Albert-
Njansa
6 Wörter, 41 Zeichen
Albert-
Njansa,
Njansa
(Nyanza, Niandscha), in der Sprache [* 4] der östl. Bantuneger jedes große Gewässer; die Afrikareisenden benannten danach unter Vorsetzung von Eigennamen die drei großen Seen: Victoria-, Albert- und Albert-Eduard-Njansa. (S. die Karten: Deutsch-Ostafrika und Äquatorial-Afrika, [* 5] beim Artikel Afrika.) (Anmerkung des Editors: Beginn der Aufzählung auf die nächste Seite genommen ) ¶
392 (Anmerkung des Editors: Beginn der Aufzaehlung auf der vorigen Seite)
1) Der Victoria-Njansa
(früher Ukerewesee; Njansaja Uganda oder Usukuma in der Sprache der Suaheli; Bahari arabisch) liegt 1190 m
ü.d.M., zwischen 0° 20' nördl. und 3° südl. Br. und 31° 15' und 35° östl. L. von Greenwich, hat einen
Umfang von 68480 qkm (ungefähr wie das Königreich Bayern).
[* 7] Das Wasser ist dunkelgrün und süß. Er bildet ein nach Njansa
abgerundetes,
nach S. durch den Emin-Pascha-Golf und Speke-Golf ausgezacktes Becken, von zahllosen Inseln im W. und SW. (darunter der Sesse-Archipel)
durchsetzt; im S. befindet sich Ukerewe, die größte der Inseln.
Die Ufer sind niedriges Hügelland, im SW. Flachland; nur im W., südlich von 1° südl. Br., fällt das felsige Hochplateau
steil zum See hinab. Die wichtigsten Buchten sind: im S. der Smythsund oder die Ukumbibai, im N. die Murchisonbai und der
Napoleongolf. Der einzig bedeutende Zufluß ist der Kagera (s. Alexandra-Nil). Der einzige Ausfluß
[* 8] ist
der hier Kivira genannte Nil (s. d.). Da dieser trotz der starken Verdunstung des Sees um ein Drittel mehr Wassermenge enthält
als der Kagera, so haben einzelne Geographen angenommen, der Victoria-Njansa
werde durch unterirdische Quellen gespeist; nach
der Meinung anderer aber genügt die kolossale Regenmasse während der Regenzeit, um die Stärke
[* 9] des Ausflusses
zu erklären.
Speke hat den Victoria-Njansa
im Aug. 1858 entdeckt; Stanley die erste Aufnahme desselben 1875 gemacht, die 1889 von ihm selbst,
von Stuhlmann 1890 und 1891 und von Baumann 1892 ergänzt wurde; der genauere Umriß der Ostküste ist aber noch nicht sicher
gestellt. Der 1.° südl. Br. teilt den Victoria-Njansa
in zwei fast gleiche Hälften: die südliche gehört mit den angrenzenden
Ländern Usiba, Usinoja, Usukuma und Schaschi in die deutsche, die nördliche mit Uganda, Usoga und Kavirondo in die engl.
Interessensphäre. – 2) Der Albert-Njansa (Mwutan-Nzige) liegt in dem Central-Afrikanischen Graben, 670 m
u.d.M., zwischen 1° 11' und 2° 18' nördl. Br., hat einen Umfang von 3910 qkm und wird auf der Ost- und Westseite von zwei
mit bewaldeten Hügelkuppen gekrönten, meist steil abfallenden Hochplateaus (etwa 1700 m ü.d.M.) eingeschlossen; die Ufer
am Nordost- und Südwestende sind flach.
Das Wasser ist hellgrün und süß. Inseln besitzt er nur wenige und kleine. Von Buchten sind die von Tunguru, Kibiro und Nsabe zu nennen. Zuflüsse sind der in der Südwestecke mündende Semliki oder Issango und im NO. der über eine Pflanzenbarre einströmende Somerset-Nil. Der Ausfluß im N. ist der Bahr el-Djebel (oberer Nil). Der Albert-Njansa wurde im März 1864 von Baker entdeckt, 1877 von Mason zum erstenmal umschifft, 1879 von Emin Pascha, 1876 und 1888 von Stanley, 1891 von Stuhlmann in einzelnen Strecken genauer erforscht.
Kein Europäer betrat noch die Westufer, südlich von Kibiro bis zur Mündung des Semliki. Der Albert-Njansa gehört in die
engl. Interessensphäre; im O. begrenzt ihn das Königreich Unjoro, im W. die Landschaften der Walegga, Lendu und A-Lur. –
3) Der Albert-Eduard- (Edward-) Njansa
(Muta-Nzige oder Ngesi) liegt in dem Central-Afrikanischen Graben, 875 m ü.d.M., zwischen
0° 44' und 0° 6' südl. Br. (mit der Ausbuchtung des Beatricegolfs oder Ruissangasees bis 0° 6' nördl.
Br.) und zwischen 29° 30' bis 30° 30' östl. L. von Greenwich und hat einen Umfang von 4480 qkm. Er hat eine unregelmäßige
kreisförmige Gestalt, im O.
und W. umsäumt von den steilen Abhängen des Urschieferplateaus.
Im N. und S. sind die Ufer flach. Sein Wasser ist süß. Nahe der großen nördl. Bucht von Katwe befindet sich ein für den Handel wichtiger Salzsee. Ein schmaler Kanal [* 10] verbindet den Albert-Eduard-Njansa mit dem Ruissanga- oder Kafurasee. Der wichtigste Zufluß ist der von dem Mfumbirogebirge herabströmende Rutschurru. Den Ausfluß, gerade gegenüber im N., bildet der Semliki oder Issango, welcher sich in den Albert-Njansa ergießt. Stanley entdeckte den Albert-Eduard-Njansa 1876 und erforschte seine nördl. Ufer 1889. Emin Pascha und Stuhlmann umgingen 1891 seine Süd- und Westseite. Zum größern Teil gehört er zum Kongostaat, [* 11] während der kleinere, östliche (mit der Bucht von Katwe) in die engl. Interessensphäre fällt. Im W. grenzt an ihn das große centralafrik. Waldgebiet, im N. Ussongora, im O. Nkole, im S. Mpororo. –
Vgl. außer den Werken Spekes, Bakers und Stanleys: Emin Pascha, hg. von Schweinfurth und Ratzel (Lpz. 1888): Stuhlmann, Mit Emin Pascha ins Herz von Afrika (Berl. 1894);
Baumann, Durch Massailand (ebd. 1894).