Akalephen
[* 1] (grch., «Nesseln», Acraspeda, Scyphomedusae, Acalephae), die großen Medusenformen, die sich durch höhere Organisation und eigentümliche Entwicklung von den Medusen der Hydroidpolypen (s. d.) unterscheiden. Es sind Seetiere von pilzhutförmiger oder flach scheiben- bis glockenförmiger Gestalt, deren Schirmrand in acht Paare von lappenartigen Bildungen geteilt ist, an deren jedem ein gestieltes Sinnesorgan, sog. Randkörper, Gehörorgane und Augen von sehr einfachem Bau, in einer mittlern Einbuchtung liegt.
Der Schirm besteht aus einem Gallertgewebe mit elastischen Fasern und Muskeln, [* 2] welch letztere die rhythmischen Zusammenziehungen des Schirmes bei der Fortbewegung der Tiere bewirken. Auf der Innenseite der Glocke befindet sich der Mund, dessen Rand in vier lange, gefranste Arme verlängert ist. Die Mundöffnung führt in einen Magenraum mit vier Magentaschen, von denen die Radiärkanäle in den Schirm verlaufen. Die meist bunten Geschlechtsorgane liegen in besondern, nach unten in die Schirmhöhle mündenden Genitalhöhlen.
Aus den Eiern entwickeln sich meist bewimperte freischwimmende Larven, die sich festsetzen und zu einem achtarmigen Polypen, dem sog. Scyphistoma, umbilden. Dasselbe zerfällt durch Querteilung in eine Anzahl übereinander liegender, einem Satz aufeinander gestellter Teller vergleichbarer Scheiben, die vom freien Ende an zu kleinen Scheibenquallen sich ausbilden und dann ablösen, um schwimmend sich zu geschlechtsreifen Quallen (s. d.) zu entwickeln. Der segmentierte Polyp wird als Strobila, die junge Qualle als Ephyra bezeichnet.
Einige Formen, wie die
Leuchtquallen
(Pelagia), haben eine direkte
Entwicklung. Die Akalephen
sind in allen
Meeren
vertreten und erscheinen zu gewissen
Zeiten in oft ungeheuren Mengen.
Ihre Farbenpracht, Durchsichtigkeit, elegante Gestalt
und anmutige
Bewegung lassen sie neben den Schwimmpolypen als die schönsten pelagischen
Tiere erscheinen. (Vgl. Abbildung,
[* 1]
Fig. 1: Kornblumenqualle,
Chrysaora cyanea Lam.
[dazu
Tafel: Quallen,
[* 1]
Fig. 2,
Chrysaora mediterranea
Pér et Les.] und
[* 1]
Fig. 2:
Wurzelmundqualle, Rhizostoma Cuvieri
Pér. [dazu
Tafel: Quallen,
[* 1]
Fig. 4, Rhizostoma pulmo L.])
Bei den Rhizostomiden oder Wurzelquallen
sind die Mundarme miteinander verwachsen, so daß an
Stelle der Mundöffnung eine große Zahl von Saugöffnungen in die Magenhöhle
führt. Viele Akalephen
gehören zu den prachtvollsten Leuchttieren des
Meers, wie die stark nesselnde
Pelagia
noctiluca
Pér. des Mittelmeers.
[* 3] Eine eigentümliche Erscheinung ist die Vergesellschaftung gewisser Fische
[* 4] mit diesen Quallen;
man trifft in den Quallenschwärmen regelmäßig zahlreiche Individuen, unter deren
Schirm sich solche «Quallenfischchen»
unbeschadet der gefährlichen
Nesselorgane
[* 1] ^[Abb. 1. Kornblumenqualle.]
[* 1] ^[Abb. 2. Wurzelmundqualle.] ¶
mehr
ihres Wirtes aufhalten. -
Vgl. außer den Werken von Brandt, Agassiz, Hurley u. s. w. Haeckel, System der Medusen (Jena [* 6] 1879-81).