Agathokles
,
Tyrann von Syrakus, [* 2] geb. 361 v. Chr. zu Thermä in Sizilien, [* 3] Sohn eines Töpfers, der unter Timoleon nach Syrakus übersiedelte, erlernte zuerst das Handwerk seines Vaters, nahm dann aber Kriegsdienste und erwarb sich die Gunst des Damas, eines vornehmen Syrakusaners, der ihn während eines Kriegs mit Agrigent zum Chiliarchen beförderte. Nach dem Tode des Damas heiratete er dessen Witwe und wurde dadurch Herr eines großen Vermögens, das ihm bei Verfolgung seiner ehrgeizigen Pläne sehr förderlich war.
Mehrfache Versuche, die Herrschaft der oligarchischen Partei zu stürzen, mißlangen ihm; er ward zweimal aus Syrakus verbannt, kehrte aber nach dem Sturz der Oligarchie zurück und wurde 317 vom Volk, dessen Vertrauen er erworben, zum Feldherrn und Friedenswächter ernannt. Diese Stellung setzte ihn in den Stand, beträchtliche Scharen verwegener Menschen, vornehmlich Heimatlose und Abenteurer, anzuwerben und sich damit ein ihm blindlings ergebenes Heer zu schaffen. Nachdem er alle Vorbereitungen zu einem Staatsstreich getroffen, ließ er die reichern und angesehenen Bürger zu einer Versammlung berufen und von seinen Banden niedermetzeln. Zwei Tage und Nächte war Syrakus der ¶
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Schauplatz der blutigsten Greuel. An 4000 Menschen fielen der Wut der Soldaten zum Opfer, eine noch größere Zahl wurde verbannt,
die Güter der Getöteten wie der Geächteten wurden verteilt. Nach diesen Blutszenen wurde Agathokles
zum unumschränkten
Feldherrn von Syrakus ausgerufen. Agathokles
gab gute Gesetze, ordnete das Finanzwesen und schuf ein zahlreiches,
wohlgeübtes Heer und eine starke Flotte. Die Eroberung fast ganz Siziliens durch Agathokles
veranlaßte endlich die Karthager, eine
Flotte und ein Heer dahin zu schicken.
Die unterjochten Städte verbanden sich mit dem karthagischen Feldherrn Hamilkar, und Agathokles
wurde 310 am Himerafluß geschlagen
und dann in Syrakus belagert. Um sich aus dieser Bedrängnis zu befreien, durchbrach Agathokles
mit 60 Schiffen
die den Hafen blockierende Seemacht der Karthager und segelte nach Afrika.
[* 5] Dort schlug er die überraschten Karthager wiederholt,
eroberte die meisten ihrer Städte, gewann das Heer des treulos ermordeten Ophellas von Kyrene, der sich ihm angeschlossen hatte,
und dachte schon daran, den Königstitel von Afrika anzunehmen, als die Siege der Agrigentiner über Syrakus
seine schleunige Rückkehr nötig machten. Er übergab daher den Oberbefehl in Afrika seinem Sohn Archagathos und eilte (307)
mit 2000 Mann nach Sizilien.
Hier kämpfte er mit Glück gegen die Karthager und ihre sizilischen Bundesgenossen und suchte auch die Ruhe in der Stadt durch Ermordung und Einkerkerung seiner Gegner wiederherzustellen. Dann kehrte er nach Afrika zurück, wo er die Seinen in verzweifelter Lage fand. Das Wagnis einer Schlacht schien ihm das einzige Rettungsmittel. Er erlitt aber eine vollständige Niederlage, und seine Sache in Afrika mit Heer und Söhnen feigherzig preisgebend, entfloh er heimlich nach Sizilien (306). Seine Söhne büßten den Verrat mit dem Leben, das Heer ergab sich an die Karthager.
Auf die Nachricht von der Ermordung seiner Söhne wütete er gegen alle Verwandte der Mörder. Solche Greuel und die Kunde von
seiner gesunkenen Macht verschafften seinen sizilischen Gegnern, an deren Spitze Deinokrates stand, ansehnlichen
Zuwachs. Unter diesen Umständen schloß Agathokles
Frieden mit den Karthagern, wodurch er sich Geld und Lebensmittel für seine Truppen
verschaffte. Dann wandte er sich gegen Deinokrates und besiegte ihn um so leichter, als ein großer Teil der Soldaten desselben
zu Agathokles
überging.
Deinokrates selbst schloß mit Agathokles
einen Vertrag und wurde aus einem Gegner ein Gehilfe des Tyrannen, der durch seine energischen
(freilich oft auch überaus grausamen) Maßnahmen die Herrschaft über Syrakus und die andern griechischen Städte auf Sizilien
bald fester in der Hand
[* 6] hatte als zuvor, so daß er seit dieser Zeit milder auftreten und sich als ein
wohlwollender Herrscher zeigen konnte. Seiner eignen Natur aber fehlte die Ruhe; das Abenteurerleben, das er von Jugend an geführt,
gab er auch im Alter nicht auf. Er unternahm Streifzüge und Raubfahrten zu Lande und zur See, brandschatzte die Liparischen Inseln
(303), eroberte Kerkyra und gab es als Mitgift seiner mit dem König Pyrrhos von Epirus verlobten Tochter
Lanassa.
Nicht lange nachher eroberte er Kroton (295) und durchzog plündernd das Land der Bruttier. Aber sein Enkel Archagathos, ein
Sohn jenes Archagathos, den in Afrika geopfert hatte, neidisch, daß Agathokles
seinen Sohn gleichen Namens bevorzuge,
tötete diesen Oheim bei einem Gelage und ließ Agathokles
durch dessen Lieblingssklaven in einem Zahnstocher ein langsam wirkendes
Gift beibringen, das demselben so furchtbare Schmerzen verursachte, daß er sich bei vollem Bewußtsein auf einen Scheiterhaufen
bringen
und verbrennen ließ (289), nachdem er ein Alter von 72 Jahren erreicht und 28 Jahre regiert hatte.
Agathokles
besaß alle Eigenschaften eines großen Feldherrn, aber entstellt durch despotische Härte und Grausamkeit. Außer seinem
Bruder Antandros schrieben auch seine Zeitgenossen Timäos und Kallias des Agathokles
Biographie, jener mit Haß, dieser mit Schmeichelei.
Außerdem gibt Diodor von Sizilien seine Geschichte.