(spr. ähgwijong, lat. Acilio), alte Stadt im franz.
Departement Lot-et-Garonne, Arrondissement Agen, am Lot, nahe an seinem Zusammenfluß mit der Garonne und an der
Südbahn, mit römischen Mauerresten, neuem Schloß der Herzöge von Aiguillon und (1876) 1993 Einw., welche bedeutenden
Tabaks- und Hanfbau und Handel damit betreiben.
Das alte feste Schloß, wovon noch Reste übrig, wurde 1345-46 von Johann dem
Guten vergebens belagert. Aiguillon ist 1600 von Heinrich IV. zum Herzogtum erhoben worden.
(spr. ängwijong), Armand Vignerot Duplessis Richelieu, Herzog von, franz. Minister, geb. 1720, Sohn des Marquis
Armand Louis v. Richelieu, der 1731 zum Herzog von Aiguillon erhoben wurde, diente im Heer in Italien ohne Auszeichnung und erhielt trotzdem 1756 das
Gouvernement der Bretagne. Hier machte er sich allgemein verhaßt, ward vor dem dortigen Parlament wegen
Veruntreuung öffentlicher Gelder angeklagt und 1768 auf Choiseuls Veranlassung abgerufen. In Paris erwarb er sich rasch die
Gunst der Dubarry, wurde zum Kommandanten der Chevau-legers ernannt und nahm in der wüsten Gesellschaft des Königs eine der ersten
Stellen ein.
Da er im Verein mit der Dubarry den Minister Choiseul
zu stürzen suchte, so veranlaßten seine Gegner eine Erneuerung des alten
Prozesses, mit dem neue Anklagen wegen Giftmischerei und Aufstellung falscher Zeugen verbunden wurden. Der König wies diesen
Prozeß vor das Pariser Parlament als den Pairshof und präsidierte anfänglich den Sitzungen desselben.
Als die Untersuchung aber eine für den Hof sehr unbequeme Ausdehnung annahm, befahl er, den Prozeß niederzuschlagen.
Das Parlament fügte sich nicht und verurteilte den Herzog, und die Parlamente der Provinzen schlossen sich diesem Urteilsspruch
an. Der Streit wurde so heftig, daß der Kanzler Maupeou 1771 die Parlamente gewaltsam auflöste und eine
neue Gerichtsorganisation einführte. Während dieses Streits war Choiseul entlassen und Aiguillon zum Minister des Auswärtigen und
des Kriegs ernannt worden. Im Einverständnis mit der Dubarry, mit Maupeou und du Terray leitete er nun die Angelegenheiten
Frankreichs bis zum Tode des Königs (1774). Aiguillons Ministerium bezeichnet die äußerste Entartung des
alten Regime. Aiguillon starb 1782, nachdem er 1774 entlassen und vom Hofe verbannt worden war. - Sein Sohn Armand, Herzog von Aiguillon, geboren
um 1750, war 1789 Mitglied der Nationalversammlung und gehörte zu den ersten, die sich mit dem dritten Stand vereinigten und
auf die Privilegien des Adels verzichteten. Er ward als General in der republikanischen Armee angestellt.
Während der Schreckenszeit mußte er indessen fliehen und starb 4. Mai 1800 in Hamburg.
(spr. ägüijóng; lat. Acilio), Stadt im Kanton
Port-Ste. Marie, Arrondissement Agen des franz. Depart. Lot-et-Garonne, in der Landschaft
Agenois, am Lot bei der Vereinigung mit der Garonne und an der Linie Bordeaux-Cette der Franz. Südbahn,
amphitheatralisch einen Hügel hinaufgebaut, hat (1891) 1508, als Gemeinde 3119 E., Post, Telegraph: ansehnlichen Weinhandel,
Hanf- und Tabakbau. Bemerkenswert sind die Reste eines alten, festen Schlosses und ein neueres, im ital.
Stil erbautes Schloß der Herzöge von Aiguillon An der
mehr
Kirche befindet sich eine 10 m hohe röm. Mauer mit 4 Arkaden, 2 km von Aiguillon entfernt der massige röm. Turm von St. Côme oder
die Tourasse, vielleicht ein Grab. Aiguillon wurde 1345-46 von Johann dem Guten, Sohn König Philipps VI., 15 Monate belagert und von
den Engländern verteidigt. -
Vgl. Alis, Historie de la ville d'A. (Agen 1895).
(spr. ägüijóng), franz. Herzogstitel, von
Schloß und Stadt Aiguillon hergenommen. Kardinal Richelieu kaufte die Besitzung 1638 für seine Nichte Marie Madeleine
de Vignerot (gest. 1675), von der sie durch Vererbung auf ihren Urgroßneffen Armand Vignerot-Duplessis-Richelieu, Herzog von
Aiguillon, gelangte. Dieser, geb. 1720, stieg am Hofe und im Heere empor und erhielt schließlich das Gouvernement
der Bretagne. In dieser Stellung geriet er seit 1760 durch seine gewissenlose Willkür in so schwere Händel mit dem dortigen
Parlament, daß er auf Veranlassung des Ministers Choiseul 1768 abberufen wurde. In drei Jahren hatte er
nicht weniger als 130 Lettres de cachet erlassen.
Durch die Gunst der Gräfin Dubarry ernannte ihn Ludwig XV. nach dem Sturze Choiseuls (1770) zu dessen Nachfolger. Ihm ward
hauptsächlich die Schwäche und Unfähigkeit der franz. auswärtigen Politik zur Last gelegt,
die namentlich bei der Teilung Polens hervortrat, wie denn sein Ministerium überhaupt als äußerste Entartung
des alten Regime zu bezeichnen ist. Bei der Thronbesteigung Ludwigs XVI. 1774 wurde er entlassen und 1775 sogar vom Hofe verwiesen.
Verachtet und vergessen, starb er 1782. - Sein Sohn Armand, Herzog von Aiguillon, geb. 1750, 1789 Abgeordneter des Adels von Agen in
den Generalständen, erklärte sich für den dritten Stand und verzichtete auf alle Vorrechte. Nachdem
er kurze Zeit 1792 am Rhein befehligt hatte, mußte er, dem Nationalkonvente mißliebig, fliehen, ging nach London und starb 1800 in
Hamburg. -
Vgl. Jobez, La France sous Louis XV, Bd. 6 (Par.
1873).