Ertrag des angebauten Bodens 1898: 659 ha Reben ergaben 23100 hl Wein im Werte von 1590000 Fr. Der übrige landwirtschaftliche
Betrieb erzielte den Betrag von 3400000 Fr., Ertrag der Wälder nicht mit inbegriffen. Die Viehstatistik
weist folgenden Bestand auf:
Zahlreiche landwirtschaftliche und Weinbaugenossenschaften. Die Industrie besteht in der Ausbeute der Salinen von Bex, der
ältesten der Schweiz (1899: 39300 m3), und der wichtigen Marmorbrüche von Saint-Triphon und Arvel (Villeneuve). Ausserdem
Gipsgruben in Bex und Villeneuve;
Parqueteriefabriken, Brauerei- und Schreinergewerbe, Bürstenfabriken
und Wollspinnerein in Aigle;
hauptsächlich aber Weinhandel mit Eigengewächt.
Die bedeutendste Einnahmequelle des Bezirks besteht aber ohne Zweifel in der Fremdenindustrie, die alljährlich Tausende
von Touristen in folgenden Sammelpunkten vereinigt: Villeneuve (Hôtel Byron), Aigle (GrandHôtel des Bains mit Salzsoole
und Mutterlauge), Bex (Bäder, Aerotherapie, Traubenkuren), Leysin-Feydey (Winter- und Sommeraufenthalt für Brustleidende),
Corbeyrier, Le Sépey, La Comballaz (Schwefelwasser), Ormont-Dessus (Sommer- und Winterstation), Chesières (Sommer- und Winterstation),
Villars, Gryon, Les Plans de Frenières, Lavey-les-Bains (heisse Schwefelquellen und Mutterlauge). Daneben zahlreiche Bergweiler,
wo die Fremden einen Teil des Sommers in Pensionen oder zu diesem Zwecke gemieteten Chalets zuzubringen
pflegen.
Aigle ist bekannt durch seine grossen Rebberge, die einen geschätzten alkoholreichen Wein liefern. Stark besuchte Märkte,
besonders derjenige im Oktober, an dem oft bis zu 1000 Stück Vieh aufgeführt werden.
Sitz eines Bezirksgerichtes einer Filiale der Kantonalbank, eines Gymnasiums und Industrieschule. Grosse Parqueteriefabrik
mit 100 Arbeitern, 4 Sägen, eine Spinnerei, zwei Buchdruckereien und zwei Zeitungen. Ausserdem Fabrikation von renommierten
Schuhwaren, Bürsten, Bier, Magenbitter. In Aigle sind geboren der Componist Gust. Doret, der Maler Friedr. Rouge,
der Novellist Sam. Cornut; Bürger von Aigle zudem der seit 1741 an der Akademie zu Lausanne wirkende Rechtslehrer Beat Ph.
Vicat; der ausgezeichnete Botaniker Abrah. Ls Decoppet, Mitarbeiter Albrechts von Haller an dessen Historia stirpium indigenar.Helvetiaeinchoata. 3 t. Bernae 1768; der Landammann Dav. Franz Rud. Clavel (1767-1837); die Brüder Ph.
und Friedr. Veillon; der Botaniker Jaccard, Verfasser einer bemerkenswerten FloreduValais; etc.
In der Umgebung die schöne Quelle von Fontanney, die die Wasser der aus Alpenkalk bestehenden Südostflanke des Massives von
Aï (besonders die des waldreichen Plateaus von Leysin) sammelt und die Stadt Aigle mit reichlichem, ausgezeichnet
frischem Trinkwasser versorgt. Seit Frühjahr 1900 elektrische Strassenbahn zwischen dem Bahnhof der Linie des J.-S., dem
Stationsgebäude der neuen elektrischen Bahn Aigle-Leysin und dem grossen, im Quartier LeFahy gelegenen Badhotel. Aigle besitzt
eine ref. Landeskirche, sowie Kirchen der freien, der kath. und der deutschen Gemeinde (letztere in der alten
Kirche St. Jacques, in der noch Farel predigte).
Wohlthätigkeitsanstalten: Hilfsverein für Arme, 1863 gegründet;
Aigremont - Aïre
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Bezirksspital Aigle mit 20 Betten, 1867 eröffnet;
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mehr
deutsche Unterstützungskasse, deren Zinsen an die Armen verteilt werden;
Waisenhaus für den ersten kirchlichen Bezirk (politische
Bezirke Aigle und Pays d'Enhaut und Kreise La Tour und Montreux);
Ersparnis- und Alterskasse, 1835 gegründet;
etc. Ca. 180 arme
Kranke jährlich öffentlicher Unterstützung genössig.
Keiner der römischen Schriftsteller erwähnt Aigle, obwohl der Ort zur Römerzeit zweifellos schon bestanden
haben muss. Es beweisen dies Ueberreste einer Wasserleitung, Münzfunde, und zahlreiche, in den Rebbergen um das Schloss ausgegrabene
Ton- und Ziegelscherben. 1835 in der Umgebung eine keltische Begräbnisstätte mit ca. 100 Gräbern aufgedeckt.
Ansicht von Aigle.
Die erste Erwähnung von Aigle (als Allium, woher der heutige Dialektname Aille für die Stadt und Jacquesd'Aille für deren Bewohner) finden wir in einer Urkunde des h. Guérin, 1138-43 Bischof von Sitten. Der Ort war der Reihe nach
Eigentum verschiedener Familien: 1231 tritt der Graf Thomas von Savoyen die Herrschaft Aigle an die Familie de Saillon ab. Lehen
besassen dazu noch in Aigle die Herren von Chivron, Tavelli, La Tour etc. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts
durch Heirat an die Familie de Compey-Thorens übergegangen, verblieb die Herrschaft Aigle in deren Besitz bis zu ihrer Eroberung
durch die Berner 1475. Das von den Bernern ausgeplünderte und zerstörte Schloss wurde später wieder
aufgebaut und blieb bis 1798 Sitz des Landvogtes über die vier Landvogteien von Aigle. In dem malerischen Gebäude heute
das Bezirksgefängnis. Rathaus 1640 erbaut.