Agram
[* 1] (kroat. Zagreb, ungar. Zágráb), Komitat in Kroatien, 4077 qkm (80,6 QM.) groß, wird von Krain, Steiermark, den Komitaten Warasdin, Kreuz, Belovár, der ehemaligen Militärgrenze und von Fiume begrenzt, ist im N. (Zagorien) und an der Kulpa gebirgig und hügelig, in der Mitte an der Save hingegen eben. Der Boden ist in den Thälern ergiebig, sonst nur von mittlerer Güte. Getreide, Mais, Holz, Obst und Wein sind Hauptprodukte und zugleich Hauptgegenstände des Handels, der durch die 1802 bis 1812 gebaute prachtvolle Luisenstraße, die Bahnlinien und die Schiffahrt auf der Save und Kulpa gefördert wird. Agram hat (1881) 258,691 meist kath. Einwohner (Kroaten) und zerfällt in 4 Vizegespanschaften mit 3 Städten und 34 Orten.
Die königliche Freistadt Agram, Hauptstadt des Königreichs Kroatien-Slawonien und Sitz des Komitats, liegt an der Save in wiesenreicher Ebene, ist Knotenpunkt der Bahnen nach Fiume, Steinbrück, Sissek und Zákány und zerfällt in die amphitheatralisch gebaute Oberstadt, mit der Residenz des Banus, mehreren Regierungsgebäuden, dem adligen Konvikt, einem Theater und der Stroßmayer-Promenade (mit prachtvoller Aussicht über das Savethal); in die Unterstadt, mit schönen, modernen Häusern, der königlichen Universität, einer evangelischen und griechischen Kirche, Synagoge, dem Jelačičplatz (mit Denkmal) und Zrinyiplatz, und in die bischöfliche Stadt, mit dem erzbischöflichen Palais, schönem gotischen Dom (von 1099), Konsistorialgebäude und Franziskanerkloster. Agram zählt (1881) 28,388 Einw., darunter 20,139 Kroaten, treibt bedeutenden Wein- und Getreidehandel und eine lebhafte Spedition; die Fabrikindustrie ist nur in Tabak, Leder und Leinenzeugen wichtig. Agram ist Sitz des Banus, der Landesregierung, des General- und des Hónved-Distriktskommandos, eines römisch-kath. Erzbischofs, ferner der Septemviral- und Banaltafel, Finanz-, Post- und Telegraphendirektion, eines Gerichtshof, einer Berghauptmannschaft, eines Hauptzollamts und mehrerer andrer Behörden, hat eine Filiale der Österreichisch-Ungarischen Bank, eine Handels- und Gewerbekammer, einige Geldinstitute, Spitäler, viele Humanitätsanstalten etc. Von wissenschaftlichen Anstalten sind zu nennen: die Franz-Josephs-Universität (1874 eröffnet, 1883 mit 38 Dozenten und 416 Studierenden), ein Seminar, ein Nationalmuseum, Obergymnasium, eine Oberrealschule und ein Lehrer- und Lehrerinnenseminar.
Auch besitzt Agram eine südslawische Akademie der Wissenschaften (seit 1867), wissenschaftliche Vereine, einen Musikverein, eine Universitäts- und mehrere andre Bibliotheken, eine Bildergalerie, einen botanischen Garten, Buchhandlungen und Druckereien. Am wurde von einer furchtbaren Katastrophe betroffen. Das Erdbeben, welches in ganz Kroatien große Verheerungen anrichtete und sich in den folgenden Monaten mehrfach wiederholte, zerstörte einen großen Teil der Stadt Agram. Fast alle Türme und Kirchen und die meisten großen Gebäude sind geborsten und eingestürzt. Am meisten haben die Franziskaner-, Kathedral-, Markus- und Katharinenkirche, die Kadettenschule, das Akademie- und Generalkommandogebäude, der erzbischöfliche Palast, das Vraniczanyi-Palais in Agram gelitten.
Vgl. S. Brunner, Agram (Wien 1871).