
Legaten Peter von Castelnau Anlaß zu den von Papst Innocenz III. betriebenen, von Simon von Montfort geleiteten entsetzlichen Albigenserkriegen,
in denen Südfrankreich grauenhaft verwüstet wurde, besonders das Gebiet des den Ketzern geneigten Raimund VI. von Toulouse.
Béziers wurde erstürmt und die gegen 20,000 Seelen starke Bevölkerung mit fanatischer Grausamkeit ermordet.
»Schlagt sie alle tot, der Herr erkennt die Seinen!« so rief der Cistercienserabt Arnold. Graf Raimund ward seines Landes für
verlustig erklärt und das Kreuzheer mit Vollziehung des Urteils (1211) beauftragt. Nach Besiegung Raimunds und seines Vetters
Peter von Aragonien wurde der Graf von Montfort zur Belohnung für die der Kirche geleisteten Dienste 1215 mit
Languedoc belehnt, fiel aber schon 1218 vor Toulouse. Nach dem Tode des Grafen Raimund VI. (1222) setzte dessen Sohn Raimund VII.
den vom Vater ererbten Kampf fort, bis auch der König von Frankreich des Papstes Partei ergriff. Da schloß er
unter demütigenden Bedingungen Frieden (1229), und die gleichzeitig zu Toulouse errichtete päpstliche Inquisition vollendete
die gewaltsame
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Bekehrung des Landes. Der Sektengeist aber wucherte insgeheim fort, so in Piemont, wohin viele Albigénser aus der Provence geflohen,
die als Waldenser im 13. und 14. Jahrh. Vorläufer des Protestantismus wurden.
Vgl. Hahn, Geschichte der Ketzer im Mittelalter
(Stuttg. 1845);
K. Schmidt, Histoire et doctrine de la secte des Cathares ou Albigeois (Straßb.
1849);
Peyrat, Histoire des Albigeois (Par. 1882, 2 Bde.).
Der Verzweiflungskampf der Albigénser ist der Gegenstand des epischen Gedichts »Die
von Nikolaus Lenau.
der von der Stadt Albi im Depart. Tarn abgeleitete Name einer im südl. Frankreich verbreiteten kirchlichen
Partei, die den religiösen Grundsätzen der Katharer (s. d.) huldigte, und zu der man später öfters auch die
Waldenser (s. d.) rechnete. Anhänger dieser Richtung traten bereits im Anfange des 11. Jahrh. auf und galten allgemein für
Nachfolger der Manichäer (s. d.). Sie drangen auf ein apostolisches Christentum und führten ein einfaches, sittenreines und
zurückgezogenes Leben. Man nannte sie daher auch anfangs die «guten Leute»
(les bons hommes) oder «Dunkelmänner» (hommes obscurs),
während sie nach ihrer ersten
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Verdammung auf dem zu Toulouse abgehaltenen Konzil (1119) als «Toulousische Ketzer» bezeichnet wurden. Dieses Verdammungsurteil
ward 1139 von Innocenz II. bestätigt. Auf einem zu Lombers unweit Albi 1165 abgehaltenen Konzil sprachen sie sich über ihre
Lehren offen aus. Dennoch wurden sie später arg verdächtigt und namentlich des Dualismus, der Verwerfung
der Trinitätslehre, des Abendmahls und der Ehe, der Leugnung des Todes und der Auferstehung Christi u. dgl. beschuldigt. Zu Anfang
des 13. Jahrh. hatte sich die Lehre der Albigenser über ganz Südfrankreich ausgebreitet, besonders in großen Städten und bei den
adligen Geschlechtern. So glaubte Papst Innocenz III. sie nicht länger dulden zu können und nahm die
Ermordung seines Legaten Peter von Castelnau zum Anlaß, gegen die Albigenser einen Kreuzzug zu predigen, dessen Leitung er dem Abt Arnold von
Citeaux und dem Grafen Simon von Montfort übertrug, und der zu den furchtbaren Albigenserkriegen führte.
Südfrankreich wurde unbarmherzig verwüstet, namentlich das Land des den Albigenser günstigen Grafen Raimund VI.
von Toulouse (s. d.). Die Legaten Arnold und Milo nahmen 1209 Béziers, die Hauptstadt seines Neffen Roger, mit Sturm und ließen
gegen 20000 E. ohne Unterschied des Glaubens niedermachen. «Tötet sie alle», soll Arnold nach wenig verbürgter Nachricht
gerufen haben; «der Herr wird die Seinen schon schützen!»
Die eroberten Lande schenkte die Kirche, zur Belohnung seiner Dienste, auf der Lateransynode 1215, dem Grafen von Montfort,
der jedoch nie in den ruhigen Besitz dieser Schenkung kam.
Bei der Belagerung von Toulouse (1218) ward er durch einen Steinwurf getötet, und Raimund VI. gelangte wieder in den
Besitz des eroberten Landes. Allein der päpstl. Ablaß lockte aus allen Provinzen Frankreichs neues Kriegsvolk herbei, das den
Krieg fortsetzte, und auch König Ludwig VIII. von Frankreich griff zu den Waffen gegen die Ketzer. Nachdem Hunderttausende von
beiden Seiten gefallen und die schönsten Gegenden in der Provence und in Oberlanguedoc verwüstet waren,
kam es 1229 zum Frieden, in dem Raimund VII. die Lossprechung vom Kirchenbanne mit ungeheuren Geldsummen erkaufen, Narbonne
mit mehrern Herrschaften an Ludwig IX. überlassen und seinen Eidam Alfons von Poitiers, einen Bruder Ludwigs, zum Erben seiner
übrigen Lande einsetzen mußte. In Toulouse wurde gleichzeitig ein päpstl. Inquisitionstribunal errichtet,
das die noch übriggebliebenen Albigenser entweder gewaltsam bekehrte oder dem Flammentod übergab. 1244 wurden die
Reste der in den Pyrenäen vernichtet. Doch hatte noch am Anfange des 14. Jahrh. die Inquisition in diesen Gegenden vollauf
zu thun. Viele Albigenser flüchteten auch nach Piemont und verschmolzen hier mit den Waldensern. -
Vgl. Fauriel,
Historie de la croisade contre les herétiques Albigeois (Par. 1837);
Chr. Albigenser Hahn, Geschichte der Ketzer (3 Bde., Stuttg. 1846-50);
K. Schmidt, Histoire de la secte des Cathares ou Albigois (Straßb. 1849);
Peyrat, Historie des Albigeois (2 Bde., Par. 1880-82).
Dichterisch ist der Verzweiflungskampf der von Nikolaus Lenau behandelt worden in dem Epos «Die Albigenser».