Ain
1'080 Wörter, 7'246 Zeichen
Ain,
Ain
(spr. äng), rechter Nebenfluß der Rhône in Frankreich, entspringt im Jura, 3,5 km südöstlich von Nozeroy, durchfließt in fast südl. Richtung die Depart. Jura und in einer Länge von 190 km, von denen 90 km (von der Einmündung der Bienne an) schiffbar sind, und mündet 35 km oberhalb von Lyon. [* 3] Anfangs fließt er in einem engen Thale, das sich aber später auf der rechten Uferseite zu einem welligen Plateau erweitert. Von seinen 20 Wasserfällen ist der von Port-de-la-Saisse (16 m hoch und 132 m breit) der bedeutendste. Die auf dem Flusse betriebene Holzflößerei ist beträchtlich.
Ain
(spr. äng), Departement im nördl.
Teile des südöstl.
Frankreichs, nach dem
Flusse Ain
benannt,
besteht aus den ehemals burgund. Landschaften
Bresse (um
Bourg) und Dombes (um Trévoux) im W. und
SW.,
Bugey (um
Belley) mit
Valromey (um Seyssel) im SO. und Gex im
NO., grenzt im N. an die Depart. Jura und Saône-et-Loire, im
W. an Rhône und Saône-et-Loire,
im
S. an
Haute-Savoie, Savoie und Isère, im O. an die
Schweiz,
[* 4] hat 5798,97 (nach Berechnung des Kriegsministeriums
5825) qkm, (1891) 35 6907 E., darunter 4639
Ausländer, und zerfällt in die 5
Arrondissements
Belley,
Bourg, Gex, Nantua, Trevoux
mit 30 Kantonen und 453 Gemeinden.
Hauptstadt ist Bourg. Das Departement wird im S. von der Rhône und im W. von der Saône begrenzt und durch die Eisenbahnlinie von Lons-le-Saunier nach Bourg und Ambérieu in zwei gleich große, aber sehr verschiedenartige Teile geteilt. Der östliche, zum Flußgebiet der Rhône gehörig, schließt sich durch die Parallelzüge des Juras dem Alpenlande an, senkt sich nicht unter 300 m herab, erhebt sich aber zu Bergen [* 5] von 1500 bis 1700 m (Le [* 6] Crêt du Nu 1555 m, Le Grand Crêt d'Eau 1624, Le Reculet 1720, Le Crêt de la Neige 1723 m), hat von reißenden Gebirgswässern durchrauschte, meist nach S. laufende Thäler, schöne Wasserfälle, Fichtenwaldungen, sowie fruchtbares Acker- und Wiesenland.
Der Boden liefert Eisen, [* 7] Baumaterialien (Steinbrüche bei Villebois), Asphalt (bei Seyssel) und die besten Lithographiesteine Frankreichs. Der westl. Teil ist eine wellenförmige Ebene von 300 m mittlerer Höhe, die sich, wie die Wasserläufe zeigen, nach S. und W. ein wenig senkt, und durch die sie durchfließenden Charlaronne, Beyle und Revssouze dem Flußgebiete der Saône angehört. Schon im 14. Jahrh. dämmten die Bewohner die Flüsse [* 8] ein und legten Teiche an. Am Ende des 18. Jahrh. gab es in der Landschaft Dombes (südl. Abschnitt der Ebene) deren an 2000 mit einer Fläche von 200 qkm, reich an Fischen und Wasserwild.
Da man sie jedoch alle drei Jahre trocken legte und vom März bis September Getreide [* 9] darin baute, entstand häufig Fieber, und der Gesundheitszustand der Bevölkerung [* 10] wurde ein so ungünstiger, daß man eine Verminderung der Teiche und die Trockenlegung sumpfiger Gebiete anordnen mußte. Es wurden Straßen und Eisenbahnen angelegt, Abzugskanäle gebaut u. s. w. und die Fläche der Teiche auf 90 qkm herabgesetzt. In dem nördl. Teil der Ebene (La Bresse), wo die größte Zahl derselben ausgetrocknet ist, werden reichliche Ernten erzielt (im ganzen Departement 1888: 1 368 748 hl Weizen, 108 140 hl Roggen, 387 196 hl Hafer, [* 11] 24 2670 hl Buchweizen); man gewinnt auch Torf und Steinkohlen.
Die Hauptbeschäftigung der Bewohner des Departements ist
Ackerbau und Viehzucht
[* 12] (1887: 17 920
Pferde,
[* 13] 249 800 Rinder),
[* 14] deren
Produkte (besonders
Käse) nach
Lyon und in die
Schweiz gebracht werden. Außerdem baut man gutes Obst und
Wein (im zehnjährigen
Durchschnitt jährlich 306 576 hl; 1888: 157 732 hl, 1889: 118 153 hl, dessen beste Sorten die aus der
Umgebung von
Bellen und die Weißweine von Pont-d'Ain
sind.
Das Klima ist kalt und feucht,
die Bevölkerung schwach, während
der nördl.
Abschnitt gesunde Luft und eine kräftige, mäßige und arbeitsame
Bevölkerung hat. Dieselbe steht hinsichtlich
ihrer
Bildung bedeutend über dem Landesdurchschnitt. Unter 2856 Rekruten waren (1888)
nur 90
Analphabeten und bei 2651
Eheschließungen konnten 135
Männer und 271 Frauen ihren
Namen nicht schreiben.
Die industrielle Thätigkeit ist beschränkt auf Seidenindustrie, Woll- und Baumwollspinnereien, Strohhutflechterei, Sägemühlen, Fabrikation von Leder, Fayence, [* 15] Glas, [* 16] Holzarbeiten u. s. w. Der Handel bringt hauptsächlich Schlachtvieh, Merinoschafe, Pferde, Käse, Holz, [* 17] Hanf, Ziegel, Töpferwaren u. dgl. zur Ausfuhr. Der Verkehr wird durch die Rhône- und Saôneschiffahrt, ferner durch ein Eisenbahnnetz (1886: 472,8 km), dessen Knotenpunkte Bourg und Ambérieu sind, und durch (1888) 452 km Nationalstraßen gefördert.