(spr. ägüijóng; lat. Acilio), Stadt im Kanton
[* 2] Port-Ste. Marie,
ArrondissementAgen des franz. Depart. Lot-et-Garonne, in der Landschaft
Agenois, am Lot bei der
Vereinigung mit der Garonne und an der Linie
Bordeaux-Cette der
Franz.
Südbahn,
amphitheatralisch einen Hügel hinaufgebaut, hat (1891) 1508, als Gemeinde 3119 E., Post,
Telegraph:
[* 3] ansehnlichen Weinhandel,
Hanf- und Tabakbau. Bemerkenswert sind die Reste eines alten, festen Schlosses und ein neueres, im ital.
Stil erbautes Schloß der
Herzöge von Aiguillon An der
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Kirche befindet sich eine 10 m hohe röm. Mauer mit 4 Arkaden, 2 km von Aiguillon entfernt der massige röm. Turm
[* 5] von St. Côme oder
die Tourasse, vielleicht ein Grab. Aiguillon wurde 1345-46 von Johann dem Guten, Sohn König Philipps VI., 15 Monate belagert und von
den Engländern verteidigt. -
(spr. ägüijóng), franz. Herzogstitel, von
Schloß und Stadt Aiguillon hergenommen. Kardinal Richelieu kaufte die Besitzung 1638 für seine Nichte Marie Madeleine
de Vignerot (gest. 1675), von der sie durch Vererbung auf ihren Urgroßneffen Armand Vignerot-Duplessis-Richelieu, Herzog von
Aiguillon, gelangte. Dieser, geb. 1720, stieg am Hofe und im Heere empor und erhielt schließlich das Gouvernement
der Bretagne. In dieser Stellung geriet er seit 1760 durch seine gewissenlose Willkür in so schwere Händel mit dem dortigen
Parlament, daß er auf Veranlassung des Ministers Choiseul 1768 abberufen wurde. In drei Jahren hatte er
nicht weniger als 130 Lettres de cachet erlassen.
Durch die Gunst der Gräfin Dubarry ernannte ihn Ludwig XV. nach dem SturzeChoiseuls (1770) zu dessen Nachfolger. Ihm ward
hauptsächlich die Schwäche und Unfähigkeit der franz. auswärtigen Politik zur Last gelegt,
die namentlich bei der TeilungPolens hervortrat, wie denn sein Ministerium überhaupt als äußerste Entartung
des alten Regime zu bezeichnen ist. Bei der Thronbesteigung Ludwigs XVI. 1774 wurde er entlassen und 1775 sogar vom Hofe verwiesen.
Verachtet und vergessen, starb er 1782. - Sein Sohn Armand, Herzog von Aiguillon, geb. 1750, 1789 Abgeordneter des Adels von Agen in
den Generalständen, erklärte sich für den dritten Stand und verzichtete auf alle Vorrechte. Nachdem
er kurze Zeit 1792 am Rhein befehligt hatte, mußte er, dem Nationalkonvente mißliebig, fliehen, ging nach London
[* 6] und starb 1800 in
Hamburg.
[* 7] -
Vgl. Jobez, La France sous Louis XV, Bd. 6 (Par.
1873).