Aisne
(spr. ähn), Fluß im nördlichen Frankreich, die alte Axona, entspringt im Argonnenwald bei Vaubecourt, strömt erst nordwestlich durch die Departements Marne und Ardennen, dann westlich durch das gleichnamige Departement und einen Teil des Departements Oise und mündet oberhalb Compiègne in die Oise. Die Länge beträgt 279 km. Bis Condé an der Einmündung der Vesle ersetzen der Ardennenkanal und der Seitenkanal der Aisne als Schiffahrtslinien den Flußlauf; von dort an bis zur Mündung wird auch die Aisne auf 56 km Länge befahren. - Das danach benannte Departement umfaßt einen Teil der Ile de France und der Picardie, wird im N. von Belgien und dem Departement Nord, im O. von den Departements Ardennen und Marne, im S. von Seine-et-Marne, im W. von Oise und Somme begrenzt und hat ein Areal von 7352 qkm (133,5 QM.). Außer den letzten Ausläufern der Ardennen im NO. und einigen Hügelreihen im W. bietet der Boden des fast ganz zum Seinebecken gehörigen Departements keine bemerkenswerten Unebenheiten dar.
Das Departement wird hauptsächlich von der Oise mit Serre und Aisne, dann von der Marne mit Ourcq bewässert. Auch fällt der Oberlauf der Somme, Schelde und Sambre hierher. Unter den Kanälen ist der von St.-Quentin, welcher die Somme mit der Schelde verbindet, als der wichtigste zu nennen. Das Klima ist im allgemeinen etwas feucht und kalt, namentlich sind Frühlingsfröste häufig. Die ausgedehnten Waldungen, welche vornehmlich von Rot- und Weißbuchen, Eichen, Eschen und Birken gebildet werden, bergen viel Rot- und andres Wild. Der Boden, meist aus Kalk und Kreide bestehend, bietet treffliche Bausteine, Marmor, Thon zu Schmelztiegeln, Gips, Torf etc. Die Bevölkerung beläuft sich auf (1881) 556,891 Seelen.
Der Ackerbau ist sehr vorgeschritten, und Aisne steht darin nur den Departements Nord und Pas de Calais nach. Er erstreckt sich außer auf Getreide, von dem ein Drittel ausgeführt werden kann, auf industrielle Pflanzen, als: Zuckerrüben, Flachs, Hanf, Hopfen und Ölgewächse, daneben auf Futterkräuter, so daß auch die Viehzucht, namentlich auf Schafe, deren kein Departement mehr zählt, dann die Hühnerzucht sehr bedeutend sind. Die Zuckerrübenindustrie (mit 90 Fabriken und ca. 10,000 Arbeitern) kommt gleich nach der des Departements Nord; sonst blüht namentlich die Spiegel- und Glasfabrikation, Batist-, Baumwoll- und Schafwollmanufaktur, chemische und Eisenindustrie, deren Erzeugnisse nebst denen des Ackerbaus den namentlich auch durch den Transit von den nördlichen Kohlengruben nach Paris wichtigen Handel nähren. Das Departement wird von der Französischen Nordbahn durchschnitten, in welche die Ostbahn mit drei Linien einmündet, und zerfällt in fünf Arrondissements: St.-Quentin, Vervins, Laon, Soissons und Château-Thierry. Hauptstadt ist Laon.