Agoult
(spr. agguh), Marie Catherine
Sophie, Gräfin d', unter dem
Namen
Daniel Stern bekannte franz. Schriftstellerin,
geb. in
Frankfurt
[* 3] a. M., Tochter des Vicomte de
Flavigny, der in der Revolutionszeit Marie
Bethmann,
aus dem bekannten
Frankfurter Bankierhause, geheiratet hatte, vermählte sich 1827 mit
Graf d' Agoult
, trennte sich aber bald von
ihm und lebte lange in der
Schweiz,
[* 4]
Italien
[* 5] und
Deutschland.
[* 6] Ein während dieser Zeit mit Fr.
Liszt (s. d.) geschlossener
Bund
wurde nach mehrjähriger
Dauer gelöst.
Von den drei dieser Verbindung entsprossenen Töchtern heiratete die eine Emile Ollivier (s. d.), die zweite, Claire Christine (geb. 1830), die unter dem Namen C. de Sault schreibt, den Schriftsteller Guy de Charnacé, die dritte, Cosima, erst vermählt mit Hans von Bülow, wurde 1870 Richard Wagners Gattin. Herzenserfahrungen wie Vernunftgründe führten 1830 die Gräfin d' A., die im Institut «Sacré Cœur» zu Paris [* 7] gebildete Aristokratin, ins Lager [* 8] der reformbegierigen Opposition.
Sie näherte sich George Sand im Denken und Fühlen, blieb aber hinter ihr an Erfindungskraft, Feuer und Schwung weit zurück. In der «Presse» [* 9] erschienen seit 1841 die Novellen «Hervé», «Valentia» (neue Ausg. 1883),
ihre ersten Arbeiten. Ein moralisierendes, aber einseitig darstellendes Selbstbekenntnis, dem die Beziehungen zu Liszt zu Grunde liegen, ist der Roman «Nélida» (1846). Aufsätze über Deutschland brachte gleichzeitig die «Revue des Deux Mondes». Auf ihre Höhe gelangt sie in der «Histoire de la révolution de 1848» (3 Bde., 1851 - 53; neue Aufl. 1878), die, nicht ohne Voreingenommenheit für die Helden der Bewegung geschrieben, doch Sammelfleiß und Darstellungsgabe eines männlichen Geistes bekundet und eine wertvolle Geschichtsquelle bleibt.
Viel Anklang fanden «Esquisses morales» (1849; 2. Aufl., mit Einleitung von Ronchaud,1880; deutsch Berl. 1862),
knappe Maximen und Aphorismen über Bedrängnisse der Gegenwart, aus dem Kampfe zwischen Moral und Leidenschaft. Danach erschienen noch: «Trois journées de la vie de Marie Stuart» (1856),
«Florence et Turin, [* 10] études d' art et de politique» (1862),
«Dante et Goethe, dialogues» (1866),
«Histoire des commencements de la république aux Pays-Bas, 1581 - 1625» (1872),
preisgekrönt. Sie starb zu Paris. 1877 erschienen: «Mes souvenirs, 1806 - 33». -
Vgl. Pommier, Profils contemporains.
Madame la comtesse d' A. (Par. 1867); K. Hillebrand in «Profile» (Berl. 1878).