(lat. Alumen, Kalialaun) Al23SO4 ^[Al23SO4], K2SO4 + 24H2O , Doppelsalz
von schwefelsaurem Kali und schwefelsaurer Thonerde, findet sich selten in der Natur, meist als Verwitterungsprodukt auf Alaunschiefer
und in vulkanischen Gegenden auf Kali und Thonerde haltenden Gesteinen, welche dem Einfluß von schwefliger Säure, die
hier dem Boden entströmt, ausgesetzt waren; aller im Handel befindliche Alaun ist aber künstlich dargestellt.
Die Materialien zur Gewinnung des Alauns enthalten zum Teil alle zur Alaunbildung erforderlichen Stoffe; manche verwitterte
Lava braucht nur ausgelaugt zu werden und liefert sofort eine Alaunlösung (Neapel). Der Alunit oder Alaunstein, welcher mit
Quarz den Alaunfels bildet, besteht aus einer in Wasser unlöslichen Verbindung von Alaun mit Thonerdehydrat
und gibt nach mäßigem Erhitzen beim Auslaugen mit Wasser eine Alaunlösung, die nur verdampft zu werden braucht, um Kristalle
zu erhalten.
Wichtiger sind die eigentlichen Alaunerze: der Alaunschiefer und die Alaunerde. Ersterer ist ein von Schwefelkies
durchdrungener kohlehaltiger Thonschiefer oder Schieferthon, die Alaunerde dagegen eine mit Schwefelkies imprägnierte thonhaltige
Braunkohle oder mit Schwefelkies und Bitumen gemengter Thon. Man läßt diese Erze in Haufen verwittern, wobei sich aus dem Schwefelkies
freie Schwefelsäure und schwefelsaures Eisenoxydul bilden. Letzteres nimmt aus der Luft Sauerstoff auf und verwandelt sich großenteils
in basisch schwefelsaures Eisenoxyd, wobei abermals Schwefelsäure frei wird.
Die freie Schwefelsäure zersetzt den Thon (kieselsaure Thonerde) und bildet schwefelsaure Thonerde. Bisweilen reicht aber die
Verwitterung nicht aus, und man muß die Erze rösten, um schwefelsaure Thonerde zu bilden. Auch benutzt man aus Zinkröstöfen
entweichende schweflige Säure zum Aufschließen von Alaunschiefer. Die auf die eine oder die andre Weise
genügend vorbereiteten Alaunerze werden methodisch ausgelaugt, worauf man die Lauge, welche schwefelsaure Thonerde und schwefelsaures
Eisenoxydul enthält, direkt verdampft oder zunächst gradiert, um das Eisen möglichst vollständig als basisch schwefelsaures
Eisenoxyd abzuscheiden, oder umgekehrt mit metallischem Eisen versetzt, um Eisenoxydsalz zu Eisenoxydulsalz
zu reduzieren.
Die hinreichend verdampften Laugen geben dann, wenn die Alaunerze sehr eisenreich waren, zunächst Kristalle von Eisenvitriol,
und daher sind viele Alaunwerke zugleich Vitriolwerke. Die vom Vitriol getrennte Mutterlauge oder die eisenarme ursprüngliche,
nur durch Absetzen geklärte Lauge versetzt man mit schwefelsaurem Kali, auch wohl, wenn genug Eisenvitriol
vorhanden ist, mit Chlorkalium, da sich sodann Eisenchlorür und schwefelsaures Kali bilden. Letzteres verbindet sich mit der
schwefelsauren Thonerde zu Alaun, welcher aus der umgerührten Lauge als Alaunmehl sich abscheidet.
Dies wird auf Zentrifugalmaschinen ausgewaschen und zur vollständigen Reinigung von Eisen
umkristallisiert. Häufig wird Alaun auch
aus möglichst kalk- und eisenfreiem Thon dargestellt, indem man denselben glüht, pulvert und mit heißer
Schwefelsäure behandelt. Das Produkt, aus schwefelsaurer Thonerde und Kieselsäure bestehend, wird ausgelaugt, die Lauge mit
schwefelsaurem Kali versetzt etc. Aus Kryolith und Bauxit stellt man Thonerdenatron und aus diesem durch Behandeln mit Kohlensäure
reine Thonerde dar, welche in Schwefelsäure gelöst wird, etc. Hochofenschlacke wird in Salzsäure gelöst,
aus der Lösung fällt man durch kohlensauren Kalk ein Gemenge von Thonerde und Kieselsäure, aus welchem Schwefelsäure die Thonerde
auflöst. In allen diesen Fällen wird die schwefelsaure Thonerde durch Zusatz von Kalisalz in Alaun verwandelt. Der Kalialaun enthält
9,95 Proz. Kali, 10,83 Proz. Thonerde, 33,71 Proz. Schwefelsäure und 45,51 Proz. Wasser; er bildet große,
farblose Kristalle vom spez. Gew. 1,924, schmeckt süßlich zusammenziehend, reagiert
sauer, wird an der Luft trübe durch Aufnahme von Ammoniak (nicht durch Wasserverlust), ist unlöslich in Alkohol, während 100 Teile
Wasser lösen
bei
0°
3,9 Teile
10°
9,5 "
20°
15,1 "
30°
22,0 "
40°
30,9 "
50°
44,1 "
60°
66,6 "
70°
90,7 "
80°
134,5 "
90°
209,3 "
100°
357,5 "
Alaun schmilzt bei 92° in seinem Kristallwasser und verliert dasselbe bei 100° unter starker Aufblähung
vollständig. Der poröse Rückstand, gebrannter Alaun, löst sich sehr langsam in Wasser. Erhitzt man ihn stärker, so entweichen
schweflige Säure und Sauerstoff, und es hinterbleiben Thonerde und schwefelsaures Kali. Weil der Alaun sauer reagiert, zersetzt
er viele Ultramarinsorten. Versetzt man Alaunlösung mit Kalilauge, bis Thonerde sich dauernd ausscheidet,
so entsteht neutraler Alaun: K2SO4 , Al23SO4 ^[Al23SO4], Al2O6H6 . Aus
der Lösung dieses Salzes, welches richtiger basischer Alaun genannt wird, fällt bei 40° eine noch basischere Verbindung, der
sogen. unlösliche Alaun: K2SO4 , Al23SO4 ^[Al23SO4],
2Al2O6H6 , welcher einen künstlichen Alunit darstellt.
Aus einer Alaunlösung, welche wenig »neutralen Alaun« enthält,
kristallisiert bei gewöhnlicher Temperatur von normaler Zusammensetzung in Würfeln (kubischer Alaun), bei höherer Temperatur
aber der gewöhnliche oktaedrische der aus Alunit gewonnene römische Alaun, welcher bei Gegenwart von Thonerde in Lösung geht
(s. oben), kristallisiert in der Regel in Würfeln. Glüht man Alaun mit Zucker und läßt das Präparat in einem
verschlossenen Gefäß erkalten, so entzündet es sich, sobald es an die Luft kommt.
Ammoniakalaun Al23SO4 ^[Al23SO4], (NH4)2SO4 + 24H2O ^[(NH4)2SO4 + 24H2O] findet sich
selten in der Natur; man bereitet ihn wie Kalialaun, fällt aber die Lösung der schwefelsauren Thonerde mit schwefelsaurem Ammoniak.
Er enthält 3,89 Proz. Ammoniak, 11,9 Proz. Thonerde, 36,1. Proz. Schwefelsäure, 48,11 Proz. Wasser, verhält
sich wie Kalialaun, hinterläßt beim Glühen aber reine Thonerde. Sein spezifisches Gewicht ist 1,626. 100 Teile Wasser lösen
bei
0°
5,2 Teile
10°
9,1 "
20°
13,6 "
30°
19,3 "
40°
27,3 "
50°
36,5 "
60°
51,5 "
70°
72,0 "
80°
103,0 "
90°
187,8 "
100°
422,0 "
mehr
Man stellte ihn besonders in der letzten Zeit vor Entdeckung der Staßfurter Abraumsalze dar, weil damals die Kalisalze sehr
teuer geworden waren; gegenwärtig hat er an Bedeutung verloren.
Der Natronalaun ist wegen seiner großen Löslichkeit (bei 13° in 2,14, bei 100° in 1 Teil
Wasser) schwieriger darzustellen, die Lösung verliert auch beim Kochen die Fähigkeit zu kristallisieren;
er verwittert an trockner Luft und hat keine praktische Bedeutung.
Alaun dient besonders zur Bereitung von Farben und Farblacken und in der Färberei als Beize, in der Weißgerberei, zum Leimen des
Papiers, zum Färben der Goldwaren, zu schwer verbrennlichen Anstrichen, zum Härten des Gipses, zum Klären
von Wasser und ausschmelzendem Talg, als Zusatz zu Brot, um schlechtes Mehl verwendbar zu machen, zum Füllen des Raums zwischen
den Doppelwänden feuerfester Geldschränke, weil der Reichtum des Alauns an Kristallwasser das Eindringen der Hitze hindert,
als fäulniswidriges Mittel, namentlich zum Aufbewahren von Fellen, Häuten, in der Medizin als adstringierendes
Mittel; gebrannter Alaun dient zum Beizen.
Bei den meisten Verwendungen des Alauns kommt lediglich sein Thonerdegehalt in Betracht, und man hat daher den konzentrierten
(s. unten) dargestellt, welcher reicher an Thonerde ist. Die schwefelsaure Thonerde kann sehr billig aus den Alaunerzen erzeugt
werden, ist aber wegen ihrer Leichtlöslichkeit schwer zu reinigen, während der Alaun schwer
löslich ist, gut kristallisiert und daher namentlich auch leicht frei von Eisen erhalten werden kann.
Alaun war den Alten nicht bekannt, das Alumen des Plinius war Eisenvitriol und enthielt höchstens schwefelsaure Thonerde. Geber
aber kannte unsern Alaun aus Rocca in Mesopotamien, und im 13. Jahrh. bestanden bei Smyrna und im Neapolitanischen
Alaunsiedereien, welche Alaunfels verarbeiteten. Im 15. Jahrh. gründeten Genuesen Alaunwerke
auf Ischia, auch entstand damals das Alaunwerk zu Tolfa im Kirchenstaat, und der römische Alaun galt bis in die Neuzeit als der
beste. In der ersten Hälfte des 16. Jahrh. wurde bei Schwemsal Alaun fabriziert.
Libavius und Agricola beschrieben die Darstellung des Alauns aus Alaunschiefer und gaben an, daß man die Lauge mit gefaultem
(ammoniakhaltigem) Urin versetzte (also Ammoniakalaun fabrizierte). Kunkel kannte den Gehalt dieses Alauns an »flüchtigem Laugensalz«,
und Bergman und Scheele wiesen Kali im A. nach. Trotzdem aber wurde die chemische Natur des Alauns erst 1797 durch
Chaptal und Vauquelin festgestellt. Zu Anfang dieses Jahrhunderts beherrschte der sehr reine Lütticher oder Lücker den Markt,
und erst als Bleibtreu 1806 auf der Haardt ein Alaunwerk anlegte, wurde den Lütticher Werken wirksame Konkurrenz gemacht.
Seitdem blühte die deutsche Alaunsiederei auf und gewährte Fabrikstädten wie Elberfeld und Barmen durch
billigen reinen Alaun wesentliche Vorteile vor belgischen und französischen Manufakturen. In neuerer Zeit erwuchs
den ältern Werken, welche Schwefelkies führende Materialien verarbeiten, starke Konkurrenz durch neuere Methoden.
Vgl. Seger,
Über die technische Verwendung Schwefelkies führender Schiefer und Thone der Braunkohlenformation (Neuwied
1869).
Die Darstellung des Alauns wird für die Umgebung durch die Entwickelung eines übeln Geruchs
lästig, der sich beim Rösten der Alaunerze aus den Verbrennungsprodukten der organischen Substanz und der schwefligen Säure
zusammensetzt und vom Wind oft 30-40 Minuten weit fortgetrieben wird. Liegen die Alaunwerke hoch, so senken sich die Gase und
Dämpfe um so sicherer in die Niederungen. Man umgibt wohl die Rösthaufen mit Erdwällen, bedeckt diese mit Reisig und bestreut
letzteres mit ausgelaugtem Erz, welches die schweflige Säure unter Bildung von schwefelsaurer Thonerde bindet. Der üble Geruch
wird dadurch freilich nicht beseitigt, und da die größte Einfachheit der Anlage geboten ist, so läßt
sich die Belästigung der Umgebung nicht vermeiden. - Zur Prüfung des Alauns auf Eisen, von welchem größere Mengen bei der
Färberei nachteilig sind, versetzt man eine Lösung mit Blutlaugensalzlösung.
Gelbes Blutlaugensalz zeigt Eisenoxyd, rotes Eisenoxydul durch eine tiefblaue Färbung oder Fällung an. Versetzt man Alaunlösung
mit überschüssigem Ammoniak und filtriert, so zeigt blaue Farbe der Lösung Kupfer an; säuert man letztere
mit Salzsäure an und setzt gelbes Blutlaugensalz hinzu, so entsteht bei Gegenwart von Kupfer ein rotbrauner Niederschlag. Soll
in Kalialaun Ammoniak nachgewiesen werden, so erhitzt man das Pulver mit pulverigem gelöschten Kalk: die Gegenwart von Ammoniak
macht sich durch den Geruch, die Bräunung eines über das erhitzte Gemisch gehaltenen Kurkumapapiers und die Nebel um einen
mit Salzsäure befeuchteten Glasstab bemerkbar. Natronsalze, besonders Natriumsulfat, geben sich meist durch leichtere Verwitterbarkeit
der Ware und durch leichtere Löslichkeit als in 10 Teilen Wasser zu erkennen. Freie Säure erkennt man mit
Hilfe von Blauholztinktur, welche mit Alaunlösung sich tief violett, bei Gegenwart von freier Säure aber schwach bräunlichgelb
färbt.
(lat. Alumen, franz. alun, engl.
Alum). Früher kannte man nur eine Art von A., jetzt gibt man diesen Namen einer ganzen Gruppe von chemischen Verbindungen,
die sämtlich wasserhaltige schwefelsaure Doppelsalze von gleicher chemischer Konstitution sind, in denen stets ein Äquivalent
Monosulfat mit einem Äquivalent neutralem Sesquisulfat und 24 Äquivalenten Wasser verbunden ist: sie kristallisieren sämtlich
im tesseralen Systeme, meist in Oktaedern. Von diesen Alaunen kommen im Handel nur der Kalialaun, Ammoniakalaun und der Chromalaun
vor, der Natronalaun selten, da er an der Luft trübe wird und nach und nach zu einem weißen Pulver zerfällt. - 1)
Der Kalialaun oder gewöhnliche A. ist stets gemeint, wenn das Wort. A. ohne jede nähere Bezeichnung
gebraucht wird;
er besteht aus schwefelsaurem Kali und schwefelsaurer Thonerde mit 45,5% Wasser;
er bildet farblose, durchsichtige,
zuweilen sehr große Kristalle, die sich nur nach längerem Liegen an der Luft mit einem feinen weißen Häutchen bedecken,
wodurch sie ihre Durchsichtigkeit verlieren. In kaltem Wasser ist der A. schwer, in heißem leicht löslich;
er schmeckt herbe und süßlich zugleich, wirkt in größeren Dosen giftig.
Beim Erwärmen schmilzt der A. in seinem Kristallwasser
und nach dem Verdampfen des letzteren bleibt eine lockere, weiße, undurchsichtige Masse zurück, die man gebrannten Alaun
(Alumen ustum) nennt. - Die Darstellung des A. geschieht jetzt gewöhnlich durch Behandlung von schwach
gebranntem Thon mit konzentrierter Schwefelsäure in der Wärme; es bildet sich schwefelsaure Thonerde (Aluminiumsulfat) und
Kieselsäure wird abgeschieden. Nach dem Verdünnen mit Wasser und Absonderung der Kieselsäure wird die Lösung mit schwefelsaurem
Kali (Kaliumsulfat) oder mit Chlorkalium versetzt, wodurch der A. als feines Mehl zu Boden fällt. Dieses
Alaunmehl wird durch Umkristallisieren aus heißem Wasser gereinigt und in große Kristalle verwandelt. - In einigen Gegenden
fabriziert man den A. auch noch aus dem Alaunschiefer, einem schwarzen, schiefrigen, Kohle und Schwefeleisen enthaltenden
Thon, sowie auch aus alaunhaltigen vulkanischen Erden. Die Alaunschiefer werden geröstet und dann ausgelaugt,
das Schwefeleisen liefert hierbei den Schwefel zur Bildung von Schwefelsäure. - Bei Tolfa in Italien, auch in Ungarn kommt
ein natürlicher A. vor, der Alaunstein oder
Alunit genannt wird, und nur einen geringeren Wassergehalt als der gewöhnliche
A. besitzt; man bereitet aus diesem Minerale durch schwaches Rösten, Auflösen in heißem Wasser und
Kristallisierenlassen ebenfalls A.; diese Sorte ist unter dem Namen römischer Alaun (Alumen romanum) bekannt. - In neuerer
Zeit sollen auch große Mengen A. in losen Kristallen aus China über London in den Handel kommen. Unter gewissen Umständen
kann der A. auch in Hexaedern (Würfeln) kristallisieren und heißt dann kubischer Alaun. - Verwendung
findet der A. in der Papierfabrikation, Weißgerberei und Färberei; für letzteren Zweck muß der A. vollkommen frei von
Eisen sein, welches er häufig in kleiner Menge enthält. Man erkennt die Gegenwart des Eisens mittelst Blutlaugensalz; es entsteht
dann eine blaue Färbung. Auch für medizinische Zwecke muß der A. ganz rein und frei von fremden Beimengungen
sein. In der Färberei und Weißgerberei benutzt man jetzt häufig anstatt des A. die schwefelsaure Thonerde (s. d.). -
2) Ammoniakalaun (Alumen ammonicale); ist ein Doppelsalz von schwefelsaurem Ammoniak (Ammoniumsulfat) und schwefelsaurer Thonerde
mit 49,62 Proc. Kristallwasser. Der Ammoniakalaun ist leichter löslich in Wasser als der Kalialaun,
er wird wie dieser verwendet; sehr häufig ist die Ware ein Gemisch von Kalialaun und Ammoniakalaun. -
3) Chromalaun (Alumen chromatum, Chromokali sulfuricum); ein aus schwefelsaurem Kali und schwefelsaurem Chromoxyd bestehendes
Doppelsalz, besteht aus bei auffallendem Lichte fast schwarzen, bei durchfallendem dunkelroten Kristallen,
die sich in Wasser mit violetter Farbe lösen. Man verwendet den Chromalaun in der Färberei. -
Die Versendung der A. geschieht in Fässern. Einfuhrzoll mit Ausnahme des Chromalauns, der nach Nr. 5 i
zollfrei ist, Tarif Nr. 5 e. Der Einfuhrwert von A. in das deutsche Zollgebiet
belief sich 1880 auf 420000 Mk., der Wert der Ausfuhr auf 563000 Mk.
(lat. Alumen), im gewöhnlichen Leben die Bezeichnung für Aluminium-Alaun (s. Alaune). Die Fabrikation des Alaun ist
bereits in frühen Zeiten im Orient, im Mittelalter in Italien betrieben worden. Im 16. Jahrh. entstand
in Deutschland das Alaunwerk zu Schwemsal, und seitdem hat diese Fabrikation sich, namentlich in der Rheinprovinz, immer
mehr entwickelt. Der jährliche Verbrauch an Alaun wird auf 200000 Centner angegeben,
mehr
davon liefert Deutschland etwa 84000, Österreich 31000 Centner. Die Ausfuhr aus dem Deutschen Reiche belief sich 1888 auf 227088, 1889 auf 236 392, 1890 auf 275 412 Centner.
Die Einfuhr bat seit 10 Jahren ungefähr um die Hälfte abgenommen und betrug 1889 nur noch 70 400 Centner. In den die
Ausfuhr und Einfuhr betreffenden Zahlen ist aber schwefelsaure Thonerde mit inbegriffen. Die Versendung des Alaun geschieht in
Fässern von 200 bis 300 kg, je nach dem Grade der Reinheit, im Preise von 20 bis 28 M. pro 100 kg, chemisch reiner 50 M.
Als Rohmaterialien dienen natürlich vorkommende Gesteine verschiedener Art, von denen einige wenige
die sämtlichen Bestandteile des Alaun enthalten, während in andern die Bedingungen zur Erzeugung von schwefelsaurer Thonerde
vorhanden sind: eine dritte Kategorie von Rohstoffen enthält von nutzbaren Bestandteilen nur Thonerde. Je nach der Art der
Rohmaterialien ist die Verarbeitung eine verschiedene.
1) Verarbeitung von Rohmaterialien, die sämtliche Bestandteile des Alaun enthalten. Natürlicher Alaun findet
sich im unreinen Zustande als Zersetzungsprodukt von trachytischen Gesteinen und Laven an der Nordküste von Sicilien, auf dem
Kap Miseno, der Solfatara bei Neapel und an andern Orten. Bei Neapel wird die Alaun entfaltende Lava mit Wasser angerührt, die
Lösung durch die natürliche Wärme des vulkanischen Bodens in Bleipfannen verdampft und zur Krystallisation
gebracht; das Produkt (neapolitanischer Alaun) ist seiner großen Reinheit wegen sehr geschätzt. Verbreiteter als
der natürliche Alaun ist der Alaunstein. (S. Alunit.) Derselbe ist im Wasser unlöslich. Wird er aber auf etwa 500° erhitzt,
so zerfällt er in Wasser, Thonerde uud neutralen der sich leicht auslaugen läßt. Der auf Tolfa so gewonnene
Alaun war früher als römischer (s. Alaun, kubischer) sehr geschätzt.
2) Verarbeitung von Rohmaterialien, die unmittelbar nur schwefelsaure Tbonerde ergeben. Diese Rohmaterialien werden
am häufigsten im Großbetriebe verwandt. Hierher gehört besonders der Alaunschiefer (s. d.) und die
Alaunerde (s. d.) Bei der Verarbeitung läßt man diese Alaunerze entweder
an der Luft verwittern, wobei unter Einwirkung des Sauerstoffs und des Wassers der Luft der vorhandene Schwefelkies sich
in Eisenvitriol und freie Schwefelsäure umsetzt nach der Gleichung FeS2 + 7O + H2O = Fe2SO4 + H2SO4 ^[FeS2
+ 7O + H2O = Fe2SO4 + H2SO4]; das Eisenvitriol oxydiert sich weiter zu unlöslichem basischen
Eisenoxydsulfat, Fe2O(SO4)2 ^[Fe2O(SO4)2] und freier Schwefelsäure, und diese zersetzt das Thonerdesilikat
zu schwefelsaurer Thonerde und sich abscheidender Kieselsäure.
Oder man röstet die Erze, wobei der Gehalt an bituminöser Substanz und Kohle den größten Teil des Bedarfs
an Brennmaterial liefert; oder man läßt die Erze zunächst verwittern und nimmt nachher noch eine Röstung derselben vor.
Die Verwitterung erfordert immer sehr lange Zeit, 2-3 Jahre, um so länger, je dichter die Erze sind; bei solchen von letzterer
Beschaffenheit ist daher Röstung, die in 4-6 Monaten beendet ist, vorzuziehen. Bei der Röstung ist eine
ganz allmähliche Durchwärmung der Erzmassen anzustreben und jede Überhitzung derselben zu vermeiden, um der bei hoher
Temperatur entstehenden schwefligen Säure Gelegenheit zu geben, in Schwefelsäure überzugehen, die die Zersetzung der Silikate
bewirkt, und außerdem, um eine bei zu hoher Wärme stattfindende Zersetzung der schwefelsauren Salze zu
verhüten.
Die reifen Erze werden in Auslaugeapparaten mit Wasser übergossen, nach sechs- bis zwölfstündiger Einwirkung wird die Lauge
abgezogen und mit anderm reifen Erz zusammengebracht, und dies so oft wiederholt, bis man eine Lauge von etwa 20° B. erhält.
Diese enthält als Hauptbestandteil schwefelsaure Thonerde, daneben Eisenvitriol, schwefelsaures Eisenoxyd,
schwefelsaure Magnesia, zuweilen auch schwefelsaure Alkalien, rohe Schwefelsäure. Die Rohlauge wird durch Verdampfung konzentriert.
Während des Verdampfens scheidet sich unter der Einwirkung des Sauerstoffs der Feuergase basisches Eisenoxydsulfat (Vitriolschmand)
am Boden ab. Nach erreichter Konzentration von 30-40° B. läßt man die Garlauge in Klärreservoirs abfließen, in denen
sich der auf rote Farbe zu verarbeitende Vitriolschmand absetzt. Welcher Konzentrationsgrad der Garlauge
zu geben ist, hängt ab von ihrem Gehalt an den verschiedenen Salzen. Ist dieselbe reich an schwefelsaurer Thonerde, dagegen
arm an Vitriol, so treibt man die Verdampfung möglichst weit, enthält sie dagegen viel Eisenvitriol und andere Salze, so
ist die Verdampfung früher zu unterbrechen, um der Garlauge einen Wassergehalt zu belassen, der so hoch
ist, daß die fremden Salze auskrystallisieren.
Die klare Garlauge wird durch Zusatz der erforderlichen Menge eines Kalisalzes (Alaunsalz) in Alaun verwandelt. Hierzu
verwendet man schwefelsaures Kali bei Laugen von hohem Reinheitsgrade, Kaliumbisulfat (Rückstand der Salpetersäurefabrikation)
bei einem Gehalt der Laugen an basischem Thonerdesulfat, Chlorkalium bei reichlichem Gehalt an Eisenvitriol,
wobei beide Salze sich in Eisenchlorür und schwefelsaures Kali umsetzen, endlich kohlensaures Kali (Schlempekohle) bei stark
sauren Laugen.
In den meisten Fällen bedient man sich des Chlorkaliums, weil dieses das billigste Kalisalz ist und weil meist genügend
Eisenvitriol oder schwefelsaures Eisenoxyd vorhanden ist, durch welche die Bildung von Chloraluminium verhindert und die Umwandlung
des Chlorkaliums in schwefelsaures Kali bewirkt werden kann. Das Kalisalz wird in siedendheiß gesättigter Lösung der geklärten
Garlauge zugefügt. Das Gemisch bleibt entweder in großen Bottichen ruhig stehen, wobei beim Erkalten nach 4-6 Tagen
unreiner Alaun (Halbalaun) anskrystallisiert, oder es wird während des Erkaltens durch Rühren (Schütteln) in beständiger
Bewegung erhalten, wobei der in Form von feinem Krystallmehl erhalten wird.
Der Halbalaun oder das Alaunmehl wird durch Waschen mit kaltem Wasser und Schleudern in Centrifugen von anhängender Mutterlauge
möglichst befreit und hierauf durch Umkrystallisieren nochmals gereinigt. Nach erfolgter Lösung bleibt
die Lauge zur Klärung im gut verschlossenen Lösegefäß kurze Zeit stehen, um dann in die Krystallisiergefäße (Wachsfässer),
große, konische, aus eichenen Dauben zusammengesetzte Bottiche, abgezogen zu werden. Da der Alaun bei Siedehitze ein Drittel
seines Gewichts, bei gewöhnlicher Temperatur aber acht Teile Wasser zur Lösung bedarf, so ist die Krystallisation
hier eine sehr reichliche; nach Beendigung derselben bedecken dicke Krusten von schön ausgebildeten Oktaedern die Wände
des Bottichs (Umgut), und außerdem lagert sich eine starke Schicht von Krystallen am Boden ab (Bodengut; s. umstehende Abbildung).
Nach dem Erkalten nimmt man die durch eiserne Reifen zusammengehaltenen Dauben des Bottichs ab, läßt
die
mehr
Mutterlauge durch ein kleines Loch am Boden ablaufen und spült die Krystalle mit Wasser ab. Gewöhnlich wird der Alaun durch
einmaliges Raffinieren frei von Eisen erhalten; eine Probe desselben, in Wasser gelöst, darf auf Zusatz einer Lösung von
Ferrocyankalium keine blaue Färbung mehr zeigen. Wird dies nicht erreicht, so sind die Krystalle von neuem
zu lösen und wie vorher zu behandeln. Der genügend reine Alaun (raffinierter Alaun oder Wachskrystalle) wird in den Handel gegeben,
entweder indem man das Umgut vom Bodengut mit der Säge abschneidet und die cylindrischen, hohlen Blöcke ohne Verpackung
verfrachtet, während das Bodengut, in größere Stücke zerteilt, zwischen Stroh verpackt wird, oder es
werden die Blöcke zerschlagen und in Fässer verpackt, oder es wird der Alaun, namentlich Bodengut, auf Kollergängen gemahlen
und gesiebt.
^[Abb.]
3) Verarbeitung von Rohmaterialien, die als nutzbaren Bestandteil nur Thonerde enthalten. Von technischer Bedeutung ist von
hierher gehörenden Rohmaterialien nur der Thon (s. d.). Derselbe muß kalk- und eisenfrei sein.
Um ihn durch Schwefelsäure leichter zersetzen zu können, wird er durch schwaches Glühen erst von Wasser befreit, dann gemahlen
und so in kleinen Anteilen in 50prozentige Schwefelsäure (Kammersäure), die zuvor in einer Bleipfanne bis nahe zum Sieden
erhitzt war, eingetragen.
Auf 100 Teile gebrannten Thon werden 150 Teile verdünnte Schwefelsäure angewandt. Während des Einbringens
des Thons schäumt die Masse stark, bald darauf beginnt sie sich zu verdicken. Die Mischung wird dann in eiserne Kasten geschöpft,
worin sie bald völlig erstarrt. Die so erhaltenen Blöcke werden mit heißem Wasser behandelt, worin sich die schwefelsaure
Thonerde löst, während Kieselsäure zurückbleibt. Die Lauge wird verdampft und durch Zusatz von schwefelsaurem
Kali in Alaun verwandelt. Auf gleiche Weise wird das als Nebenprodukt bei der Sodafabrikation aus Kryolith gewonnene, sowie das
als Bauxit (s. d.) natürlich vorkommende Thonerdehydrat behandelt.
Die Darstellung des Ammoniak-Alauns, (NH4)2SO4.Al2(SO4)3 + 24 H2O ^[(NH4)2SO4.Al2(SO4)3
+ 24 H2O], ist in allen Punkten der des Kali-Alauns gleich, nur daß man als Alaunfluß statt der Kalisalze
schwefelsaures Ammonium anwendet. Er enthält 3,9 Proz. Ammoniak, 11,9 Thonerde, 36,1 Schwefelfäure, 48,1 Proz. Wasser. Wasser
von 0° löst 5,2 Proz., von 20° 13,7, von 100° 421,9 Proz. Ammoniak-Alaun.
Die Verwendung des Alaun ist eine sehr mannigfache. Hierbei kommt stets nur das Aluminiumsalz in Betracht;
das Alkalisulfat ist ohne Bedeutung. Alaun dient in ausgedehntem Maße in der Zeugfärberei und
Druckerei zur Darstellung der
sog. Rotbeize, die aus essigsaurer Thonerde besteht und durch Zersetzung von Alaun mit essigsaurem Blei erhalten wird;
dieselbe
giebt Thonerde an die Faser ab, wodurch diese beim Ausfärben im Krappbade schöne rote Farbe annimmt;
ein Eisengehalt des Alaun giebt der Krappfarbe einen bläulichen Ton, Mischungen von und Eisenvitriol liefern Beizen für Lilafarbe.
Wegen der großen Affinität der Thonerde zu schwachsauren organischen Farbstoffen verwendet man den Alaun bei der Herstellung
vieler Lackfarben. Eine Lösung von und Kochsalz macht die geschwellten Häute weißgar. (S. Lederfabrikation B.) Ein Gemisch
von Alaun, Kochsalz und Salpeter dient wegen des bei der gegenseitigen Zersetzung der Salze entstehenden Königswassers zum Ansieden
von geringwertigen Goldarbeiten. Schlechtes Weizenmehl giebt beim Verbacken unter Zusatz von Alaun ein gut
angehendes Brot, das aber bei dauerndem Genuß der Gesundheit nachteilig ist.
Trübe Flüssigkeiten, z. B. schlammiges Wasser, lassen sich durch Alaun klären,
indem dieser durch die Erdsalze des Wassers unter Abscheidung von Thonerdehydrat zersetzt wird, wobei das sich in Flocken ausscheidende
Thonerdehydrat die feinen suspendierten Teile umhüllt und sie beim Absetzen zu Boden zieht. In der Heilkunde
wird der Alaun namentlich als blutstillendes Mittel verwandt. In der Papierfabrikation dient er, namentlich der poröse, zur
Herstellung des vegetabilischen Leimes (Aluminiumpinat).
Kali-Alaun, gebrannter (Alumen ustum), entwässerter Kali-Alaun, wird nach der zweiten Auflage des Deutschen Arzneibuches
in der Weise dargestellt, daß 100 Teile gepulverter Kali-Alaun in dünner Schicht bei 50° so lange getrocknet
werden, bis sie 30 Teile an Gewicht verloren haben. Der Rückstand wird in einer Porzellanschale im Sandbade bei einer 160°
nicht überschreitenden Temperatur so lange erhitzt, bis nur noch 55 Teile zurückbleiben. Die dritte Auflage (1890) giebt nur
an, daß das Präparat ein weißes Pulver von saurer Reaktion sein und sich in 30 Teilen Wasser langsam,
aber vollständig lösen soll. Es findet Anwendung zum Stillen von Blutungen, zu Zahnpulvern u. s. w.
konzentrierter (löslicher Alaun oder kalifreier Alaunkuchen), ist wasserhaltige schwefelsaure Thonerde (Aluminiumsulfat),
deren Zusammensetzung Al2(SO4)3 + 18 H2O ^[Al2}(SO4)3 + 18 H2O] ist. Bei den meisten
Verwendungen des gewöhnlichen Alaun kommt nur sein Gehalt an Thonerde in Betracht. Das Alkalisulfat hat den Zweck, das Thonsalz
schwerer löslich zu machen und dadurch seine Reinigung zu erleichtern. Der Kali-Alaun enthält nur