Ahorn
(Acer L.), Pflanzengattung aus der Familie der
Aceraceen (s. d.) mit gegen 50 in der nördlich gemäßigten Zone
einheimischen
Arten. Es sind
Bäume mit meist handförmig gelappten
Blättern, in
Trauben oder
Trugdolden gestellten, gewöhnlich
grünlichgelb gefärbten
Blüten und doppelt geflügelten (mit zwei gegenständigen, häutigen Fortsätzen
versehenen), zur Reifezeit in zwei einsamige
Teile zerspaltenden
Früchten. In
Deutschland
[* 2] sind drei
Arten heimisch: der
Bergahorn,
weißer oder gemeiner Ahorn
(Acer pseudoplatanus L.), mit großen, stumpflappigen
Blättern und hängenden, nach dem Laubausbruch
sich entwickelnden Blütentrauben, der
Spitzahorn
(Acer platanoides L.) mit großen, spitzlappigen
Blättern und
in aufrechten
Trugdolden vor dem Laubausbruch erscheinenden
Blüten; und der Feldahorn
oder
Maßholder
(Acer campestre L.) mit
kleinen, stumpflappigen
Blättern und aufrechten
Doldentrauben, die mit den
Blättern hervorkommen.
Die beiden ersten Arten erwachsen zu Bäumen von 20 bis 30 m Höhe, während die dritte am häufigsten strauchartig vorkommt und als Baum nur selten über 15 m hoch wird. Die Abbildung auf Tafel Laubhölzer: Waldbäume I, [* 1] Fig. 1, zeigt einen Bergahorn als Baum, außerdem von dieser Art: 1 Zweigspitze mit Blatt [* 3] und Blütentraube, 2 und 3 fruchtbare Zwitterblüten, letztere nach Hinwegnahme der Kelch- und Kronenblätter, 4 männliche Blüte, [* 4] 5 Querdurchschnitt des Fruchtknotens, 6 Flügelfrucht, 7 Teil derselben in natürlicher Größe, links geöffnet, mit darinliegendem Samen, [* 5] 8 herausgeschältem Keimling, 9 quer in der Richtung a b von 8 durchschnittenen Samen, 10 Triebspitze im Winterzustand mit Knospen, [* 6] 11 Keimpflanze mit entwickelten Kotyledonen k k und ersten Blättern.
Der
Bergahorn bewohnt namentlich die
Gebirge des mittlern und südl. Europas, steigt im Harz, im
Erzgebirge
bis 600
m, in den
Bayrischen
Alpen
[* 7]
bis 1500 m hoch. Der
Spitzahorn gehört mehr dem nördl. Europa
[* 8] an, gedeiht aber nicht in
so hochgelegenen
Strichen, wie der
Bergahorn, im Norden
[* 9] dagegen vortrefflich, selbst in morastigen Niederungen (z.B. russ.
Ostseeprovinzen). Der ebenfalls weitverbreitete Feldahorn
ist eine Holzart der Ebene oder des Hügellandes;
er steigt in Südbayern z.B. höchstens bis 800 m, den eigentlichen
Alpen fehlt er ganz.
Alle drei Ahorn
sind wegen ihres festen, gelblichweißen Holzes von Tischlern,
Drechslern, Instrumentenmachern, Schnitzern u.a.
sehr geschätzt; namentlich ist das oft sehr schön gemaserte, braun geflammte Holz
[* 10] des Feldahorns
für
musikalische
Instrumente sehr gesucht. Forstlich sind die Ahorn
deshalb von Bedeutung, bilden aber nirgends größere, reine
Bestände, sondern kommen nur in Vermischung mit andern Holzarten vor.
Ihre Fähigkeit, sehr kräftige
Stockausschläge zu treiben,
macht sie sehr geeignet für
Nieder- und Mittelwald, namentlich den Feldahorn, der überdies vorzüglich
den Heckenschnitt verträgt. – In deutschen Gärten und Promenadenanlagen werden verschiedene ausländische
Arten als Zierbäume
angebaut, z.B.
Acer striatum L. aus Nordamerika [* 11] wegen seiner weißgestreiften Rinde; der südeurop. Acer monspessulanum L. mit stumpf dreilappigen Blättern;
der russ. Acer tataricum L. mit ganzen Blättern, der sehr widerstandsfähig gegen ungünstige Witterungseinflüsse ist;
der mit gefiederten Blättern versehene eschenblätterige Ahorn, Acer negundo L. (Negundo fraxinifolium Nutt.) aus Nordamerika, welcher Art meist die in Gärten häufig vorkommenden Abarten mit weißgelben oder weiß gescheckten Blättern angehören;
der westamerik. Acer dasycarpum Ehrh., der in seiner Heimat am Ohio zu riesigen Bäumen erwächst, bei uns sich vorzüglich zu Alleen eignet und auch forstliche Beachtung verdient;
der ihm verwandte, aber nicht so hoch werdende amerik.
Acer rubrum L.; endlich der ebenfalls nordamerikanische, dem Spitzahorn nahe stehende Zuckerahorn (Acer saccharinum Wangh., nigrum Mich.), aus dessen Saft in den Hinterländern Nordamerikas Zucker [* 12] gewonnen wird.