(spr. ähgwijong, lat. Acilio), alte Stadt im franz.
DepartementLot-et-Garonne,
ArrondissementAgen, am
Lot, nahe an seinem Zusammenfluß mit der
Garonne und an der
Südbahn, mit römischen Mauerresten, neuem
Schloß der
Herzöge von Aiguillon und (1876) 1993 Einw., welche bedeutenden
Tabaks- und Hanfbau und
Handel damit betreiben.
Das alte feste
Schloß, wovon noch Reste übrig, wurde 1345-46 von
Johann dem
Guten vergebens belagert. Aiguillon ist 1600 von
Heinrich IV. zum Herzogtum erhoben worden.
Das
Parlament fügte sich nicht und verurteilte den
Herzog, und die
Parlamente der
Provinzen schlossen sich diesem Urteilsspruch
an. Der Streit wurde so heftig, daß der
KanzlerMaupeou 1771 dieParlamente gewaltsam auflöste und eine
neue
Gerichtsorganisation einführte. Während dieses Streits war
Choiseul entlassen und Aiguillon zum
Minister des
Auswärtigen und
des
Kriegs ernannt worden. Im Einverständnis mit der
Dubarry, mit
Maupeou und du Terray leitete er nun die Angelegenheiten
Frankreichs bis zum
Tode des
Königs (1774). AiguillonsMinisterium bezeichnet die äußerste
Entartung des
alten
Regime. Aiguillon starb 1782, nachdem er 1774 entlassen und vom
Hofe verbannt worden war. -
Sein Sohn
Armand,
Herzog von Aiguillon, geboren
um 1750, war 1789 Mitglied der
Nationalversammlung und gehörte zu den ersten, die sich mit dem dritten
Stand vereinigten und
auf die Privilegien des
Adels verzichteten. Er ward als
General in der republikanischen
Armee angestellt.
Während der Schreckenszeit mußte er indessen fliehen und starb in
Hamburg.
[* 7]
(spr. ägüijóng; lat. Acilio), Stadt im Kanton
[* 8] Port-Ste. Marie, ArrondissementAgen des franz. Depart. Lot-et-Garonne, in der Landschaft
Agenois, am Lot bei der Vereinigung mit der Garonne und an der Linie Bordeaux-Cette der Franz. Südbahn,
amphitheatralisch einen Hügel hinaufgebaut, hat (1891) 1508, als Gemeinde 3119 E., Post, Telegraph:
[* 9] ansehnlichen Weinhandel,
Hanf- und Tabakbau. Bemerkenswert sind die Reste eines alten, festen Schlosses und ein neueres, im ital.
Stil erbautes Schloß der Herzöge von Aiguillon An der
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Kirche befindet sich eine 10 m hohe röm. Mauer mit 4 Arkaden, 2 km von Aiguillon entfernt der massige röm. Turm
[* 11] von St. Côme oder
die Tourasse, vielleicht ein Grab. Aiguillon wurde 1345-46 von Johann dem Guten, Sohn König Philipps VI., 15 Monate belagert und von
den Engländern verteidigt. -
(spr. ägüijóng), franz. Herzogstitel, von
Schloß und Stadt Aiguillon hergenommen. Kardinal Richelieu kaufte die Besitzung 1638 für seine Nichte Marie Madeleine
de Vignerot (gest. 1675), von der sie durch Vererbung auf ihren Urgroßneffen Armand Vignerot-Duplessis-Richelieu, Herzog von
Aiguillon, gelangte. Dieser, geb. 1720, stieg am Hofe und im Heere empor und erhielt schließlich das Gouvernement
der Bretagne. In dieser Stellung geriet er seit 1760 durch seine gewissenlose Willkür in so schwere Händel mit dem dortigen
Parlament, daß er auf Veranlassung des Ministers Choiseul 1768 abberufen wurde. In drei Jahren hatte er
nicht weniger als 130 Lettres de cachet erlassen.
Durch die Gunst der Gräfin Dubarry ernannte ihn Ludwig XV. nach dem SturzeChoiseuls (1770) zu dessen Nachfolger. Ihm ward
hauptsächlich die Schwäche und Unfähigkeit der franz. auswärtigen Politik zur Last gelegt,
die namentlich bei der TeilungPolens hervortrat, wie denn sein Ministerium überhaupt als äußerste Entartung
des alten Regime zu bezeichnen ist. Bei der Thronbesteigung Ludwigs XVI. 1774 wurde er entlassen und 1775 sogar vom Hofe verwiesen.
Verachtet und vergessen, starb er 1782. - Sein Sohn Armand, Herzog von Aiguillon, geb. 1750, 1789 Abgeordneter des Adels von Agen in
den Generalständen, erklärte sich für den dritten Stand und verzichtete auf alle Vorrechte. Nachdem
er kurze Zeit 1792 am Rhein befehligt hatte, mußte er, dem Nationalkonvente mißliebig, fliehen, ging nach London
[* 12] und starb 1800 in
Hamburg. -
Vgl. Jobez, La France sous Louis XV, Bd. 6 (Par.
1873).