entstanden. In kirchlicher
Beziehung richtete er, je nachdem die Eroberung fortschritt, neben
Riga
[* 3] neue
Bistümer ein:
Esthland,
[* 4] Ösel, Dorpat,
[* 5] später Semgallen und
Kurland, über die sein zweiter Nachfolger, Albert Ⅱ., ebenso wie über die preuß.
Bistümer, vom Papste als Metropolitan bestätigt wurde. So waren, als Albert starb, alle
Grundlagen des bischöflich-ritterlichen livländ. Staatswesens der spätern Zeit schon vorhanden,
dieses selbst dem
DeutschenReiche einverleibt, obwohl es stets den Charakter einer deutschen
Kolonie behielt. –
Vgl. Bienemann,
Aus baltischer Vorzeit (Lpz. 1870);
Friedr. Aug., König von
Sachsen,
[* 7] geb. als der älteste Sohn des damaligen Prinzen (nachmaligen
Königs)
Johann zu
Dresden,
[* 8] erhielt eine sorgfältige Erziehung unter der Leitung des sächs. Historikers
Friedr.
Alb. von Langenn und bezog Michaelis 1847 die
UniversitätBonn;
[* 9] aber schon im März 1848 bei dem
Ausbruche der auf die franz. Februarrevolution folgenden Wirren verließ er
Bonn wieder.
Schon frühzeitig hatte der Prinz Neigung
und
Anlage zum Militärwesen gezeigt und war 1843 als
Lieutenant in die
Armee eingetreten; 1849 zog er als
Hauptmann der
Artillerie unter dem Reichsoberbefehle des preuß.
Generals von Prittwitz mit den sächs.
Truppen nach
Schleswig-Holstein,
[* 10] wo er sich beim
Sturme auf die Düppeler Schanzen 13. April hervorthat. Mit dem Ritterkreuze des sächs. Militär-St.
Heinrichsordens sowie mit dem preuß.
Orden
[* 11] pour le mérite belohnt, kehrte er zurück.
Nach der im Aug. 1854 erfolgten Thronbesteigung seines
Vaters übernahm den Vorsitz im
Staatsrate und trat
als thätiges Mitglied in die Erste Kammer ein. Kurz vorher, 1853, war er in der
Charge eines Generallieutnants zum Kommandanten
der sächs. Infanterie ernannt worden, welche
Stellung er, seit 1857
General, im
DeutschenKriege von 1806 mit
der eines Kommandanten der gesamten sächs.
Armee vertauschte. Als solcher führte er die
Truppen Mitte Juni der unter
Benedek
in
Böhmen
[* 12] gegen
Preußen
[* 13] zusammengezogenen österr.
Nordarmee zu, wo sie anfangs zur Verstärkung
[* 14] von Clam-Gallas bestimmt waren. Mit diesem kämpfte der Prinz 29. Juni bei
Gitschin
und stand3. Juli bei Königgrätz
[* 15] auf dem linken österr. Flügel, wo er die
Stellung von Přim und Probluz
mit großer Tapferkeit gegen die Elbarmee unter Herwarth von Bittenfeld verteidigte. (S. Königgrätz.) Seine Verdienste
wurden durch die Verleihung des Großkreuzes des sächs. Militär-St.
Heinrichsordens und des Ritterkreuzes des österr.
Maria-Theresia-Ordens ausgezeichnet.
Nach dem Friedensschlusse erhielt Albert das Kommando über das sächsische, nunmehr 12. norddeutsche
Armeekorps. Dieses wurde beim
Ausbruch des
Deutsch-FranzösischenKrieges im Juli 1870 zunächst der unter dem Oberbefehl des
Prinzen
FriedrichKarl vonPreußen stehenden
ZweitenDeutschen Armee zugeteilt und kam unter dem Kommando
A.s bereits 18. Aug. zur
Aktion, wo es bei Gravelotte-St.
Privat viel zur
Entscheidung der
Schlacht beitrug. Als nach der Einschließung der franz. Rheinarmee in Metz
[* 16] von deutscher
Seite der
Vormarsch gegen
Paris
[* 17] beschlossen worden war, erhielt den Oberbefehl über die aus
dem preuß. Gardekorps,
dem 4. und 12. (sächs.)
Armeekorps und der 5. und 6.
Kavalleriedivision neugebildete Vierte oder Maasarmee,
die, auf dem
Marsch nach Châlons begriffen, Ende
August im
Verein mit der Dritten
Armee (unter dem Kronprinzen von
Preußen)
die berühmte Flankenbewegung nach Norden
[* 18] ausführte, wo sie 30. Aug. die franz.
Armee unter Mac-Mahon bei
Beaumont schlug und 1. Sept., den
rechten deutschen Flügel bildend, hervorragenden Anteil an der Entscheidungsschlacht von
Sedan
[* 19] nahm.
Kasimir,Herzog von
Sachsen-Teschen, s.
Albrecht. ^[= # letzter Hochmeister des Deutschen Ordens und erster Herzog in Preußen, Begründer der Reformation ...]
von
Behaim (Bohemus), aus einer adligen Familie von Kager bei Cham, 1212 Domherr zu Passau,
[* 23] um 1226 Archidiakon
von Lorch, 1245 Domdechant von Passau, ein berühmter
Agitator in dem Kampfe der Päpste
Gregor Ⅸ. und Innocenz Ⅳ. gegen
KaiserFriedrich Ⅱ. und dessen Sohn Konrad Ⅳ. Einen Einblick in seine umfassende, gewandte, in ihren
Mitteln aber auch wenig wählerische Thätigkeit geben seine zum
Teil im Originale erhaltenen Missivbücher (hg. von Höfler
in der
«Bibliothek des Litterarischen
Vereins zu
Stuttgart»,
[* 24] Bd. 16, 1847). In Passau geriet er wiederholt
in Zwist mit den übrigen Domherren, wurde 1258 vom
BischofOtto gefangen gesetzt, auf
Befehl des Papstes
jedoch freigelassen. Er starb um 1260. Die Geschichte seiner Hinrichtung ist Fabel. –
Vgl. Schirrmacher, von Possemünster,
genannt der
Böhme, Archidiakon von Passau (Weim. 1871);
Ratzinger in den «Histor. polit.
Blättern», Bd. 84 fg.
(Münch. 1879).
und widmete sich jetzt ganz den Wissenschaften. Als Ratgeber des Erzbischofs Konrad von Hochstaden soll er den Plan zur Erbauung
des Kölner
[* 34] Doms gefördert haben. Er starb zu Köln.
Unter den Gelehrten des 13. Jahrh. besaß Albert die vielseitigste Bildung, weshalb er schon von seinen Zeitgenossen den
Beinamen des Großen und des Doctor universalis erhielt. Er war der erste, der in größerm Maßstabe die mit dem Beginn des 13. Jahrh.
bekannt werdenden Originalwerke des Aristoteles, sowie die byzant., arab. und jüd. Kommentare benutzte,
durch diese Stofffülle dem scholastischen Denken die AristotelischeWendung gab und so der Hauptlehrer
der Aristotelischen Philosophie und der Begründer ihres entscheidenden Ansehens ward.
Bedeutender und selbständiger war er auf naturwissenschaftlichem Gebiete, namentlich in der Botanik. Seine für die damalige
Zeit ungewöhnlichen Kenntnisse in der Physik, Chemie und Mechanik brachten ihn in den Verdacht der Zauberei, und vielfache
Sagen haben sich in dieser Beziehung an seinen Namen geknüpft. Seine Schriften, die von Jammy, jedoch nicht
vollständig, gesammelt wurden (21 Bde., Leid. 1651), bestehen teils in Kommentaren zu den philos. Werken des Aristoteles,
teils sind sie physik., alchimist. und naturhistor. Inhalts. Eine kritische Ausgabe eines Teils der letztern haben u. d. T.
" Alberti Magni ex ordine praedicatorum de vegetabilibus libri Ⅶ, historiae naturalis pars ⅩⅧ» Ernst
Meyer und KarlJessen (Berl. 1867) veranstaltet.
Seine theol. Werke bestehen hauptsächlich in Auslegungen biblischer Bücher und dogmatischen Schriften. Zu letztem zählt das
«Compendium theologicae veritatis» (zuerst Nürnb.
1473; danach oft im 15. und 16. Jahrh.). Oft gedruckt sind auch die apokryphen
Schriften«Liber secretorum Alberti Magni de virtutibus herbarum etc.» (deutsch u. d. T.
«Ausführliches Kräuterbuch», Reutlingen
[* 35] 1871) und «De secretis mulierum». –
Eduard, Chirurg, geb. im Jan. 1841 zu Senftenberg in Böhmen, studierte in WienMedizin, wurde 1873 ord. Professor
der chirurg. Klinik zu Innsbruck
[* 37] und 1881 ord. Professor der Chirurgie und Mitdirektor der chirurg. Klinik
in Wien. Seine wichtigsten Arbeiten betreffen die chirurg. Diagnostik, die operative Chirurgie sowie die Mechanik der menschlichen
Gelenke. Er schrieb: «Beiträge zur Geschichte der Chirurgie» (Wien 1878);
«Lehrbuch der Chirurgie und Operationslehre» (4. Aufl., 4 Bde.,
ebd. 1889‒91);
«Diagnostik der chirurg. Krankheiten» (6. Aufl., ebd. 1893);
Eugen d’, Pianist und Komponist, geb. in Glasgow,
[* 38] wurde von seinem Vater, dann von HansRichter in
Wien, endlich von Liszt vorgebildet, machte seit 1882 jährlich Kunstreisen in Deutschland, Frankreich, Italien,
[* 39] Holland u. s. w.,
1889‒90 in den Vereinigten Staaten
[* 40] und Mexiko.
[* 41] 1895 wurde er Hofkapellmeister in Weimar.
[* 42] Als Pianist gewann
sich Albert sofort
eine angesehene Stellung durch seine gewaltige Technik und die scharfen Klangwirkungen seines Spiels. Später machte
dieser äußerlich blendende Charakter der Virtuosität einem durch Klarheit und musikalische Gediegenheit ausgezeichneten
Vortrage Platz. Als Komponist hat sich in kleinern und größern Formen versucht. Bekannt sind eine Suite für Klavier und einzelne
Lieder; ferner ein Konzert, eine Sinfonie, eine Ouverture und ein Streichquartett. Seine Oper «Der Rubin» wurde 1893 aufgeführt.
Albert ist vermählt mit der Pianistin Teresa Careño.
Heinr., Liederdichter und Komponist, geb. 28. Juni (alten Stils) 1604 zu Lobenstein, studierte unter seinem Oheim
Heinr. Schütz in DresdenMusik, seit 1623 in Leipzig
[* 43] die Rechte, ging 1626 nach Königsberg
[* 44] i. Pr., ward 1630 Organist an der
dortigen Domkirche und starb Albert war in Königsberg Mittelpunkt eines Dichterkreises, zu dem
Robertin und Dach
[* 45] gehörten. Seine Gedichte, die er selbst in Musik setzte, gehören durch natürlichen und herzlichen Ton
zum besten der Lyrik jener Zeit, besonders die Kirchenlieder, von denen manche («Gott des Himmels und der Erden»,
«Zum Sterben ich bereitet bin» und «Einen guten Kampf hab’ ich auf der
Welt gekämpfet») noch jetzt gesungen werden. Die meisten Lieder der Genossenschaft sind mit A.s Melodien gesammelt als «Arien»
(8 Tle., Königsb. 1638‒50) und «Poetisch-musikalisches
Lustwäldlein» (ebd. 1642‒48). A.s «Musikalische Kürbs-Hütte» (ebd. 1641) ist eine Sammlung von 12 dreistimmigen
kurzen Strophen, die er auf die Kürbisse seines Gartens, in dem sich die Freunde oft versammelten, schrieb. Eine Auswahl seiner
Gedichte bieten Müllers«Bibliothek deutscher Dichter des 17. Jahrh.», Bd. 5 (Lpz. 1823),
und Fischer, «Gedichte des Königsberger Dichterkreises aus H. A.sArien und musikalischer Kürbishütte» (Halle
[* 46] 1883‒84).
–
Vgl. Eitner, H. A.s Musikbeilagen zu den Gedichten des Königsberger Dichterkreises (Halle 1884).
Joseph, Photograph, geb. in München,
[* 47] widmete sich anfänglich auf der Polytechnischen Schule und
der Akademie daselbst dem Baufach, später der Photographie, und begründete 1840 ein Geschäft in Augsburg,
[* 48] das er 1858 nach
München verlegte. Er starb daselbst Albert machte sich zuerst bekannt durch die
photogr. Vervielfältigung von Handzeichnungen und Kupferdrucken in großem Maßstabe (z. B. die
Goetheschen Frauengestalten nach Zeichnungen von Kaulbach, Schwinds Märchen von den sieben Raben, die Illustrationen zur Jubelausgabe
von Schillers Gedichten nach Zeichnungen von Piloty, Kirchner, Ramberg u. a., Rethels Hannibalzug u. s. w.).
Neben andern Unternehmungen, die sich auf die Wiedergabe von Ölbildern beziehen, hat Albert sich namentlich durch
die Vervollkommnung eines neuen photogr. Druckverfahrens, des sog. Lichtdrucks (s. d.),
große Verdienste erworben, der nach ihm auch Albertypie oder Albertotypie genannt wird. Später benutzte er denselben mit
Erfolg zur Vervollkommnung des photochromischen Verfahrens der Gebrüder Ducos de Nouron. A.s «Artistische
Anstalt und Kunstverlag in München» wird von Paula Albert fortgeführt. Über den Sohn A.s s. Albert & Comp., Dr. E.