Akrostichon
(grch.), eine
Poet. Spielerei, angeblich von
Epicharmus (s. d.) erfunden, bei der die Anfangsbuchstaben
(-Silben oder -Worte) besonders
aufeinander folgender Worte oder korrespondierender Verse zusammengelesen ein Wort, einen
Namen oder eine Sentenz ergeben. Oft ist dies zugleich bei den
End-
(Telestichon), bisweilen auch bei den mittelsten
Buchstaben
(Mesostichon) der Fall. Das Akrostichon
findet sich schon bei den Griechen der alexandrinischen Zeit, bei den
Römern seit Ennius und Plautus.
Sehr beliebt war es in der lat. Mönchspoesie, besonders für
Sprüche, Gebetsformeln und Widmungen, wie auch bei
Otfried,
bei vielen mittelhochdeutschen Dichtern, in der ital. und franz.
Renaissance, z. B. bei
Boccaccio und unter
Ludwig XIV., bei den slaw. Lyrikern des Spätmittelalters, neuerdings
fast nur im Gelegenheitsgedicht, allezeit gern gebraucht, um den
Namen des Verfassers oder des Angeredeten zu verstecken.
Deutsche
[* 2] Akrostichon
bieten u. a.
Gottfried von
Straßburg,
[* 3]
Rudolf von Ems,
[* 4] Ph.
Nicolai (Strophenanfangsbuchstaben in «Wie schön leuchtet
der Morgenstern»),
[* 5]
P. Gerhard (Strophenanfangsworte in «Befiehl du deine Wege»). Aus den Anfangsbuchstaben
einer Wortreihe wurden durch Akrostichon
versteckspielend Worte gebildet, wie
Ichthys (s. d.) und
Cabal (s. d.).