Aire-sur
la-Lys (spr. ähr ßür la lihß), Hauptstadt des Kantons
Aire (115,51 qkm, 14 Gemeinden, 17 070 E.) im
Arrondissement
St. Omer des franz. Depart.
Pas-de-Calais, 16 km südöstlich von St. Omer, an der
Lys, der
Vereinigung des Lys
kanals und des
Kanals Neuf-Fossé und an der Linie
Armentieres-St. Onier der
Franz. Nordbahn, hat (1891) 4157, als Gemeinde 8109 E., 8
Kirchen,
von denen St.
Pierre (103 m lang, 20 m breit, 23 m hoch) für die prächtigste des nördl.
Frankreichs gilt; ferner ein 1714-24
erbautes Rathaus mit
Bibliothek (10000
Bände), bedeutende Fabrikation
von
Wolle, Öl, Fayencekacheln, Bierbrauerei
[* 2] und
Handel mit Getreide,
[* 3]
Branntwein, Öl,
Kohlen und
Eisen.
[* 4] Der Platz ist Festung
[* 5] zweiten Ranges und wird von dem
Fort St. François
verteidigt.
In der Mitte des 9. Jahrh. war Aire-sur
ein
Kloster, welches später von den
Normannen zerstört wurde.
Grafen von Flandern gründeten
aber daselbst ein Schloß und 1059 die Kollegialkirche St.
Pierre. 1498 übergab
Ludwig XII. die Stadt
an den Erzherzog Philipp den Schönen, wodurch sie an das Haus
Österreich
[* 6] kam.
Karl V. bestätigte 1516 ihre Privilegien.
Die
Franzosen eroberten die Stadt 1641 nach zweimonatlicher
Belagerung, verloren sie an die
Spanier, nahmen sie jedoch 1676 wieder.
Nachdem
Marlborough und Prinz Eugen sich ihrer bemächtigt hatten, ging sie im Frieden zu
Utrecht
[* 7] (1713) endgültig
an
Frankreich über.