Akkord
(franz. accord, »Übereinstimmung«),
Akkord (Musik; juristi

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Seite 1.256. in der
Musik ein Zusammenklang mehrerer
Töne
(Harmonie). Die ältere Musiktheorie (bis ins 18. Jahrh.) sah im A. nur das zufällige
Zusammentreffen der
Töne verschiedener
Stimmen. Seit
Rameau (1722) die unendliche Zahl der möglichen Zusammenklänge
durch
Aufstellung der
Lehre
[* 2] von der
Umkehrung der Akkorde
reduzierte, bestrebten sich die Theoretiker, das von ihm begonnene
Werk der Schematisierung der Zusammenklänge weiterzuführen. Die gewöhnlich ebenfalls auf
Rameau zurückgeführte Begründung
der
Konsonanz des
Durakkords durch die Beziehung auf die sechs ersten und stärksten
Obertöne,
[* 3] aus denen
sich die
Klänge unsrer
Musikinstrumente zusammensetzen, ist eigentlich das
Verdienst Sauveurs (1701). Dieselbe ist aber mathematisch
(d. h. aus den Verhältnissen der Saitenlängen, ohne Kenntnis des bezeichneten
Phänomens) schon viel früher aufgestellt
worden und war bereits
Zarlino (1558) bekannt, der zugleich die Begründung der Mollkonsonanz aus den
umgekehrten Verhältnissen gibt. Diese letztere geriet, trotzdem sie wiederholt von spätern Theoretikern erneuert wurde
(Tartini 1754), gegen Ende des vorigen
Jahrhunderts in völlige Vergessenheit und wurde 1853 von
Moritz
Hauptmann als etwas ganz
Neues wieder aufgestellt.
¶
mehr
Durch das seither durch Helmholtz in vollster Klarheit erkannte Prinzip der Auffassung der Töne im Sinn von Klängen (Auffassung
im Sinn der Klangvertretung) ist dem System der Akkord
lehre voraussichtlich eine unerschütterliche wissenschaftliche Basis gegeben
und damit den frühern schwankenden Aufstellungen ein Ende gemacht. Was bereits Rameau geahnt und Fétis in
seinem »Traité d'harmonie« (1844) zuerst ausgesprochen hatte, ist heute der Fundamentalsatz der Harmonielehre: daß jeder
Zusammenklang wie jeder einzelne Ton entweder im Sinn eines Durakkords oder eines Mollakkords verstanden wird.
Die heutige Akkord
lehre ist daher einfach genug. Sie unterscheidet zunächst konsonante und dissonante Akkorde. Die konsonanten
Akkorde
sind der Durakkord und der Mollakkord, jener bestehend aus Hauptton, (großer) Oberterz und Oberquinte,
z. B. c e g, dieser bestehend aus Hauptton, (großer) Unterterz und Unterquinte, z. B. a c e. Dissonante Akkorde
entstehen zunächst
durch Hinzufügung eines vierten oder eines vierten und fünften Tons zum Durakkord oder Mollakkord, und zwar sind die wichtigsten
Akkorde
dieser Art der Durakkord mit kleiner Oberseptime: c e g | b und der Mollakkord mit kleiner Unterseptime: fis | a c e (natürliche
Septimenakkorde).
Gleichfalls sehr wichtige Bildungen sind die durch Hinzufügung der großen Sexte entstehenden: c e g | a oder g | a c e (große
Sextakkorde). Von untergeordneterer Bedeutung sind die Akkorde
mit großer Septime und die mit kleiner Sexte: c e g | h, resp.
f | a c e, und c e g | as resp. gis | a c e. Wird außer der kleinen Septime noch die große oder kleine None hinzugefügt,
so entstehen die Nonenakkorde:
c e g | b d und c e g | b des; die entsprechenden Bildungen in Moll sind selten als solche verständlich:
d fis | a c e und dis fis | a c e. Bekannte elliptische Bildungen sind der natürliche Dur- und Mollseptimenakkord
mit
ausgelassenem Hauptton: (c) e g b und fis a c (e), der sogen. »verminderte Dreiklang«, treffender Terzseptakkord genannt, sowie
der kleine Dur- und Mollnonenakkord mit ausgelassenem Hauptton: (c) e g b des und dis fis a c (e),
bekannt als »verminderter Septimenakkord«, richtiger Terznonenakkord genannt. Bildungen untergeordneter Art sind der Durakkord und Mollakkord mit großer Septime und großer None: c e g | h d und d f | a c e. Dissonanzen ganz andrer Art entstehen durch chromatische Veränderung eines der drei Töne des Dur- oder Mollakkords (alterierte Akkorde). So entsteht durch chromatische Erhöhung der Quinte des Durakkords oder durch chromatische Erniedrigung der Quinte des Mollakkords der sogen. übermäßige Dreiklang (übermäßige Quintakkord): c e gis, resp. as c e; ferner durch chromatische Erniedrigung der Quinte des Durakkords oder durch chromatische Erhöhung der Quinte des Mollakkords der verminderte Quintakkord: c e ges | b (in der Lage ges c e bekannt als übermäßiger Quartsextakkord) und als c e (in der Lage c e als bekannt als übermäßiger Sextakkord).
Durch Hinzutritt der natürlichen (kleinen) Septime zu diesen Akkorden entstehen ferner bekannte Bildungen: c e gis b (als b c e gis ein übermäßiger Sekundquartsextakkord), fis as c e (als as c e fis ein übermäßiger Quintsextakkord), c e ges | b (als ges b c e ein übermäßiger Terzquartsextakkord) und fis als c e (als c e fis als ebenfalls ein übermäßiger Terzquartsextakkord). Die chromatische Veränderung des Haupttons und der Terz ergibt keine neuen brauchbaren Bildungen, wohl aber eine neue Auffassung des verminderten Dreiklangs und verminderten Septimenakkords: cis e g, cis e g | b und a c es, fis | a c es. Eine dritte, sehr reiche Klasse von Dissonanzen bilden die sogen. Vorhaltsakkorde, welche dadurch entstehen, daß statt eines Tons des Dur- oder Mollakkords ein melodisch ihm benachbarter, zu ihm hinleitender substituiert wird.
Statt des Haupttons kann die große oder kleine Sekunde eintreten: d e g, des e g (statt c e g) und a c d, a c dis (statt a c e);
statt der Terz kann die große oder übermäßige Sekunde sowie die reine oder übermäßige Quarte eintreten: c d g, c dis g, c f g, c fis g (sämtlich statt c e g) und a d e, a des e, a h e, a b e (sämtlich statt a c e).
Statt der Quinte kann die übermäßige oder reine Quarte oder die kleine Sexte eintreten: c e fis, c e f, c e as (für c e g) und b c e, h c e, gis c e (für a c e). Besonders interessant sind viele dieser Vorhalte, wenn die (natürliche) Septime zum Akkord tritt, z. B. g b c dis (C dur-Septimenakkord mit Vorhalt vor der Terz), e b c fis (derselbe mit Vorhalt vor der Quinte) etc.
Die gemeinübliche Terminologie der Akkorde ist mit dem Generalbaß verwachsen und nimmt auf die Klangbedeutung derselben wenig oder keine Rücksicht. Man versteht unter Dreiklang einen der aus zwei übereinander aufgebauten Terzen besteht, desgleichen unter Septimenakkord einen von drei Terzen. Die spezifizierende Terminologie, je nachdem die Terzen große oder kleine sind, ist für die Dreiklänge ausreichend und klar: c e g großer (harter), c es g kleiner (weicher), c es ges verminderter, c e gis übermäßiger und c e ges hart verminderter Dreiklang.
Für die Septimenakkorde ist sie unzulänglich: c e g b, c es g b und c es ges b sind kleine, c e g h und c es g h große Septimenakkorde;
c es ges heses ist ein verminderter Septimenakkord;
c e gis b, c e ges b etc. müssen umständlich erklärt werden (kleiner Durseptimenakkord mit übermäßiger, resp. verminderter Quinte).
Anhalt (Geistige Kultu

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Anhalt.Während die neuere Harmonielehre die Umkehrungen der Dreiklänge und Septimenakkorde mit diesen identifiziert, gibt die an den Generalbaß anlehnende Terminologie für diesen Zusammenhang der »abgeleiteten« und »Stammakkorde« keinerlei Anhalt. [* 5] Der Sextakkord, bestehend aus Terz und Sexte, z. B. e g c, ist die erste, der Quartsextakkord, z. B. g c e, ist die zweite Umkehrung des Dreiklangs; der Quintsextakkord, bestehend aus Terz, Quinte und Sexte, z. B. h d f g, ist die erste Umkehrung des Septimenakkords (g h d f), der Terzquartsextakkord (Terzquartakkord) d f g h die zweite und der Sekundquartsextakkord (Sekundakkord) f g h d die dritte.
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Die Lage der Akkorde, welche als tiefsten Ton den Grundton aufweist, heißt auch Grundlage (beim Dreiklang Dreiklangslage), die erste Umkehrung (mit der Terz als Baßton) heißt zweite Lage, die zweite (mit der Quinte als Baßton) heißt dritte Lage etc. Unter Oktavlage, Terzlage, Quintlage etc. versteht man in der Regel, daß der betreffende Ton in die Oberstimme kommt. Enge Lage der Akkorde nennt man die, bei welcher die den Akkord bildenden Töne möglichst nahe aneinander gerückt sind (Beispiel I); bei der weiten Lage ist die Reihe durchbrochen (Beispiel II).