Wegen seiner umfassenden
Gelehrsamkeit ward er
Doctor universalis genannt. Das Staunen seiner Zeitgenossen
über den
Umfang seines
Wissens, namentlich auch in der
Chemie,
Physik und
Mechanik, spricht sich in den wunderbarsten
Sagen aus,
die Albert zum Zauberer und Vertreter der
Magie machen.
Wie er in seinen naturwissenschaftlichen Werken meist nur die in den
Schriften
des
Aristoteles und in den byzantinischen, jüdischen und arabischen
Kommentaren niedergelegten Forschungen
sammelte und zusammenstellte, so zeigen auch seine philosophisch-theologischen Werke ihn völlig von
Aristoteles beherrscht,
dessen entscheidende Bedeutung für lange Zeit von ihm begründet wurde. In der
Botanik trat er auch als selbständiger
Forscher
auf. Seine
Schriften wurden herausgegeben von Jammy
(Lyon
[* 13] 1651, 21 Bde.).Sein »Compendium theologicae Veritatis«
(zuerst Nürnb. 1473) war im 15. und 16. Jahrh. in zahllosen
Drucken verbreitet, ebenso seine apokryphen
Schriften: »Liber secretorum
AlbertiMagni de virtutibus herbarum« (deutsch,
Reutling.
1871) und
»De secretis mulierum et virorum«;
eine kritische
Ausgabe des 18.
Kapitels der
»Historia naturalis« besorgten neuerdings
E.Meyer und
Jessen
(»De vegetabilibus libri VII«, Berl. 1867).
focht er tapfer durch. Im J. 1222 folgte er dem KaiserFriedrich II. nach Italien und ward zum Grafen der Romagna und zum Stellvertreter
des Kaisers in Oberitalien
[* 20] ernannt. Er brachte fortan einen großen Teil seines Lebens in Italien zu und bemühte sich besonders
um Aufrechterhaltung des Friedens zwischen dem Kaiser und dem Papst. Er starb
3) Bischof von Riga,
[* 21] Begründer der deutschen KolonieLivland,
[* 22] aus dem bremischen Rittergeschlecht der Appeldern gebürtig, war
Domherr in Bremen,
[* 23] als er 1199 zum Bischof von Livland erhoben wurde. Er führte 1200 ein stattliches Pilgerheer auf 23 Schiffen
nach der Mündung der Düna, wo er 1201 die Stadt Riga gründete. Unermüdlich war er nun darauf bedacht,
durch neue Pilgerscharen aus Norddeutschland, für die er vom PapstInnocenz III. den völligen Sündenerlaß erwirkte, die
Kolonie zu stärken und auszubreiten und die Eingebornen zum Christentum zu bekehren.
St. James, Hyde und Windsor etc. und erhielt 1857 den Titel »Consort of Her most gracious Majesty«. Er trat in den GeheimenRat
ein und wohnte den Audienzen bei, welche die Königin den Ministern gab. Er nahm von allen vertraulichen Staatsschriften Kenntnis
und wurde geradezu als Eine Person mit der Königin betrachtet. Den 1850 von Wellington gemachten Vorschlag,
Albert solle sein Nachfolger im Oberbefehl über das Heer werden, lehnte er ab, um nicht seine Stellung als vertrauter Ratgeber
der Königin in allen Staatsangelegenheiten durch zu ausschließliche Beschäftigung mit einem Geschäftszweig zu gefährden,
wirkte jedoch nach dem TodWellingtons bei den dringenden Reformen im Militärwesen mit.
Vorübergehend wurde wohl seine Einmischung heftig angegriffen, namentlich 1854, wo man ihn russischer Sympathien beschuldigte
- ganz mit Unrecht, wie sich bald zeigte. Überhaupt vermied er es, öffentlich und direkt seinen Einfluß auf die Staatsgeschäfte
geltend zu machen, wiewohl er, seiner Stellung und seinen hohen geistigen und moralischen Gaben entsprechend,
in der Stille als der vertrauteste Rat der Königin einen höchst bedeutenden und segensreichen Einfluß geübt hat.
Allgemein anerkannt wurde seine Thätigkeit auf dem von ihm besonders gepflegten Gebiet der Wissenschaften und Künste. Seit 1847 Kanzler
der UniversitätCambridge, hob er dieselbe sehr und ließ namentlich der Geschichte, den neuern Sprachen
und den schönen Künsten größere Berücksichtigung zu teil werden. Von ihm rührte der Plan zu einer Weltindustrieausstellung
in London her. Jedes gemeinnützige Unternehmen fand bei ihm eifrige Förderung, und er war als Protektor zahlreicher Anstalten
der Wohlthätigkeit und Humanität unermüdlich thätig: so nahm er besonders die freien Armenschulen (ragged
schools) und Besserungsanstalten für jugendliche Verbrecher unter seinen Schutz, sorgte für die Wohnungen der ärmern Klassen,
gab der industriellen Entwickelung eine mächtige Anregung und trug viel zur Hebung
[* 47] des Ackerbaus und der Viehzucht
[* 48] bei, indem
er durch seine Musterfarm im Windsorpark zeigte, zu wie hohen Ergebnissen auch hier eine rationelle Behandlung
zu führen vermöge. So gelang es ihm mit der Zeit, alle gegen ihn als Ausländer anfänglich gehegten Vorurteile zum Schweigen
zu bringen und große Popularität zu erlangen.
Sein infolge eines typhösen Fiebers erfolgter plötzlicher Tod erregte daher die allgemeinste und tiefste
Trauer. Namentlich war die königliche Witwe untröstlich, und lange Zeit hielt sie sich, soweit nicht unabweisbare Regentenpflichten
es erheischten, von der Öffentlichkeit fern. Zahlreiche Monumente, dem Andenken des Prinzen geweihte Institute etc. bringen
seinen Namen auf die Nachwelt. Seine Reden erschienen in »Addresses delivered on different public occasions by
H. R. H. Prince Albert« (Lond. 1857) und »The
principal speeches and addresses of H. R. H. the Prince Consort« (mit Notizen der Königin, das. 1862; deutsch,Brem. 1863).
Vgl.
Gen. Grey, The early years of the Prince Consort (auf Veranlassung der Königin, 4. Aufl. 1869; deutsch, Gotha
[* 49] 1868);
Pauli, Aufsätze
zur englischen Geschichte (Leipz. 1869), und vor allem das von der Königin veranlaßte Werk von Martin: »Life of H. R. H. the
Prince Consort« (Lond. 1876-79, 5 Bde.;
deutsch, Gotha. 1876 ff.),
sowie die interessanten Aufzeichnungen der Königin: »Leaves from the journal of our life in the
Highlands« (hrsg. von Helps, Lond. 1868).
1) (Alberti) Heinrich, Liederdichter und Komponist, geb. zu Lobenstein im Vogtland, studierte in Leipzig
[* 52] die Rechte, dann Musik unter seinem Oheim Schütz in Dresden, ging 1626 nach Königsberg
[* 53] i. Pr., wo er 1631 Organist an der Domkirche
wurde, und starb dort (nicht 1668). Seine Gedichte, die er alle selbst in Musik gesetzt hat,
sind zum größten Teil Kirchenlieder, von denen manche (z. B. »Gott
des Himmels und der Erden«, »Zum Sterben ich bereitet bin«, »Einen
guten Kampf hab' ich«) noch jetzt im Gebrauch sind; seine wenig zahlreichen weltlichen Lieder zeichnen sich
durch Innigkeit und Anmut aus. Dieselben erschienen (mit einigen seiner FreundeDach
[* 54] und Roberthin) gesammelt in seinem berühmten
»Poetisch-musikalischen Lustwäldlein« (1642-48 u.
öfter),
eine Auswahl, mit den Musikbeilagen, in den »Neudrucken deutscher Litteraturwerke«
(hrsg. von Eitner, Halle
[* 55] 1883-84). Dem Einfluß des Musikers Albert war vor allem die lyrische Frische und volkstümliche
Leichtigkeit der Gedichte der Königsberger Poetengruppe des 17. Jahrh. zuzuschreiben.