Akarnānien,
die westlichste Landschaft des alten Hellas, ein rauhes, wald- und weidereiches Bergland, im O. durch den Acheloos von Ätolien, im N. durch den Ambrakischen Golf von Epirus geschieden und im W. und S. vom Ionischen Meer bespült. Städte waren Stratos, Alyzia, Anaktorion, Aktion (Actium), Öniadä. Die Akarnanier, benannt nach Akarnan, einem Sohn des Alkmäon aus Argos, der zur Zeit des Trojanischen Kriegs die Landschaft kolonisiert haben soll, trieben meist Viehzucht und [* 3] glichen in Charakter und Sitten mehr ihren barbarischen Nachbarn in Epirus als den Griechen, denen sie erst seit dem Peloponnesischen Krieg nähertraten.
Griechische Sprache und
Sitten nahmen sie erst seit dem 7. Jahrh. von den an ihren
Küsten angesiedelten
korinthischen
Kolonien an. Im übrigen zeichneten sie sich durch große
Treue und
Energie aus und hielten in Kriegszeiten fest
zusammen, wie sie auch anfangs einen gemeinsamen
Gerichtshof zu Olpä hatten. Als alte Feinde der Ätolier kämpften sie später
für
Philipp III. von
Makedonien gegen
Rom,
[* 4] teilten aber nach der
Eroberung
Korinths das allgemeine
Schicksal
Griechenlands. Im
Mittelalter bemächtigten sich die
Normannen von
Italien
[* 5] aus des
Landes, und
Roger, König von
Sizilien,
[* 6] nannte
sich
»Fürst von Akarnanien
und
Ätolien«.
Kaiser
Andronikos vereinigte Akarnanien
wieder mit dem byzantinischen
Reich, mit dem es unter die Herrschaft
der
Osmanen kam. -
Gegenwärtig bildet Akarnanien
, mit
Ätolien (s. d.) vereinigt, den nordwestlichsten
Nomos des
Königreichs
Griechenland,
[* 7] der nördlich
an Türkisch-Albanien, westlich und südlich an das
Meer, östlich an den
Nomos
Phthiotis und
Phokis grenzt und nach Strelbitsky
ein
Areal von 7465 qkm (135,6 QM.) mit (1879)
138,444 Einw. hat. Diese Doppellandschaft umfaßt die Gebiete des untern
Aspropotamo
(Acheloos) und des
Fidaris (Euenos) und bildet im N. ein wildes, von
Gebirgen erfülltes, schwer zugängliches
Hochland,
das zu allen
Zeiten ein
Wohnsitz räuberischer
Stämme war.
Der Küstensaum, an dem die Bergflüsse ihren Schlamm ablagern, ist ein hafenloses, ungesundes Vorland. In der Mitte des Landes an den genannten Flüssen und nach dem Golf von Arta hin erstrecken sich fruchtbare, mit Seen besetzte und angebaute Ebenen. Die Bewohner sind ein naturwüchsiges Volk von wilden Sitten, namentlich die der Gebirgsgegenden, wie die räuberischen und gefürchteten Karagunides, nomadisierende Kutzo-Walachen, die im Winter aus den nördlicher gelegenen Gebirgsgegenden in Haufen von 50-100 Familien herabkommen und mit ihren Herden am Saum der Wälder lagern. Der Nomos zerfällt in fünf Eparchien und hat Missolunghi (Mesolongion) zur Hauptstadt.