Agassiz
(spr. -ßīß), Louis, Naturforscher, geb. in Motier am Murtnersee, studierte in Zürich, Heidelberg und München Medizin und vergleichende Anatomie, war 1832-46 Professor der Naturgeschichte in Neuchâtel und siedelte dann nach Nordamerika über, wo er seit 1847 in Cambridge bei Boston, seit 1851 in Charleston (Südcarolina) und seit 1853 wieder in Cambridge Professor der Geologie und Zoologie war. Dort ward er in freigebigster Weise bei seinen Untersuchungen, Reisen und Sammlungen für das großartige Museum of comparative Anatomy in New-Cambridge unterstützt und starb Seit 1835 war er Korrespondent, seit 1872 Associé étranger der Akademie der Wissenschaften in Paris. Agassiz war in mehrern Fächern der Naturwissenschaften thätig und hatte sich durch mannigfache Reisen in Europa, Nordamerika und Brasilien, sowie (1871) zum Zweck der Tiefseeforschung um das Kap Hoorn nach Kalifornien, mit den Gegenständen seiner Forschungen vertraut gemacht. In seinen letzten Lebensjahren war er erbitterter Feind des Darwinismus und hielt hartnäckig an den Überlieferungen der Cuvierschen Schule fest.
Seine Hauptforschungen beziehen sich auf Fische, Seeigel und Gletscher. Hinsichtlich der erstern ist sein Hauptwerk: «Recherches sur les poissons fossiles» (5 Bde., Neuchâtel 1833-42, mit 311 lithogr. Taf. in Fol.),
nebst einer Folge: «Monographie des posissons fossiles du vieux grès rouge ou système Dévonien des Iles Britanniques et de Russie» (Soloth. 1845, mit 41 Taf.). Mit C. Desor bearbeitete Agassiz die Seeigel in verschiedenen Monographien. Die nach mehrfachem längerm Aufenthalt auf dem Aargletscher gemachten Gletscheruntersuchungen wurden, besonders unter Mitarbeit von E. Desor, in den «Études sur les glaciers» (Neuchâtel 1840, mit 32 Taf.) und «Nouvelles études et expériences sur les glaciers actuels» (Par. 1847) niedergelegt. Agassiz war der eifrigste Verteidiger der von Charpentier zuerst nachgewiesenen frühern Ausdehnung der Gletscher. In Amerika beschäftigte er sich vorzugsweise mit Fortführung der Gletscheruntersuchungen, faunistischen Forschungen und volkstümlichen Vortragen und Werken. Die «Contributions to the natural history of the United States» (2 Bde., Boston 1857) enthalten wertvolle Beiträge von Clarke, seinem Sohne Alexander u. a. Über eine 1865 unternommene Reise nach Brasilien veröffentlichte er: «A journey to Brazil by Mr. and Mrs. Louis Agassiz» (Lond. 1868). -
Vgl. Louis Agassiz, his life and correspondence edited by Elizabeth C. Agassiz (Boston 1885: deutsch Berl. 1886; Holder, Louis Agassiz, his life and his work (Lond. 1893).
Sein Sohn Alexander Agassiz, geb. 17. Dez. 1835 zu Neuchâtel, folgte dem Vater in der Direktion des Museums und ist einer der gründlichsten Forscher der Neuzeit. Er hat sich besonders mit Quallen, Entwicklungsgeschichte der niedern Tiere und neuerdings mit ausgedehnten Tiefseeuntersuchungen im Meere der Antillen und im Mexikanischen Meerbusen beschäftigt. Er veröffentlichte: «North American Acalephae» (Cambr. 1865),
«Embryology of the star fish» (Boston 1865),
«History of Pornaria and Balanoglossus», «Three cruises of the U. S. coast and geodetic survey steamer Blake 1877-80» (2 Bde., Lond. 1888).