Titel
Afrikanische
Sprachen.
Gleich der
Bevölkerung
[* 2]
Afrikas bieten auch die
Sprachen dieses Kontinents ein ungemein buntes
Bild.
Doch lassen sie sich ziemlich sicher unter die drei großen
Sprachstämme
[* 3] der Urafrikanischen
, Hamitischen und Semitischen
Sprachen verteilen.
I. Zu den Urafrikanischen
Sprachen sind
zu rechnen:
1) die Bantuneger-Sprachen
, durch ganz Südafrika
[* 4] verbreitet (s.
Bantuvölker);
2) die Mischnegersprachen
, nehmen alles Land zwischen dem
Äquator, der
Sahara und dem Nilgebiete ein. Von den etwa 30 hierher
gehörigen
Sprachen, deren Charakter ein ziemlich verschiedener im einzelnen ist, nähern sich viele den
Bantuneger-Sprachen
in manchen Punkten; doch zeigen sie vielfach auch ganz entgegengesetzte
Tendenz. Ein großer
Teil stimmt
mit den Bantus überein in der Präsigierung und in dem
Besitze von Präpositionen, wahrend bei andern Suffigierung und Postpositionen
vorherrschen oder durchgedrungen sind. Auch in der
Stellung des
Verbums im
Satze und des Genitivs ist bei
den einen
Sprachen ein Anschließen an die Bantus vorhanden, bei den andern nicht. Nur des musikalischen
Accents entbehren
sie, außer zweien oder dreien, alle.
II. Den Hamitischen Sprachen sind zuzurechnen:
1) das ägyptische, jetzt verstummt, im Nilthale;
2) die
Libyschen Sprachen, welche sich über den ganzen Kontinent, von
Ägypten
[* 5] bis zu den
Canarischen Inseln
ausbreiten. Besonders bekannt sind die
Sprachen der
Kabylen,
Tuareg,
Berber. Auch das mitten in Negersprachen
eingeschlossene
Haussa gehört vielleicht hierher;
3) die Äthiopischen Sprachen, auch Kuschitische genannt, die früher das ganze Gebiet südlich vom eigentlichen Ägypten zwischen Nil und Rotem Meere einnahmen. (S. Hamitische Völker und Sprachen.) Nach einer neuern Ansicht wäre auch die Hottentotten-Sprache hierher zu stellen, da sie nicht nur in schärfstem Gegensatze zu den Negersprachen, besonders den Bantuneger-Sprachen steht, sondern sich auch deutlich dem Hamitischen anschließt. Sie ist entschieden suffigierend und unterscheidet die Geschlechter (durch dieselben Laute wie die Hamitischen Sprachen). Eine Eigentümlichkeit des Hottentottischen sind die sog. Schnalzlaute. Die Sprache [* 6] der Buschmänner scheint mit der der Hottentotten verwandt zu sein, doch ist sie noch wenig erforscht.
Endlich finden sich auf dem afrik. Kontinente noch
III. Semitische Sprachen (s. d.).
Litteratur. Koelle, Polyglotta Africana (Lond. 1854);
Bleek, The Library of Sir George Grey (3 Bde., Kapstadt [* 7] u. Lond. 1858-03);
ders., Comparative Grammar of South-African Languages, Bd. 1 (Lond. 1809);
Fr. Müller, Grundriß der Sprachwissenschaft, Bd. 1-4 (Wien [* 8] 1870-88);
ferner: Zeitschrift für afrik.
Sprachen und
Völker
(hg. von
Büttner, 1.-3. Jahrg., Berl. 1887-90); Cust, A sketch of modern
languages of
Africa (2 Bde., Lond.
1884); Afrikanische
W. Schleicher,
Afrikanische Petrefakten
[* 9] (Berl. 1891).