Alban
,
s. Guttapercha.
Alban
62 Wörter, 422 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Alban,
s. Guttapercha.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Alban,
altes schott. Königreich, s. Schottland. ^[= (engl. Scotland), früher selbständiges Königreich, seit 1707 die nördl. Hälfte des Vereinigten ...]
Alban,
chem. Körper, s. Guttapercha.
Alban,
Heiliger, der erste Märtyrer Britanniens, geb. zu Verulamium in Britannien, war in der Jugend einige Zeit in Rom, [* 2] wurde später zum Christentum bekehrt und während der Christenverfolgung unter Diocletian 303 hingerichtet.
Sein Tag ist der 22. Juni. Nach ihm ist die Stadt St. Albans in England benannt.
(Tubangummi, Gettaniagummi, Gummi plasticum, Percha), der erstarrte Milchsaft des zur Familie der Sapotaceen gehörenden Baums Isonandra (Dichopsis) Gutta Hook., welcher auf Singapur [* 5] und nördlich bis Pinang, südlich bis auf der Ostküste von Sumatra und Java und östlich bis Borneo vorkommt. Andre Arten der Gattungen Dichopsis, Ceratophorus und Payena liefern weniger Guttapercha. Man gewinnt den Milchsaft aus Einschnitten, die man in den Stamm der Bäume macht, und knetet ihn nach dem Gerinnen und vor dem völligen Erstarren mit ¶
Wasser, um eine kompakte Masse zu erhalten, welche in Blöcken von 10-20 kg in den Handel kommt. Die rohe Guttapercha ist häufig mit Rindenstückchen, Erde, Steinchen etc. verunreinigt, rötlich, oft ziemlich dunkel gesalbt und marmoriert. Sie fühlt sich fettig an, ist geschmacklos, riecht namentlich beim Erwärmen kautschukähnlich, besitzt etwa das spezifische Gewicht des Wassers, ist undurchsichtig, zäh, wenig elastisch und dehnbar und zeigt besonders in Form dünner Blättchen das Verhalten eines faserigen Körpers, der in der Richtung der Fasern sich bedeutend strecken läßt, aber zerreißt, sobald man versucht, ihn quer gegen die Fasern zu strecken.
Bei 25° wird Guttapercha biegsam, bei 48° läßt sie sich unter starkem Drucke kneten, und zwischen 55 und 60° ist sie so plastisch, daß man sie zu Röhren, [* 7] Fäden und Bändern ausziehen kann. Bei 100° wird sie klebrig, auch in kochendem Wasser, in welchem sie ihre Form verliert und aufquillt. Sie nimmt hierbei 5-6 Proz. Wasser auf, welches sie an der Luft sehr langsam wieder abgibt. Die erwärmte Guttapercha läßt sich in jede Form pressen, nimmt die feinsten Details derselben an und bewahrt dieselben auch beim Erkalten.
Sie leitet Wärme [* 8] und Elektrizität [* 9] sehr schlecht, und durch Reiben wird sie stark negativ elektrisch. Guttapercha widersteht den meisten Lösungsmitteln. In Wasser ist sie vollkommen unlöslich, Alkohol und Äther lösen sie nur zum Teil, Öl löst nur in der Hitze geringe Mengen. Dagegen löst sich Guttapercha leicht in Schwefelkohlenstoff und Chloroform, bei gelindem Erwärmen in Benzin, den flüchtigen Steinkohlenteerölen, Terpentinöl und Steinöl. Sie widersteht konzentrierten Lösungen von Alkalien, Salzlösungen, verdünnten Säuren und dem Chlor, während sie von konzentrierter Schwefel- und Salpetersäure angegriffen wird.
Guttapercha besteht aus 78-82 Proz. Gutta C20H32 und zwei Oxydationsprodukten dieses Kohlenwasserstoffs, dem Fluavil C20H32O und dem Alban C20H32O2 . An Luft und Licht, [* 10] besonders bei 25-40° und in Form dünner Platten, Bänder oder Fäden, oder wenn sie abwechselnd befeuchtet und getrocknet wird, verändert sich Guttapercha schnell, wird brüchig, zerreiblich, harzig, in Alkohol und Alkalien löslicher und selbst ein guter Leiter der Elektrizität.
Diese Oxydation erfolgt nicht
im Dunkeln und unter Wasser, namentlich nicht
unter Seewasser. Bei 130° schmilzt Guttapercha, und bei
höherer Temperatur zersetzt sie sich und gibt dieselben Produkte der trocknen Destillation
[* 11] wie Kautschuk.
Behufs der Verarbeitung wird die Guttapercha auf einer Schneidemaschine in feine Späne zerschnitten, die man mit
Wasser wäscht und von den abgelösten Verunreinigungen durch Absetzen trennt, dann durch Einleiten von Dampf
[* 12] erweicht und zu
Blöcken vereinigt.
Diese zerreißt man in noch
weichem Zustand durch eine schnell rotierende Zahntrommel in feine Teilchen,
welche durch zuströmendes Wasser fortgespült und ausgewaschen werden. Die erhaltene gleichförmige Masse wird zwischen Walzen
mit dicken, stumpfen Zähnen geknetet und ist dann für den Gebrauch fertig. Läßt man sie zwischen glatten Walzen hindurchgehen,
so erhält man sie in Form von Platten oder Papier und bei Einschaltung eines Schneideapparats in Form
von Bändern.
Ebenso werden Röhren gepreßt und nach einem ähnlichen Verfahren Telegraphendrähte mit Guttapercha umkleidet. Wie Kautschuk, kann man auch vulkanisieren und ihr dadurch die unangenehme Eigenschaft entziehen, bei 40-60° zu erweichen. Besser als Schwefel, der beim Vulkanisieren des Kautschuks angewendet wird, eignen sich aber für Guttapercha die Unterschwefligsäuresalze des Bleies oder Zinks. Man mischt 100 Teile Guttapercha mit 15 Teilen des Salzes bei 100° und erwärmt den geformten Gegenstand auf 140°.
G. findet ungemein mannigfache Verwendung; man benutzt sie als Surrogat von Leder, Pappe, Papiermaché, Holz, [* 13] Papier, Metall etc. in allen Fällen, wo es auf Undurchdringlichkeit gegen Wasser, Widerstand gegen Alkohol, Laugen und Säuren ankommt und keine höhere Temperatur mitwirkt. Die in der Wärme erweichte Guttapercha gibt beim Einpressen in befeuchtete Formen, Holzschnitte etc. sehr scharfe Abdrücke derselben, und man braucht sie deshalb in der Galvanoplastik [* 14] zur Darstellung der Formen.
Einige der wichtigsten Verwendungen der Guttapercha sind außerdem: Treibriemen, Röhren für Wasserleitungen, Pumpen [* 15] und Spritzen, allerlei Gefäße, Liderungen, Sohlen, Bougies, Katheter, [* 16] Ornamente, [* 17] Rahmen, Messerhefte, Säbelgriffe, Peitschen, Knöpfe, Dosen, Hähne, Heber, [* 18] Trichter, Überzüge für Walzen zum Pressen und Appretieren, Büsten, Statuen etc. Man überzieht mit Guttapercha Telegraphendrähte zu unterirdischen und unterseeischen Leitungen, muß dieselben aber dann gegen direkte Einwirkung des Wassers schützen.
Ein Gemenge von 1 Teil Guttapercha mit 2 Teilen Kautschuk steht in Bezug auf seine Eigenschaften in der Mitte zwischen beiden Substanzen
und läßt sich wie Guttapercha vulkanisieren. Zur Darstellung von reiner, farbloser Guttapercha löst man 10 Teile in 64 Teilen
Schwefelkohlenstoff, setzt 2,5 Teile Pulver von unglasiertem Thongeschirr zu, schüttelt einigemal um, läßt 3-4 Tage stehen,
filtriert dann die geklärte Lösung in 60-70 Teilen Weingeist von ca. 0,833 spez. Gew., schüttelt wiederholt stark
durch, trennt nach einigen Tagen die Guttaperchalösung von der auf ihr schwimmenden alkoholischen Flüssigkeit,
schüttelt sie noch
einmal mit 40 Teilen Alkohol aus, destilliert dann den Schwefelkohlenstoff ab, knetet die farblose in kochendem
destillierten Wasser und rollt sie schließlich in dünne Stangen aus, die unter Wasser aufbewahrt werden müssen.
Sie dient meist nur als Zahnkitt, indem man sie in heißem Wasser erweicht und in die ausgetrocknete Zahnhöhlung
drückt. Eine Lösung in 12-14 Teilen Chloroform diente früher unter dem Namen Traumaticin als elastisches Kollodium, haftet
aber der Haut
[* 19] wenig fest an und zerfällt leicht. Guttaperchaabfälle können leicht wieder zusammengeknetet werden; durch
Einwirkung der Luft brüchig und harzartig gewordene Guttapercha läßt sich zwar auch wieder zu einer homogenen
Masse verarbeiten, erhält aber die Eigenschaften frischer Guttapercha nicht
wieder.
Man kann die Guttapercha mit Leinöl in jedem Verhältnis zusammenschmelzen und erhält dadurch Mischungen von verschiedener Konsistenz; 1 Teil Guttapercha gibt mit 10 Teilen Leinöl eine gleichförmige Auflösung, die sich zum Überziehen von Geweben u. dgl., also zum Wasserdichtmachen, eignet. Weißer Kattun wird durch diese Flüssigkeit gelblich durchscheinend, bleibt sehr weich und läßt sich leicht mit Farben bedrucken. Man kann die Auflösung auch mit Kienruß, Schlämmkreide, Ocker, Umbra u. dgl. färben und verdicken.
Will man Leder damit lackieren oder Taft oder Gaze überziehen, so setzt man Kopalfirnis hinzu. Firnisse aus Guttapercha zum Überziehen von Guttaperchafabrikaten oder zum Wasserdichtmachen von Geweben bereitet Fry mit Terpentinöl oder Steinkohlenteeröl, welche er aber zunächst mit Kautschuk oder Guttapercha (auf 10 Pfd. Öl 180-240 g) destilliert. Um den Geruch des Lösungsmittels nach Auftragung des Firnisses zu vertreiben, setzt Fry die Gegenstände oder Stoffe in geschlossenen Räumen der Einwirkung von Wasserdampf aus, welcher nur eine Spannung von einer ¶
Atmosphäre zu haben braucht. Guttaperchafirnis kann benutzt werden zum überziehen von Dokumenten u. dgl., indem das Papier
dadurch nicht
verändert wird, der Firnisüberzug durchsichtig ist und mithin auch die feinste Schrift deutlich erkennbar
bleibt. Das Dokument wird durch den Firnis gegen Wasser, Säuren, Alkalien vollkommen unempfindlich, und die Schrift kann
nicht
verlöscht werden. Guttapercha wurde in ihrer Heimat von den Eingebornen zu Axtstielen etc. benutzt. In Singapur lernten sie Montgomery
und Joze d'Almeida kennen; ersterer legte sie 1842 der Indischen Kompanie, letzterer 1843 der Asiatischen Gesellschaft in London
[* 21] vor.
Die ausgezeichneten Eigenschaften der Guttapercha riefen sehr schnell eine bedeutende Nachfrage hervor, und schon 1845 wurden 224 Ztr.
in England eingeführt. 1882 betrug die Einfuhr in England 72,044 Ztr. Die so schnell hervorgerufene Nachfrage hatte zur Folge,
daß die Gewinnung der in der rücksichtslosesten Weise betrieben wurde; man begnügte sich nicht
mit dem Anzapfen, sondern
hieb die ganzen Bäume nieder und verwüstete in den ersten Jahren große Wälder. Erst durch die englische
Guttapercha-Handelsgesellschaft wurde ein rationeller Betrieb eingeführt.
Die Guttapercha des Handels stammt fast ausschließlich von Malakka und Niederländisch-Indien und geht zum größten Teil über Singapur. Die Ausfuhren aus diesem Hafen betrugen 1882: 84,600 Ztr. Im ganzen mag die Produktion 90,000 Ztr. im Wert von 13 Mill. Mk. betragen.
Vgl. Hausner, Textil-, Kautschuk- und Lederindustrie (Wien [* 22] 1876);
Clouth, Die Kautschukindustrie (das. 1878);
Heinzerling, Fabrikation der Kautschuk- und Guttaperchawaren (Braunschw. 1883).