Alaska
,
Aliaska, Alaschka oder Aljaschka, bei den Eingeborenen Alayeska, das die nordwestl. Halbinsel Nordamerikas bis zum 141.° westl. L. von Greenwich und die Küstengebiete bis 54° 40' nördl. Br. samt den benachbarten Inseln umfassende Territorium der Vereinigten Staaten [* 2] von Amerika. [* 3] Im engern Sinne ist es der Name einer sich von der Südwestecke A.s südwestlich zwischen Bristolbai und Cook- oder Kenaisund erstreckenden Halbinsel, deren insulare Fortsetzung die Aleuten (s. d.) sind.
Die 22000 qkm große Halbinsel wird von einer vulkanischen Fortsetzung der Rocky-Mountains durchzogen,
die in dem
Vulkan Iljaminsk (3678 m) ihren höchsten Punkt erreicht; diese sich mehr als 500 km weit ins
Meer hinaus erstreckende,
ununterbrochene Gebirgsmauer bildet eine scharfe Klimagrenze zwischen dem
Beringmeer mit seinen eisigen Nordwinden, häufigen
dicken Nebeln und baumlosen
Küsten und
Inseln und der
Südsee mit ihrem wärmern Wasser, milderer
Atmosphäre
und den dichtbewaldeten
Küsten und
Inseln. (S. die Karte:
Britisch-Nordamerika und Alaska.
) Seine ungefähr 1200 Bewohner sind
im östl.
Teile Eskimo, im westlichen
Aleuten mit Ausnahme von ungefähr 100 Mischlingen, die in
Belkovsky, dem auf der südlichsten
Spitze der Halbinsel gelegenen, von 300 Seelen bewohnten Handelsmittelpunkte dieser Gegenden, wohnen.
Das
Territorium Alaska
hat 1 376 292 qkm
Fläche, wovon 72 232 qkm auf die zu ihm gehörenden
Inseln St. Lorenz, Nuniwok, Pribylowgruppe
(s. d.),
Alëuten (s. d.), Kadiakgruppe (s. d.)
und
Alexander-Archipel (s. d.) kommen, und (1890) 30 329 E., darunter 22 135 Eingeborene, 4419
Weiße (497 weibliche), 2125
Chinesen, 1568 Mestizen, 82
Neger.
Von den 33 426 E. im J. 1880 waren 430
Weiße, 1756 Mischlinge, 2145
Aleuten und 11 478 Indianer. 1867 ging das Gebiet für 7 200000
Doll. aus dem
Besitz der
Russisch-Amerikanischen Handelscompagnie in
den der
Vereinigten Staaten über, zu denen es seit jener
Zeit dem
Namen nach als
Territorium, in Wirklichkeit aber nur als ein Steuerbezirk gehört.
Ein in Sitka liegendes amerik. Kriegsschiff bildet die einzige Militär- und Polizeigewalt und einige Zollbeamte in Sitka die einzige Civilbehörde des Bezirks, während der Verkehr zwischen den einzelnen Niederlassungen durch die hier handeltreibenden Firmen aus San Francisco vermittelt wird. Das Innere des Landes ist mit Ausnahme der den beiden größten Flüssen Jukon und Kuskokwim zunächst gelegenen Gebiete wenig bekannt und wegen jeglichen Mangels an Nahrungsmitteln unbewohnt.
Der südl.
Teil wird von den Alaska
bergen, der nordwestl. Fortsetzung der Rocky-Mountains, durchzogen, und unmittelbar an der
Südküste entlang ziehen sich die Küstengebirge bis zur äußersten Südspitze der Kenaihalbinsel hin;
in ihr befinden sich ungefähr zehn thätige
Vulkane,
[* 4] deren höchster der St. Eliasberg (5520 m) ist. Im Jukon- und Kuskokwimgebiet
sind die
Berge bis 300 m Höhe bewaldet. Nach den Aussagen der Indianer ist das
Innere des
Landes dicht mit
Seen besetzt.
Besser bekannt sind die Küstengebiete, auf die sich mit Ausnahme der Flußniederlassungen die menschlichen Wohnungen beschränken. Die Fjordküste von der Dixon- bis zur Schelikoffstraße ist bewaldet; die Waldgrenze reicht über den Beringsund hinaus; an den Küsten des Beringmeers und des Arktischen Oceans herrscht Tundrencharakter vor. Getreidebau ist selbst an den geschütztesten Stellen der Küste unmöglich. Kartoffeln hat man seit 1870 am Alexander-Archipel, Cooks-Inlet auf Kadiak und an der Bristolbai angebaut, Beerensträucher giebt es im Überfluß.
Die sehr gemischte Tierwelt ist zumeist nordamerikanisch mit nördlich cirkumpolaren und nordasiat. Elementen. Reptilien giebt es nicht mehr, aber noch einen Kolibri (Selasphorus rufus Gmel.). Viehzucht [* 5] ist wegen der langen futterlosen Winter unmöglich und beschränkt sich daher darauf, daß Händler aus San Francisco im Sommer Weidevieh nach den saftigen Weiden bringen, es zu Anfang des Winters an Ort und Stelle schlachten und an die Eingeborenen verkaufen. Der Mineralreichtum A.s ist nicht bedeutend, aber wertvolle Erze sind vorhanden;
die an mehrern Stellen der Süd- und Westküste und auf einigen Inseln gefundenen Kohlen sind für den Gebrauch zu schwefelhaltig;
Silber und Graphit kommen am Nortonsund vor, Zinnobererze am Kuskokwim;
ausgebeutet werden seit 1880 nur die Goldminen auf der Douglasinsel.
Haupterwerbsquelle und Hauptbeschäftigung ist Jagd, Fischfang und Pelzhandel. Der Reichtum A.s und der Küstengewässer an Fischen (Lachs, Stockfisch) und Pelztieren (Seeotter, Seehund, Biber, Fischotter, [* 6] Bär, Fuchs [* 7] in allen Farben, Marder) [* 8] ist groß; der Fisch bildet die fast ausschließliche Nahrung der Eingeborenen und in dem Jahrzehnt 1870-80 verkauften die Eingeborenen an die Händler für 3 033 764 Doll. Pelze und Felle. Das Ergebnis des an den Küsten A.s betriebenen Walfanges betrug 1880: 35000 Pfd. Fischbein, 15000 Pfd. Elfenbein und 21000 t Öl.
Seit 1868 hat die Regierung das
Monopol des Robbenfellhandels an eine Handelsgesellschaft verpachtet. Da es sich aber als
schwierig erwies, das
Monopol aufrecht zu erhalten, so beanspruchten die
Vereinigten Staaten 1886 große
Teile der anliegenden
Meere als mare clausum (geschlossenes
Meer). Diese Forderung wurde indes von den Engländern, denen mehrere
Schiffe
[* 9] beschlagnahmt wurden, bestritten. Ein
Kongreß in
Paris
[* 10] 1893 entschied, daß den
Vereinigten Staaten das ausschließliche
Recht des Robbenfanges im
Beringmeer nicht zustehe. - Vgl. Dall, Alaska
and
¶
mehr
its resources (Boston [* 12] 1870);
ders., Tribes of the extreme Northwest (Washington [* 13] 1876);
Petrow, Report of the population, industries
and resources of Alaska
(ebd. 1884);
Elliot, The Seal Islands of Alaska
(Separatabdruck aus «Report of U.S. Commission of
Fish and Fisheries X»);
Dall, Pacific Coast Pilot (1. Teil);
Elliot, An Arctic Province. Alaska
and the Seal
Islands (Neuyork
[* 14] 1886).