Aksákow
,
Sergej Timosejewitsch, russ. Schriftsteller, geb. 1. Okt. in Ufa, stammte aus einem alten russ. Geschlecht (in alter Zeit Oksakow), studierte in Kasan, [* 2] ging 1808 nach Petersburg [* 3] und war bis 1812 als Übersetzer bei der Gesetzgebungskommission thätig. In Petersburg wurde er Anhänger Schischkows und der russ.-nationalen Richtung. Er lebte dann mehrere Jahre auf seinen Gütern im Gouvernement Orenburg und ließ sich 1826 in Moskau [* 4] nieder, wo er 6 Jahre Censor war und 12. Mai starb. Nachdem ein 1840 in der Zeitschrift «Moskovskij Vestnik» veröffentlichtes Bruchstück seiner «Familienchronik» Aufsehen erregt hatte, fesselte das u. d. T. «Bemerkungen über den Fischfang» (Mosk. 1847) erschienene Buch durch lebendige Naturschilderungen und liebenswürdigen ¶
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Humor die allgemeine Aufmerksamkeit. In den «Memoiren eines Jägers im Gouvernement Orenburg» (Mosk. 1852),
deren Fortsetzung
die «Erzählungen und Erinnerungen eines Jägers» (ebd. 1855) bilden, schildert Aksákow
seine heimatlichen Steppen und Wälder. Sein
Hauptwerk ist die genannte «Familienchronik und Erinnerungen» (Mosk. 1856; deutsch von Natschinski, Lpz.
1858),
ein den Eindrücken seiner Jugendzeit entnommenes Gemälde altruss. Stilllebens, das sich durch
psychol. Wahrheit und Tiefe des Gefühls auszeichnet. Ein zweiter Teil erschien u. d. T. «Die Kinderjahre
Bagrows des Enkels» (Mosk. 1858). Außerdem hat man von Aksákow
eine Biographie (ebd. 1853) seines Freundes, des Romanschriftstellers
Sagoskin, und eine Auswahl kleinerer Schriften (ebd. 1858). Seine «Gesammelten Werke»
erschienen 1886 (6 Bde., Moskau).
Konstantin Aksákow
, Sohn des vorigen, Dichter und Schriftsteller, das Haupt der russ.
Slawophilen, geb. 10. April im Gouvernement Orenburg, erhielt durch seinen Vater eine sorgfältige Erziehung, studierte
auf der Moskauer Universität und wurde dort 1841 Magister nach Verteidigung seiner (1846 erschienenen)
Abhandlung: «Lomonossow in der Geschichte der russ.
Litteratur und Sprache».
[* 6] In dem Lustspiele «Knjaz Lupovickij» (3. Aufl.,
Lpz. 1861) stellte er den gesunden Naturalismus des russ. Volks der Afterbildung der höhern Stände gegenüber, machte sich
auch durch die dramat. Parodie «Oleg vor Konstantinopel»
[* 7] (Petersb. 1858) bekannt.
Über die von der russ. Regierung bei Aufhebung der Leibeigenschaft getroffenen Maßregeln schrieb er:
«Zaměčanija na ustrojstvo krestjan» («über
die Organisation des russ. Bauernstandes», Lpz. 1861), worin er sich als Verehrer des altslaw. Gemeindesystems
zeigt. Seit der Mitte der vierziger Jahre war der Mittelpunkt der von ihm, seinem Bruder Iwan u. a. begründeten
Partei der Slawophilen (s. d.). Er starb 19. (7.) Dez. 1860 auf der Insel Zante. Neben eigenen Poesien veröffentlichte Aksákow
auch
Übersetzungen aus Schiller und Goethe. Die Ausgabe seiner sämtlichen Werke, von seinem Bruder Iwan unternommen (Mosk. 1861-80),
ist bei Bd. 3: «Versuch
einer russ. Grammatik», stehen geblieben.
Iwan Aksákow
, Bruder des vorigen, geb. 8. Okt. im Gouvernement Ufa, machte die Rechtsschule durch, trat 1847 beim
Senat (damals in Moskau) ein, wurde dann beim Ministerium des Innern angestellt und 1848 nach Bessarabien geschickt, um die
Untersuchung gegen die Dissidenten zu führen. 1852 nahm er seinen Abschied und besuchte 1857 im Auftrag
der russ. Geographischen Gesellschaft die großen Messen der Ukraine, von denen er eine Beschreibung («Forschungen über den
Handel auf den ukrainischen Jahrmärkten», Petersb. 1858; deutsch in Bodenstedts «Russ. Fragmenten», Lpz. 1862) veröffentlichte. 1855 und 1856 befehligte
er in Bessarabien eine Abteilung Moskauer Landwehr. 1857-59 war er Herausgeber dreier Moskauer Blätter.
Ende 1861 erschien die Zeitschrift «Der Tag» («Denj») unter A.s Redaktion (von Juli 1862 hg. von Iurij Samarin). Nachdem der
«Denj» 1866 eingegangen war, begründete Aksákow
die «Moskva»
und etwas später den Moskvič («Der Moskovite», die beide verboten wurden.
Vor Beginn des Russisch-Türkischen Krieges von 1877 bis 1878 hielt in der «Slawischen philanthropischen
Gesellschaft» in Moskau eine Rede im slawophil-nationalen Geiste, weswegen die Regierung ihn auf einige
Monate aus Moskau auswies
und die Gesellschaft selbst aufhob. Ende 1880 begann er wieder eine wöchentliche Zeitschrift «Rusj»
(«Rußland») in derselben slawophilen Richtung. Er starb 8. Febr. zu Moskau. Seine Werke wurden
von seiner Frau in sieben Bänden herausgegeben. Außerdem erschienen zwei Bände Briefe und eine Sammlung seiner Gedichte.