Wegen seiner umfassenden
Gelehrsamkeit ward er
Doctor universalis genannt. Das Staunen seiner Zeitgenossen
über den
Umfang seines
Wissens, namentlich auch in der
Chemie,
Physik und
Mechanik, spricht sich in den wunderbarsten
Sagen aus,
die Albert zum Zauberer und Vertreter der
Magie machen.
Wie er in seinen naturwissenschaftlichen Werken meist nur die in den
Schriften
des
Aristoteles und in den byzantinischen, jüdischen und arabischen
Kommentaren niedergelegten Forschungen
sammelte und zusammenstellte, so zeigen auch seine philosophisch-theologischen Werke ihn völlig von
Aristoteles beherrscht,
dessen entscheidende Bedeutung für lange Zeit von ihm begründet wurde. In der
Botanik trat er auch als selbständiger
Forscher
auf. Seine
Schriften wurden herausgegeben von Jammy
(Lyon
[* 13] 1651, 21 Bde.).Sein »Compendium theologicae Veritatis«
(zuerst Nürnb. 1473) war im 15. und 16. Jahrh. in zahllosen
Drucken verbreitet, ebenso seine apokryphen
Schriften: »Liber secretorum
AlbertiMagni de virtutibus herbarum« (deutsch,
Reutling.
1871) und
»De secretis mulierum et virorum«;
eine kritische
Ausgabe des 18.
Kapitels der
»Historia naturalis« besorgten neuerdings
E.Meyer und
Jessen
(»De vegetabilibus libri VII«, Berl. 1867).
focht er tapfer durch. Im J. 1222 folgte er dem KaiserFriedrich II. nach Italien und ward zum Grafen der Romagna und zum Stellvertreter
des Kaisers in Oberitalien
[* 20] ernannt. Er brachte fortan einen großen Teil seines Lebens in Italien zu und bemühte sich besonders
um Aufrechterhaltung des Friedens zwischen dem Kaiser und dem Papst. Er starb
3) Bischof von Riga,
[* 21] Begründer der deutschen KolonieLivland,
[* 22] aus dem bremischen Rittergeschlecht der Appeldern gebürtig, war
Domherr in Bremen,
[* 23] als er 1199 zum Bischof von Livland erhoben wurde. Er führte 1200 ein stattliches Pilgerheer auf 23 Schiffen
nach der Mündung der Düna, wo er 1201 die Stadt Riga gründete. Unermüdlich war er nun darauf bedacht,
durch neue Pilgerscharen aus Norddeutschland, für die er vom PapstInnocenz III. den völligen Sündenerlaß erwirkte, die
Kolonie zu stärken und auszubreiten und die Eingebornen zum Christentum zu bekehren.
St. James, Hyde und Windsor etc. und erhielt 1857 den Titel »Consort of Her most gracious Majesty«. Er trat in den GeheimenRat
ein und wohnte den Audienzen bei, welche die Königin den Ministern gab. Er nahm von allen vertraulichen Staatsschriften Kenntnis
und wurde geradezu als Eine Person mit der Königin betrachtet. Den 1850 von Wellington gemachten Vorschlag,
Albert solle sein Nachfolger im Oberbefehl über das Heer werden, lehnte er ab, um nicht seine Stellung als vertrauter Ratgeber
der Königin in allen Staatsangelegenheiten durch zu ausschließliche Beschäftigung mit einem Geschäftszweig zu gefährden,
wirkte jedoch nach dem TodWellingtons bei den dringenden Reformen im Militärwesen mit.
Vorübergehend wurde wohl seine Einmischung heftig angegriffen, namentlich 1854, wo man ihn russischer Sympathien beschuldigte
- ganz mit Unrecht, wie sich bald zeigte. Überhaupt vermied er es, öffentlich und direkt seinen Einfluß auf die Staatsgeschäfte
geltend zu machen, wiewohl er, seiner Stellung und seinen hohen geistigen und moralischen Gaben entsprechend,
in der Stille als der vertrauteste Rat der Königin einen höchst bedeutenden und segensreichen Einfluß geübt hat.
Allgemein anerkannt wurde seine Thätigkeit auf dem von ihm besonders gepflegten Gebiet der Wissenschaften und Künste. Seit 1847 Kanzler
der UniversitätCambridge, hob er dieselbe sehr und ließ namentlich der Geschichte, den neuern Sprachen
und den schönen Künsten größere Berücksichtigung zu teil werden. Von ihm rührte der Plan zu einer Weltindustrieausstellung
in London her. Jedes gemeinnützige Unternehmen fand bei ihm eifrige Förderung, und er war als Protektor zahlreicher Anstalten
der Wohlthätigkeit und Humanität unermüdlich thätig: so nahm er besonders die freien Armenschulen (ragged
schools) und Besserungsanstalten für jugendliche Verbrecher unter seinen Schutz, sorgte für die Wohnungen der ärmern Klassen,
gab der industriellen Entwickelung eine mächtige Anregung und trug viel zur Hebung
[* 47] des Ackerbaus und der Viehzucht
[* 48] bei, indem
er durch seine Musterfarm im Windsorpark zeigte, zu wie hohen Ergebnissen auch hier eine rationelle Behandlung
zu führen vermöge. So gelang es ihm mit der Zeit, alle gegen ihn als Ausländer anfänglich gehegten Vorurteile zum Schweigen
zu bringen und große Popularität zu erlangen.
Sein infolge eines typhösen Fiebers erfolgter plötzlicher Tod erregte daher die allgemeinste und tiefste
Trauer. Namentlich war die königliche Witwe untröstlich, und lange Zeit hielt sie sich, soweit nicht unabweisbare Regentenpflichten
es erheischten, von der Öffentlichkeit fern. Zahlreiche Monumente, dem Andenken des Prinzen geweihte Institute etc. bringen
seinen Namen auf die Nachwelt. Seine Reden erschienen in »Addresses delivered on different public occasions by
H. R. H. Prince Albert« (Lond. 1857) und »The
principal speeches and addresses of H. R. H. the Prince Consort« (mit Notizen der Königin, das. 1862; deutsch,Brem. 1863).
Vgl.
Gen. Grey, The early years of the Prince Consort (auf Veranlassung der Königin, 4. Aufl. 1869; deutsch, Gotha
[* 49] 1868);
Pauli, Aufsätze
zur englischen Geschichte (Leipz. 1869), und vor allem das von der Königin veranlaßte Werk von Martin: »Life of H. R. H. the
Prince Consort« (Lond. 1876-79, 5 Bde.;
deutsch, Gotha. 1876 ff.),
sowie die interessanten Aufzeichnungen der Königin: »Leaves from the journal of our life in the
Highlands« (hrsg. von Helps, Lond. 1868).
1) (Alberti) Heinrich, Liederdichter und Komponist, geb. zu Lobenstein im Vogtland, studierte in Leipzig
[* 52] die Rechte, dann Musik unter seinem Oheim Schütz in Dresden, ging 1626 nach Königsberg
[* 53] i. Pr., wo er 1631 Organist an der Domkirche
wurde, und starb dort (nicht 1668). Seine Gedichte, die er alle selbst in Musik gesetzt hat,
sind zum größten Teil Kirchenlieder, von denen manche (z. B. »Gott
des Himmels und der Erden«, »Zum Sterben ich bereitet bin«, »Einen
guten Kampf hab' ich«) noch jetzt im Gebrauch sind; seine wenig zahlreichen weltlichen Lieder zeichnen sich
durch Innigkeit und Anmut aus. Dieselben erschienen (mit einigen seiner FreundeDach
[* 54] und Roberthin) gesammelt in seinem berühmten
»Poetisch-musikalischen Lustwäldlein« (1642-48 u.
öfter),
eine Auswahl, mit den Musikbeilagen, in den »Neudrucken deutscher Litteraturwerke«
(hrsg. von Eitner, Halle
[* 55] 1883-84). Dem Einfluß des Musikers Albert war vor allem die lyrische Frische und volkstümliche
Leichtigkeit der Gedichte der Königsberger Poetengruppe des 17. Jahrh. zuzuschreiben.
Division in der Nordostprovinz der brit. Kapkolonie, am Oranjefluß, mit der Hauptstadt Burghersdorp (1794 E.), 1848 gegründet,
hat 6889 qkm und (1891) 16 671 E., darunter 8203 Weiße, die bedeutende Schafzucht treiben.
Hauptstadt des Kantons Albert (176,39 qkm, 26 Gemeinden, 16 107 E.) im ArrondissementPéronne
des franz. Depart. Somme, am Ancre, der daselbst einen 10 m hohen Fall bildet, und an der Linie Amiens-Arras-Calais der Nordbahn
und der Lokalbahn Albert-Ham (76 km), hat (1891) 5941, als Gemeinde 6169 E., Hüttenwerke, Lohgerbereien, Leinwand- und Kattunfabriken,
in der Nähe Torfmoore und Tropfsteinhöhlen, und gehörte in alter Zeit zur AbteiSaint Riquier (s. d.).
Albert wurde wiederholt, und zwar 1451 und 1760 durch Brand, 1553 durch die Burgunder, 1637 durch die Spanier zerstört.
FranzAugustKarl Emanuel, Herzog zu Sachsen, Prinz-Gemahl von Großbritannien, wurde als zweiter Sohn des Herzogs Ernst
I. von Sachsen-Coburg auf Schloß Rosenau bei Coburg
[* 66] geboren. Er lernte bei einem Besuch in
England 1836 die Prinzessin Victoria
[* 67] kennen, studierte sodann 1837 in Bonn und unternahm eine Reise nach Italien. Im Juni 1838 wohnte
er der Krönung Victorias bei, erschien im Oktober 1839 von neuem in London und vermählte sich
nachdem er schon 24. Jan. in Großbritannien naturalisiert worden war, mit der Königin.
Die öffentliche StellungA.s war anfangs eine unerfreuliche, da er als Ausländer mit starkem und absichtlich genährtem Mißtrauen
zu kämpfen hatte. Dafür genoß er das Glück im häuslichen Leben, er wurde der erste und vertrauteste
Berater seiner Gattin. Allmählich gelang es ihm, jenes öffentliche Mißtrauen zu überwinden; mit Eifer widmete er
sich gemeinnützigen und wohlthätigen Schöpfungen, wie den Armenschulen, den Besserungsanstalten für jugendliche Verbrecher,
ferner den nationalen Kunstbestrebungen und vor allem auch auf seiner Musterfarm in Windsor der Hebung von Ackerbau
und Viehzucht (vgl. G. F. von Schmidt, Die Meiereien des Prinzen Albert, Münch. 1865). Er wurde 1847 zum Kanzler der Universität
in Cambridge erwählt und leitete später die Vorbereitungen zur Weltausstellung von 1851. Eine große Zahl äußerer Würden,
Ehrenämter und Patronate wurde ihm übertragen; erhielt er von seiner Gattin den Titel eines
«Prince Consort» (Prinz-Gemahl). Aus A.sEhe mit der Königin entsprossen neun Kinder. Er war mit den Vorbereitungen zu einer
zweiten großen Ausstellung beschäftigt, als er Nov. 1861 zu Windsor erkrankte und 14. Dez. starb. Sein Tod wurde wie ein nationales
Unglück empfunden; die Königin wie das Volk suchten durch Denkmäler, Mausoleen u. a. Erinnerungszeichen
sein Andenken zu verewigen. In London steht das prunkvolle Albert Memorial (beschrieben von J. Dasforne, Lond. 1877) und die
großartige AlbertHall.
[* 68] Seine Reden wurden gesammelt u. d. T. «Addresses
delivered on different public occasions by H. R. H. Prince Albert» (Lond. 1857). Außerdem
erschienen auf Befehl der Königin «The principal speeches and addresses of H. R. H. the
Prince Consort» (Lond. 1862; deutsch von Frese,Brem. 1863), denen einige von ihr selbst diktierte Notizen über A.s Charakter
und Wirken beigefügt sind. - Sein Leben beschrieben Walford (Lond. 1861), Wilson (ebd. 1862),
Johnson (ebd. 1862), Craven, Le
[* 69] Prince
de Saxe-Cobourg (Par. 1883), am besten
SirTheodore Martin (The life of H. R. H. the Prince Consort, 5 Bde.,
Lond. 1875-80; deutsch von E. Lehmann, 5 Bde., Gotha 1876-81), dessen Werk auf urkundlichen
Quellen beruht.
Von Interesse sind auch das unter Leitung der Königin Victoria herausgegebene Werk von Grey, The early
years of H. R. H. the Prince Consort (Lond. 1867: 4. Aufl. 1869; deutsch
von Frese u.d. T.: Die Jugendjahre des Prinzen Albert, Gotha 1868) und die von Helps heransgegebenen Leaves from the Journal of
our life in the Highlands from 1848-61 (Lond. 1868; deutsch u.d. T.: Blätter aus dem Tagebuche der Königin
Victoria u. s. w., Braunschw. 1868), sowie Aus dem polit.
Briefwechsel des DeutschenKaisers mit dem Prinz-Gemahl von England 1854-61 (Gotha 1881); ferner Rimmer, The early homes of
Prince Albert (1883; reich illustriert), und Miß Kenyon, the Good; Scenes in the life of the Prince Consort
(Lond. 1890).
Eduard, Prinz von Wales, ältester Sohn der Königin Victoria von England, geb. im
Buckinghampalast zu London. Zuerst durch Privatlehrer unter Oberleitung seines Vaters, des Prinzen Albert, erzogen, studierte
er in Edinburgh, Oxford und Cambridge, bereiste 1860 Nordamerika
[* 70] und 1861-62 den Orient. 1863 trat er als
Herzog von Cornwall ins Oberhaus. 1875-76 besuchte er Ostindien,
[* 71] war 1878 Vorsitzender der engl. Kommission für die PariserAusstellung. 1883 erhielt
er, zum Chef der Blücher-Husaren ernannt, den Rang eines preuß. Generalfeldmarschalls.
Peinliches Aufsehen erregte 1891 seine Verwicklung in einen Prozeß, nach dessen Ausgang der ihm befreundete
Oberst Gordon-Cumming wegen falschen Spiels aus den Listen der engl. Armee gestrichen wurde. Albert ist vermählt seit mit
Alexandra (geb. Tochter Christians IX. von Dänemark. Seine Kinder sind: Albert Victor, Herzog von Clarence (s. d.),
Georg, Herzog von York (geb. präsumtiver Thronfolger, seit vermählt
mit Marie von Teck);
Luise (geb. seit 1889 vermählt mit dem Herzog von Fife), Victoria (geb. Maud
(geb. -
Vgl. Speeches and addresses of H. R. H. the Prince of Wales 1863-88, hg. von Macaulay
(Lond. 1889).
von Appeldern, Bischof von Riga (1199-1229), Begründer des Christentums und des Deutschtums in Livland, gebürtig
aus dem bremischen Geschlecht der Appeldern, war zuerst Domherr in Bremen, wurde 1199 Bischof von Livland, zog 1200 mit
einem Pilgerheer nach der Mündung der Düna, gründete hier 1201 zur Stütze seiner Macht Riga, rief 1202 den Orden der «Brüder
der Ritterschaft Christi», gewöhnlich Schwertbrüder genannt, ins Leben und unterwarf im Verein mit diesem in unablässigen
Kämpfen erst das Land nordwärts der Düna (Livland), dann auch das im Süden (Kurland und Semgallen),
während er nicht hindern konnte, daß in Esthland sich die Dänen festsetzten. Für das von ihm in Besitz genommene Land wurde
er 1207 und wieder 1225 als Fürst des Römisch-Deutschen Reichs anerkannt und belehnt; er selbst gab dann ein Drittel davon
als Lehn an den Orden, ein Verhältnis, aus welchem, namentlich als der Christusorden mit dem DeutschenOrden
verschmolz, jahrhundertelange Streitigkeiten
¶
mehr
entstanden. In kirchlicher Beziehung richtete er, je nachdem die Eroberung fortschritt, neben Riga neue Bistümer ein: Esthland,
Ösel, Dorpat,
[* 74] später Semgallen und Kurland, über die sein zweiter Nachfolger, Albert Ⅱ., ebenso wie über die preuß.
Bistümer, vom Papste als Metropolitan bestätigt wurde. So waren, als Albert starb, alle
Grundlagen des bischöflich-ritterlichen livländ. Staatswesens der spätern Zeit schon vorhanden,
dieses selbst dem DeutschenReiche einverleibt, obwohl es stets den Charakter einer deutschen Kolonie behielt. –
Vgl. Bienemann,
Aus baltischer Vorzeit (Lpz. 1870);
Friedr. Aug., König von Sachsen, geb. als der älteste Sohn des damaligen Prinzen (nachmaligen
Königs) Johann zu Dresden, erhielt eine sorgfältige Erziehung unter der Leitung des sächs. Historikers
Friedr. Alb. von Langenn und bezog Michaelis 1847 die UniversitätBonn; aber schon im März 1848 bei dem
Ausbruche der auf die franz. Februarrevolution folgenden Wirren verließ er Bonn wieder. Schon frühzeitig hatte der Prinz Neigung
und Anlage zum Militärwesen gezeigt und war 1843 als Lieutenant in die Armee eingetreten; 1849 zog er als
Hauptmann der Artillerie unter dem Reichsoberbefehle des preuß. Generals von Prittwitz mit den sächs. Truppen nach Schleswig-Holstein,
[* 76] wo er sich beim Sturme auf die Düppeler Schanzen 13. April hervorthat. Mit dem Ritterkreuze des sächs. Militär-St.
Heinrichsordens sowie mit dem preuß. Orden pour le mérite belohnt, kehrte er zurück.
Nach der im Aug. 1854 erfolgten Thronbesteigung seines Vaters übernahm den Vorsitz im Staatsrate und trat
als thätiges Mitglied in die Erste Kammer ein. Kurz vorher, 1853, war er in der Charge eines Generallieutnants zum Kommandanten
der sächs. Infanterie ernannt worden, welche Stellung er, seit 1857 General, im DeutschenKriege von 1806 mit
der eines Kommandanten der gesamten sächs. Armee vertauschte. Als solcher führte er die Truppen Mitte Juni der unter Benedek
in Böhmen gegen Preußen zusammengezogenen österr.
Nordarmee zu, wo sie anfangs zur Verstärkung
[* 77] von Clam-Gallas bestimmt waren. Mit diesem kämpfte der Prinz 29. Juni bei Gitschin
und stand 3. Juli bei Königgrätz auf dem linken österr. Flügel, wo er die Stellung von Přim und Probluz
mit großer Tapferkeit gegen die Elbarmee unter Herwarth von Bittenfeld verteidigte. (S. Königgrätz.) Seine Verdienste
wurden durch die Verleihung des Großkreuzes des sächs. Militär-St.
Heinrichsordens und des Ritterkreuzes des österr. Maria-Theresia-Ordens ausgezeichnet.
Nach dem Friedensschlusse erhielt Albert das Kommando über das sächsische, nunmehr 12. norddeutsche
Armeekorps. Dieses wurde beim Ausbruch des Deutsch-FranzösischenKrieges im Juli 1870 zunächst der unter dem Oberbefehl des
Prinzen FriedrichKarl vonPreußen stehenden ZweitenDeutschen Armee zugeteilt und kam unter dem Kommando A.s bereits 18. Aug. zur
Aktion, wo es bei Gravelotte-St.
Privat viel zur Entscheidung der Schlacht beitrug. Als nach der Einschließung der franz. Rheinarmee in Metz von deutscher
Seite der Vormarsch gegen Paris beschlossen worden war, erhielt den Oberbefehl über die aus
dem preuß. Gardekorps,
dem 4. und 12. (sächs.) Armeekorps und der 5. und 6. Kavalleriedivision neugebildete Vierte oder Maasarmee,
die, auf dem Marsch nach Châlons begriffen, Ende August im Verein mit der Dritten Armee (unter dem Kronprinzen von Preußen)
die berühmte Flankenbewegung nach Norden
[* 78] ausführte, wo sie 30. Aug. die franz. Armee unter Mac-Mahon bei Beaumont schlug und 1. Sept., den
rechten deutschen Flügel bildend, hervorragenden Anteil an der Entscheidungsschlacht von Sedan nahm.
Kasimir, Herzog von Sachsen-Teschen, s. Albrecht. ^[= # letzter Hochmeister des Deutschen Ordens und erster Herzog in Preußen, Begründer der Reformation ...]
von Behaim (Bohemus), aus einer adligen Familie von Kager bei Cham, 1212 Domherr zu Passau,
[* 81] um 1226 Archidiakon
von Lorch, 1245 Domdechant von Passau, ein berühmter Agitator in dem Kampfe der Päpste Gregor Ⅸ. und Innocenz Ⅳ. gegen
KaiserFriedrich Ⅱ. und dessen Sohn Konrad Ⅳ. Einen Einblick in seine umfassende, gewandte, in ihren
Mitteln aber auch wenig wählerische Thätigkeit geben seine zum Teil im Originale erhaltenen Missivbücher (hg. von Höfler
in der «Bibliothek des Litterarischen Vereins zu Stuttgart»,
[* 82] Bd. 16, 1847). In Passau geriet er wiederholt
in Zwist mit den übrigen Domherren, wurde 1258 vom BischofOtto gefangen gesetzt, auf Befehl des Papstes
jedoch freigelassen. Er starb um 1260. Die Geschichte seiner Hinrichtung ist Fabel. –
Vgl. Schirrmacher, von Possemünster,
genannt der Böhme, Archidiakon von Passau (Weim. 1871);
Ratzinger in den «Histor. polit. Blättern», Bd. 84 fg. (Münch. 1879).
und widmete sich jetzt ganz den Wissenschaften. Als Ratgeber des Erzbischofs Konrad von Hochstaden soll er den Plan zur Erbauung
des Kölner
[* 85] Doms gefördert haben. Er starb zu Köln.
Unter den Gelehrten des 13. Jahrh. besaß Albert die vielseitigste Bildung, weshalb er schon von seinen Zeitgenossen den
Beinamen des Großen und des Doctor universalis erhielt. Er war der erste, der in größerm Maßstabe die mit dem Beginn des 13. Jahrh.
bekannt werdenden Originalwerke des Aristoteles, sowie die byzant., arab. und jüd. Kommentare benutzte,
durch diese Stofffülle dem scholastischen Denken die AristotelischeWendung gab und so der Hauptlehrer
der Aristotelischen Philosophie und der Begründer ihres entscheidenden Ansehens ward.
Bedeutender und selbständiger war er auf naturwissenschaftlichem Gebiete, namentlich in der Botanik. Seine für die damalige
Zeit ungewöhnlichen Kenntnisse in der Physik, Chemie und Mechanik brachten ihn in den Verdacht der Zauberei, und vielfache
Sagen haben sich in dieser Beziehung an seinen Namen geknüpft. Seine Schriften, die von Jammy, jedoch nicht
vollständig, gesammelt wurden (21 Bde., Leid. 1651), bestehen teils in Kommentaren zu den philos. Werken des Aristoteles,
teils sind sie physik., alchimist. und naturhistor. Inhalts. Eine kritische Ausgabe eines Teils der letztern haben u. d. T.
" Alberti Magni ex ordine praedicatorum de vegetabilibus libri Ⅶ, historiae naturalis pars ⅩⅧ» Ernst
Meyer und KarlJessen (Berl. 1867) veranstaltet.
Seine theol. Werke bestehen hauptsächlich in Auslegungen biblischer Bücher und dogmatischen Schriften. Zu letztem zählt das
«Compendium theologicae veritatis» (zuerst Nürnb.
1473; danach oft im 15. und 16. Jahrh.). Oft gedruckt sind auch die apokryphen
Schriften«Liber secretorum Alberti Magni de virtutibus herbarum etc.» (deutsch u. d. T.
«Ausführliches Kräuterbuch», Reutlingen
[* 86] 1871) und «De secretis mulierum». –
Eduard, Chirurg, geb. im Jan. 1841 zu Senftenberg in Böhmen, studierte in WienMedizin, wurde 1873 ord. Professor
der chirurg. Klinik zu Innsbruck und 1881 ord. Professor der Chirurgie und Mitdirektor der chirurg. Klinik
in Wien. Seine wichtigsten Arbeiten betreffen die chirurg. Diagnostik, die operative Chirurgie sowie die Mechanik der menschlichen
Gelenke. Er schrieb: «Beiträge zur Geschichte der Chirurgie» (Wien 1878);
«Lehrbuch der Chirurgie und Operationslehre» (4. Aufl., 4 Bde.,
ebd. 1889‒91);
«Diagnostik der chirurg. Krankheiten» (6. Aufl., ebd. 1893);
Eugen d’, Pianist und Komponist, geb. in Glasgow,
[* 87] wurde von seinem Vater, dann von HansRichter in
Wien, endlich von Liszt vorgebildet, machte seit 1882 jährlich Kunstreisen in Deutschland, Frankreich, Italien, Holland u. s. w.,
1889‒90 in den Vereinigten Staaten
[* 88] und Mexiko.
[* 89] 1895 wurde er Hofkapellmeister in Weimar.
[* 90] Als Pianist gewann
sich Albert sofort
eine angesehene Stellung durch seine gewaltige Technik und die scharfen Klangwirkungen seines Spiels. Später machte
dieser äußerlich blendende Charakter der Virtuosität einem durch Klarheit und musikalische Gediegenheit ausgezeichneten
Vortrage Platz. Als Komponist hat sich in kleinern und größern Formen versucht. Bekannt sind eine Suite für Klavier und einzelne
Lieder; ferner ein Konzert, eine Sinfonie, eine Ouverture und ein Streichquartett. Seine Oper «Der Rubin» wurde 1893 aufgeführt.
Albert ist vermählt mit der Pianistin Teresa Careño.
Heinr., Liederdichter und Komponist, geb. 28. Juni (alten Stils) 1604 zu Lobenstein, studierte unter seinem Oheim
Heinr. Schütz in DresdenMusik, seit 1623 in Leipzig die Rechte, ging 1626 nach Königsberg i. Pr., ward 1630 Organist an der
dortigen Domkirche und starb Albert war in Königsberg Mittelpunkt eines Dichterkreises, zu dem
Robertin und Dach gehörten. Seine Gedichte, die er selbst in Musik setzte, gehören durch natürlichen und herzlichen Ton
zum besten der Lyrik jener Zeit, besonders die Kirchenlieder, von denen manche («Gott des Himmels und der Erden»,
«Zum Sterben ich bereitet bin» und «Einen guten Kampf hab’ ich auf der
Welt gekämpfet») noch jetzt gesungen werden. Die meisten Lieder der Genossenschaft sind mit A.s Melodien gesammelt als «Arien»
(8 Tle., Königsb. 1638‒50) und «Poetisch-musikalisches
Lustwäldlein» (ebd. 1642‒48). A.s «Musikalische Kürbs-Hütte» (ebd. 1641) ist eine Sammlung von 12 dreistimmigen
kurzen Strophen, die er auf die Kürbisse seines Gartens, in dem sich die Freunde oft versammelten, schrieb. Eine Auswahl seiner
Gedichte bieten Müllers«Bibliothek deutscher Dichter des 17. Jahrh.», Bd. 5 (Lpz. 1823),
und Fischer, «Gedichte des Königsberger Dichterkreises aus H. A.sArien und musikalischer Kürbishütte» (Halle 1883‒84).
–
Vgl. Eitner, H. A.s Musikbeilagen zu den Gedichten des Königsberger Dichterkreises (Halle 1884).
Joseph, Photograph, geb. in München, widmete sich anfänglich auf der Polytechnischen Schule und
der Akademie daselbst dem Baufach, später der Photographie, und begründete 1840 ein Geschäft in Augsburg, das er 1858 nach
München verlegte. Er starb daselbst Albert machte sich zuerst bekannt durch die
photogr. Vervielfältigung von Handzeichnungen und Kupferdrucken in großem Maßstabe (z. B. die
Goetheschen Frauengestalten nach Zeichnungen von Kaulbach, Schwinds Märchen von den sieben Raben, die Illustrationen zur Jubelausgabe
von Schillers Gedichten nach Zeichnungen von Piloty, Kirchner, Ramberg u. a., Rethels Hannibalzug u. s. w.).
Neben andern Unternehmungen, die sich auf die Wiedergabe von Ölbildern beziehen, hat Albert sich namentlich durch
die Vervollkommnung eines neuen photogr. Druckverfahrens, des sog. Lichtdrucks (s. d.),
große Verdienste erworben, der nach ihm auch Albertypie oder Albertotypie genannt wird. Später benutzte er denselben mit
Erfolg zur Vervollkommnung des photochromischen Verfahrens der Gebrüder Ducos de Nouron. A.s «Artistische
Anstalt und Kunstverlag in München» wird von Paula Albert fortgeführt. Über den Sohn A.s s. Albert & Comp., Dr. E.