Auch besitzt Agram eine südslawische
Akademie der
Wissenschaften (seit 1867), wissenschaftliche
Vereine, einen
Musikverein, eine
Universitäts- und mehrere andre
Bibliotheken, eine Bildergalerie, einen botanischen
Garten,
[* 10] Buchhandlungen
und Druckereien. Am wurde von einer furchtbaren
Katastrophe betroffen. Das
Erdbeben,
[* 11] welches in ganz
Kroatien große
Verheerungen anrichtete und sich in den folgenden
Monaten
mehrfach wiederholte, zerstörte einen großen Teil der Stadt Agram.Fast
alle
Türme und
Kirchen und die meisten großen Gebäude sind geborsten und eingestürzt. Am meisten haben
die
Franziskaner-,
Kathedral-,
Markus- und Katharinenkirche, die Kadettenschule, das
Akademie- und Generalkommandogebäude, der
erzbischöfliche
Palast, das
Vraniczanyi-Palais in Agram gelitten.
1) Komitat im NW. des Königreichs Kroatien und Slawonien, grenzt im N. an das KomitatVarasdin, im O. an
Belovár und Pozega, im S. an Bosnien und an Modrus-Fiume, im W. an Krain und Steiermark, wird im N. von Ausläufern der östl.
Alpen
[* 16] (VarasdinerKette) durchzogen und ist größtenteils hügelig, während sich in der Mitte das Thal
[* 17] der Save zu einer
ausgedehnten Ebene erweitert, die sehr fruchtbar, teilweise aber auch sehr morastig ist. Im S. streifen die Ausläufer des
karstähnlichen Uskokengebirges herein.
Hauptflüsse sind die schiffbaren Save und Kulpa und die Una. Am rechten Save-Ufer liegt das 451 km lange und gegen 25 km
breite Turopoljer Feld. Der Boden ist in den Thälern ergiebig, sonst nur von mittlerer Güte oder unfruchtbar.
Getreide, Holz, Wein und Obst sind die Hauptprodukte und zugleich die Hauptgegenstände des Handels. Der Gewerbfleiß ist in
reger Entwicklung begriffen. Das Komitat hat 7210,04 qkm, (1890) 484 252 meist kroat. und serb. kath.
E. (2063 Ungarn,
[* 18] 5447 Deutsche,
[* 19] 10 971 Slowenen), darunter 7810 Griechisch-Katholische, 579 Evangelische
und 3264 Israeliten und zerfallt außer den StädtenAgram, Karlstadt, Sissek, Kostajnica, Petrinja in die 14 Stuhlbezirke: Dugoselo,
Glina, Gorica velika, Jaska, Karlstadt (Karlovac), Kostainica, Petrinja, Pisarovina, Samobor, Sissek (Sisak), Stubiaca dolnja,
Sveti Ivan-Zelina, Brginmost, Agram.
2) Königl. Freistadt und Hauptstadt des KomitatsAgram sowie des Königreichs Kroatien und Slawonien, 2,5
km von der Save entfernt, am Fuße des bewaldeten AgramerGebirges ((Sljemen Planina 1035 m), an den Linien Steinbrück-Sissek
der Österr. Südbahn und Zátány-Agram-Fiume (331,7 km) der Ungar. Staatsbahnen,
[* 20] ist Sitz des Banus, des kroat.-slawon.-dalmatin.
Landtags, der königl. Landesregierung, der Landesfinanzdirektion, der
obersten Gerichtsbehörden (Septemviraltafel), einer Geniedirektion, eines Platzkommandos, eines Erzbischofs (im Metropolitanverbande
mit der Erzdiöcese Agram stehen die Bistümer Diakovár, Zengg-Modrus und die griech.-unierte Diöcese Kreutz [altslowenische
Sprache])
[* 21] sowie der Kommandos des 13. Armeekorps, der 36. Infanterietruppen-Division, 72. Infanterie-, 13. Kavallerie- und 13. Artillerie-Brigade
für Kroatien und Slawonien, hat (1890) 40 268 E., darunter 36 127 Katholiken, 1397 orient. Griechen,
737 Evangelische, 1993 Israeliten. Von der Civilbevölkerung (37 529) sind 69 Proz. Kroaten und
Serben (1100), Slowenen (15 Proz.), Deutsche (9 Proz.), Ungarn (3 Proz.). In Garnison (2739 Mann) liegen 3. und 4. Bataillon
des 53. ungar. (kroat.) Infanterieregiments «Erzberzog
Leopold», 1. und 3. Bataillon des 101. ungar. Infanterieregiments «Sergius
Alexandrowitsch, Großfürst von Rußland», und das 13. ungar. (kroat.) Korpsartillerieregiment «Prinz
Lobkowitz». Agram besteht aus der Ober-, Unter- und Kapitelstadt, eine Einteilung, die jedoch nur histor.
Wert hat. In der Oberstadt befindet sich der Markusplatz mit dem Palast des Banus von Kroatien, die got. St. Markuskirche mit
Rokokoturm, das Komitatshaus, Nationaltheater, Rathaus, die Stroßmayerpromenade mit Aussicht auf das
Savethal; die zoolog. und mineralog. Abteilung des Nationalmuseums, das Staatsobergymnasium, die Staatsoberrealschule, Lehrerpräparandie
und Musterhauptschule, höhere Mädchenschule, griech.-uniertes Seminar, königl. Konvikt und
die erste kroat.
Sparkasse. Während des Krieges des Königs Bela IV. von Ungarn mit Ottokar II. von Böhmen
[* 24] wurde die Oberstadt
mit hohen Mauern umgeben, von denen noch einzelne Überreste sichtbar sind. An der Nordseite von Agram sind die Ruinen von
Medvedgrad (Bärenburg), die der Agramer Bischof Filip 1249 erbauen ließ, um das Land gegen die Einfalle des böhm. Königs
Ottokar II. zu schützen. Die Oberstadt ist im Halbkreise von der Unterstadt umgeben. Die Ilica, deren
längste Straße, ist der Mittelpunkt von Handel und Industrie; an der Ostseite endet dieselbe in den Jellachich-Platz mit dein
Standbild des Banus Jellachich, einem Meisterwerk von Fernkorn.
Der Jellachich-Platz ist der Mittelpunkt von ganz und durch eine schöne Straße mit dem Zrinski-Platz verbunden,
der 1873 in einen prachtvollen Park umgewandelt wurde. An seiner Ostseite der Justizpalast im Renaissancestil, an der Südseite
der Prachtbau der Akademie der Wissenschaften (1867 gegründet) von Schmidt in Wien mit sehenswertem Hof
[* 25] und großen Sammlungen
(Altertümer, Münzen,
[* 26] Bibliothek, Stroßmayer-Bildergalerie). Auf dem Akademieplatz die Marmorbüsten der kroat.
Maler Elovio und Medulić (Schiavone), des Generals Frangepani und ein Reiterstandbild des heil. Georg, von
Fernkorn, und das chem. Laboratorium
[* 27] der Universität. In der Unterstadt befindet sich außerdem die Franz-Josephs-Universität
(19. Okt. 1874 eröffnet), die Bildergalerie und archäol. Abteilung des Nationalmuseums, die Kirche der griech.-orient. Gemeinde,
die prachtvolle Synagoge im maur. Stil, die kroat. Escomptebank und die kroat. Kommerzialbank, zwei öffentliche
Krankenhäuser, das Hauptpost- und Haupttelegraphenamt u. s. w. In der Kapitelstadt,
von der Oberstadt durch den Bach Medvedšćak getrennt, befindet sich die spätgotische, im 15. Jahrh. erbaute Kathedralkirche,
jetzt bis auf die im Neubau begriffenen beiden Türme völlig erneuert, die erzbischöfl.
Residenz (davor auf dem Kapitelplatz eine Mariensäule von Fernkorn und Pönninger) und das erzbischöfl.
Seminar. Nahe bei der Stadt ist der großartige erzbischöfl. Park Maximir mit prachtvollen Anlagen und der schöne Eichenwald
Dubrava, ein natürlicherPark. Die Industrie erstreckt sich auf Fabrikation von Seidenwaren, Porzellan, Cognac, Essig, Branntwein,
Leder, Lederzeugen, Mehl
[* 28] und Tabak, der Handel besonders auf Wein und Getreide. Am 9. und sowie
in den folgenden Wochen wurde
von Erdbeben heimgesucht, die in der Stadt einen Schaden von mehrern Mill. Fl. verursachten,
den Dom und die Franziskanerkirche sehr beschädigten und sich über ganz Kroatien erstreckten. In einem Zeiträume von 5 Monaten
wurden in Agram etwa 200 Erdstöße gezählt. -
[* 1] * Stadt, ist Sitz eines Gerichtshofs erster Instanz, des Appellationsgerichts (Banaltafel) und der Komitatsbehörden,
liegt an den Linien Steinbrück-Agram-Sissek der Österr. Südbahn, Budapest-Agram-Fiume (604 km), Agram-Bosna-Brod (215 km) und Agram-Czakathurn
(116 km) der Ungar. Staatsbahnen und hat (1890) 37529 meist röm.-kath. kroat. E.
(5814 Wenden, 3429 Deutsche, 1180 Ungarn), darunter 1204 Griechisch-Orientalische und 1941 Israeliten. Über die Save führt
eine eiserne Eisenbahn- und eine neue eiserne Straßenbrücke.
Die got. St. Markuskirche in der Oberstadt ist in den letzten Jahren restauriert. Auf dem zu einem
Park umgewandelten Zrinjskiplatz befinden sich die Marmorbüsten der kroat. MalerClovio und Medulić (Schiavone),
des Banus und Heerführers Frankopan und des berühmten Helden von Kisseg, Jurišić. In der Unterstadt, die sich in der Saveebene
ausbreitet und der Hauptsitz des Verkehrs ist, befinden sich ferner eine evang. Kirche, ein Staatsgymnasium, eine Oberrealschule,
ein Mädchenlyceum, die Staatsgewerbeschule, Gewerbeschule für Mädchen, eine Lehrer- und Lehrerinnenbildungsanstalt,
eine Webschule, der neue Centralbahnhof und das neue Landestheater (von Fellner und Helmer in Wien).
Die Mauern und Türme, mit denen die Kathedralkirche in der Kapitelstadt umgeben ist, sollen geschleift werden. In dem erzbischöfl.
Seminar ist auch die theol. Fakultät der Universität untergebracht. Die Industrie erstreckt sich auch
auf Teppichweberei, Kaffeesurrogat-, Kanditen-, Papier-, Parkett- und Möbelfabrikation; eine große Aktienbrauerei sowie eine
große Lokomotiven- und Waggonfabrik sind neuerdings errichtet worden. Durch die Stadt führen Pferdebahnlinien, von der Unter-
nach der Oberstadt eine Drahtseilbahn.
Geschichte. Wahrscheinlich bestand ehemals an dieser Stelle eine röm. Ansiedelung. 1093 wurde das Bistum
gegründet; später nahmen die Herzöge aus dem Hause der Arpaden, die als Proreges in Kroatien an der Spitze der Regierung
standen, in Agram ihren Wohnsitz und zwar auf einem zweiten Hügel (am Grič), der Residenz des Bischofs gegenüber. Hieraus
entstand der Gegensatz zwischen oberer und Kapitelstadt. 1242 wurde von den Tataren zerstört, bald darauf
zur königl. Freistadt erhoben. Später spielte es eine wichtige Rolle in den Kämpfen des
Hauses Anjou gegen den letzten Arpaden und Ferdinands von Habsburg gegen Zápolya. Agram ist in raschem Aufschwung begriffen und
in polit. und geistiger Beziehung der Mittelpunkt von Kroatien und Slawonien. -
Vgl. Monumenta historica
Liberae Regiae Civitatis Zagrabiae (Diplomata: 1093-1399), I und II, mit einer Einleitung von Tkalčić (Agram 1889 u. 1894);
Hartmanns Illustrierter Führer von Agram (ebd. 1891);
und Umgebung. Illustrierte Ethnographie
[* 29] mit Führer (ebd. 1892).