Titel
Afrika
[* 2] (hierzu drei
Karten:
Fluß- und Gebirgssysteme, Staatenkarte und
Karte der Forschungsreisen), der fast insulare
südwestliche Teil der
Alten Welt (bei den Alten
Libyen und
Äthiopien), der lange dem
Europäer verschlossen
gewesen, indem sich
Natur und
Mensch vereinigten, ihm den Eingang in das
Innere, seit den
Zeiten des
Altertums ein
Land der
Rätsel
und
Wunder, zu verwehren. Hafenarmut, verderbliches
Klima
[* 3] an den
Küsten, eine in
Sprache
[* 4] und
Sitten fremde
Bevölkerung,
[* 5] im S.
verwildert durch
Jahrhunderte alten
Sklavenhandel, im N. fanatisiert durch einen noch ältern Glaubenskrieg
gegen die christliche
Welt des südlichen
Europa,
[* 6] waren Hindernisse, die nur durch das Zusammenwirken dreier der kräftigsten
Hebel,
[* 7] welche menschliche Thatkraft zu verstärken im stande sind: des kaufmännischen
Egoismus, des wissenschaftlichen
Ehrgeizes
und der religiösen Hingebung, zuletzt überwunden werden konnten, und ihnen verdanken wir unsre gegenwärtige,
immerhin noch unvollkommene Kenntnis Afrikas.
Übersicht des Inhalts. | Seite |
---|---|
Grenzen | 148 |
Bodengestaltung | 149 |
Gewässer | 151 |
Geognostisches | 153 |
Klima, Regen | 157 |
Pflanzenwelt | 159 |
Tierwelt | 162 |
Bevölkerung | 163 |
Religionen | 166 |
Gewerbe, Handel | 166 |
Staatliche Einteilung | 168 |
Entdeckungsgeschichte | 169 |
Grenzen.
[* 8] Von dem im N. liegenden
Europa durch ein
Binnenmeer, das
Mittelländische, und die an ihrer schmälsten
Stelle noch nicht 15 km breite
Straße von
Gibraltar,
[* 9] im W. vom
Kap
Spartel bis zum
Kap der
Guten Hoffnung von
Amerika
[* 10] durch den
inselarmen, breiten Atlantischen
Ozean, im O. von
Asien
[* 11] durch den
Indischen
Ozean und seine Fortsetzungen, den
Busen von
Aden,
[* 12] das
Rote Meer und den
Meerbusen von
Suez, getrennt, hängt Afrika
nur mit dem
Festland von
Asien durch die 126 km
breite, jetzt vom
Kanal
[* 13] durchschnittene
Landenge von
Suez zusammen. Vom
Kap
Blanco (37° 21' nördl.
¶
Die wichtigsten Forschungsreisen in Afrika bis Mitte 1888. Maßstab [* 15] = 1:40.000000
Deutsches Reich im Maßstab der Hauptkarte. ¶
AFRIKA
POLITISCHE ÜBERSICHT.
Maßstab 1:38.000000
EUROPÄISCHE BESITZUNGEN:
Deutsche [* 17]
Untern türkischer Oberhoheit
DAS DEUTSCHE REICH Im Maßstab d. Hauptkarte
DIE KAPVERDISCHEN INSELN
Maßstab 1:38.000000
AFRIKA.
Fluß- und Gebirgssysteme.
Maßstab=1:50.000000
Höhen- und Tiefenschichten in Metern.
1, 2. Mpongwe vom Gabun. - 3. Araber aus Marokko. [* 21] - 4. Araber aus dem südl. Tunis. - 5. Fellah. - 6, 7. Kopten. [* 22] - 8. Koto vom Niger. - 9. Fan. - 10. Berber (Dachelaner). - 11. Dar [* 23] Fur-Neger. - 12. Nubier (Hallenga). - 13. Congoneger. - 14. Zulu. - 15. Bagirmi-Knabe. - 16. Monbuttu. - 17. Niam-Niam. - 18. Schulineger. - 19, 20. Abessinier. - 21, 22. Hottentoten. - 23. Betschuanen-Mädchen. - 24. Akka. - 25, 26. Buschmänner. - 27. Sakalawe von Madagaskar. [* 24] - 28. Suaheli von Sansibar. [* 25] - 29, 30. Somali. ¶
mehr
Br.) im N. bis zum Kap Agulhas oder Nadelkap (34° 49' südl. Br.) im S. besitzt es eine Länge von 8015 km (1080 Meilen), vom Kap Verde (0° 7' östl. L.) im W. bis zum Kap Gardafui (68° 54' östl. L.) eine Breite [* 27] von 7790 km (1050 Meilen). Gegen ⅔ des Ganzen liegen auf der nördlichen, ⅓ auf der südlichen Halbkugel. Seine Größe beträgt 29,826,922 qkm (541,623 QM.). Afrika behauptet unter den Erdteilen die dritte Stelle sowohl durch seine Größe (nach Asien und Amerika) als seine Volkszahl (nach Asien und Europa); vgl. die tabellarische Übersicht S. 168.
Bodengestaltung.
Was die horizontale Gliederung Afrikas betrifft, so hat es unter allen Erdteilen den einfachsten Umriß. Das Somalland ist seine einzige Halbinsel; die beiden Syrten (Meerbusen von Sydra und Gabis) im N., der Busen von Guinea mit den Baien von Benin und Biafra im W. sind seine einzigen größern Golfe, zu denen nur um die Nordwest- und um die Südküste herum eine Reihe kleiner Baien (Walfisch-, Tafel-, Falsche, [* 28] Delagoabai u. a. m.) hinzukommt. So ist Afrikas Gestalt ungemein einfach, es hat nur 3500 Meilen Küstenlänge, also 1 Meile derselben auf je 127 QM., während in Europa 1 Meile Küstenlänge 37 QM. entspricht.
Jene tiefen Golfe sind dabei hafenarm und ungesund, nur in den westlichen münden schiffbare Ströme; daher hat diese ganze Küstengestaltung wesentlichen Anteil an der Verschlossenheit des Innern. Auch die Inseln stellen keine Bereicherung des Kontinents dar; sie sind, mit Ausnahme der einer wüsten Küste gegenüberliegenden Kanarischen Inseln und der Inseln in der Guineabai, zu weit von den Küsten entfernt, und die größte unter ihnen, das durch die Straße von Mosambik davon getrennte Madagaskar, wird in Wahrheit durch den Äquatorialstrom des Indischen Ozeans (s. Meer) noch weiter davon entfernt, als die Breite jener Straße (an 300 km) beträgt.
Auch die vertikale Gliederung Afrikas weist, ähnlich der horizontalen, eine große Einförmigkeit auf. Große Gebirgssysteme und ausgedehnte Tieflandschaften gibt es nicht, und ebenso ist der Wechsel zwischen Hoch- und Tiefland, wie er in Asien, Europa und Amerika sich findet, nicht anzutreffen. Afrika ist ein ungeheures Hochplateau, das wieder aus mehreren kleinen Plateaus besteht. Diese bilden zwei Erhebungsstufen, eine nördliche und eine südliche. Die letztere weist entschieden die höchsten und ausgedehntesten Massenerhebungen auf, so daß man mit Recht von einem südlichen Hochland (Hochafrika) zu sprechen gewohnt ist.
Als Grenzlinie zwischen den beiden Plateaustufen kann der Lauf des Binuë und Schari, soweit der letztere uns bekannt ist, angenommen werden, als deren östliche Fortsetzung der Nil bis zum Einfluß des Atbara gelten kann. Das Verhältnis der Erhebungen der beiden Plateaustufen zu einander ist wie 2:5. Die höchsten Erhebungen finden sich im O. des Kontinents, und man kann den nördlichen Teil Afrikas sehr wohl mit einer schiefen Ebene vergleichen. Eine charakteristische Eigentümlichkeit der Gebirgsrichtung Afrikas sind Randgebirge, welche parallel mit den Küsten streichen und sich über die mittlere Höhe des zentralen Plateaus erheben.
Ganz besonders ist dies bei der südlichen Plateaustufe an deren West- und Ostrand zu merken, dann aber auch bei der nördlichen in Oberguinea, [* 29] den Senegalländern, in Marokko und Algerien, ferner am Roten Meer und am Nordrand des Somallands. Zwischen diesen Randgebirgen ist das ganze Areal des Kontinents mit einer zusammenhängenden Hochlandsmasse angefüllt, und dadurch unterscheidet sich Afrika eben von den übrigen Erdteilen in seiner Natur als orographisches Individuum.
Die mittlere Höhe Afrikas soll 662 m, dagegen die von Europa nur 300 m betragen. Eigentliche größere Tieflandschaften gibt es in Afrika nicht, wohl aber lassen sich in der Erstreckung des Kontinents von N. nach S. auf den beiden Plateaustufen einige Erhebungslücken unterscheiden: auf dem nördlichen großen Plateau zunächst das Becken des Tsadsees (244 m), das von keinem großen Umfang ist, auf dem südlichen das Becken des mittlern Congo (460 m), den ganzen mächtigen Bogen [* 30] des Stroms füllend, dann jenes des Ngamisees (930 m). Die mittlere Höhe der Landschaften um den Tsad wird auf ca. 630 m, jene der Grenzgebiete des Congo auf 1200 m und die des Ngami auf 1100-1200 m angegeben.
Wie Asien, hat auch Afrika die merkwürdige Erscheinung der Depressionen (Bodensenkungen unter den Meeresspiegel). Die wichtigsten sind: die der algerischen Schotts (19 m), die am nördlichen Rande der Libyschen Wüste: Bir Resam (10 m) und Siwah (29 m), und jene in der Umgebung der Seen Abhabad und Asal am Ostrand von Abessinien (61 m unter Meer). Außerdem gibt es am Meeressaum Tieflandschaften von ganz geringer Breite, als deren bedeutendste zu nennen sind: die zwischen der Mündung des Senegal und Draa, ferner jene im S. der Großen Syrte, die bis zum Nildelta sich erstreckt und dieses noch in sich vereinigt, endlich jene am Nigerdelta und an der nördlichen Suaheliküste.
Wollte man daher ein Profil Afrikas konstruieren, so würde man sowohl in der Richtung von N. nach S. als auch von W. nach O. ein Ansteigen des Hochlands in je fünf Erhebungsstufen zu verzeichnen haben. Man kann annehmen, daß das Massiv Afrikas in einer sehr frühen geologischen Periode durch kosmische Kräfte aus dem Weltmeer gehoben worden sei. Gegenwärtig sind Hebungserscheinungen der Uferränder beobachtet worden an der Nordwestküste zwischen dem Kap Ghir und der Straße von Gibraltar, an der tunesischen Küste, im Golf von Suez, zwischen Suakin und Massaua, [* 31] dann zwischen dem Tana und Sambesi. Senkungserscheinungen verzeichnet man dagegen an der Großen Syrte und an den Nilmündungen. Im Innern des Kontinents hat man eine Hebung [* 32] des Ostufers des Tsadsees beobachtet und wird aus der Hebung des Spiegels des Tanganjika auf eine Senkung seiner Uferränder schließen dürfen.
Bei Betrachtung der orographischen Verhältnisse fassen wir zunächst das Atlassystem, dann die Plateauzonen der Sahara und des Sudân, endlich die des zentralen, südafrikanischen und abessinischen Hochlandes ins Auge. [* 33]
Was man unter dem Atlas [* 34] (s. d.) gemeinhin begreift, ist keine einheitliche, ohne Unterbrechung fortlaufende Bergkette, sondern ein System von Bergketten, Hochplateaus und isolierten Bergmassiven, das sich vom Kap Nun bis zum Kap Bon erstreckt. Die Hauptkette, der marokkanische Atlas, erhebt sich mit dem Kap Ghir aus dem Atlantischen Ozean und zieht sich 30 km breit, von vielen Nebenketten begleitet, bis zum Dschebel Aiaschin, wo sie in ein 80-150 km breites Hochplateau übergeht, das gegen NO. streicht. Der Nordabfall desselben ist das algerische, mit Salzsümpfen (Schotts) bedeckte Steppenplateau, das sich in dem als »Tell« bekannten fruchtbaren Land zum Mittelmeer ¶
mehr
herabsenkt, während der Südabhang teils in steilen, stufenförmigen Absätzen, teils in langgestreckten, unwirtlichen Abhängen in die Sahara übergeht. Die mittlere Kammhöhe der Hauptkette des Atlas beträgt 1200-1500 m. Einzelne Erhebungen derselben steigen bis zu 3900 m an. Von Pässen ist der von Bidauan, welchen die Karawanen von Marokko nach den Nigerländern benutzen, dann der Paß [* 36] Tisint el Rint (2589 m), den Rohlfs beging, erwähnenswert. In einer Höhe von 2600-3500 m finden sich noch Pässe, welche erstiegen werden müssen, wenn man nach der Oase Tafilet gelangen will.
Gegen SO. vom Dschebel Aiaschin streicht ein Gebirgszug, der eine im S. des Hauptkamms mit diesem parallel streichende Nebenkette, den Antiatlas, mit dem eigentlichen Atlas verbindet. Keiner der Gipfel des Atlas reicht bis zur Schneegrenze hinauf, und schon im Mai erscheinen die höchsten Spitzen schneefrei. Die östliche Fortsetzung des Atlas vom Dschebel Aiaschin ist ein von 170 km Breite im W. zu 80 km im O. abfallendes Hochplateau, aus dessen Südrand die Massive des Dschebel Amur und des Dschebel Aurês hervorragen, das aber keinen scharf begrenzten Nordrand hat.
Auf diesem Plateau, dessen mittlere Seehöhe im westlichen Teil 1100, im mittlern 900, im östlichen 780 m beträgt, finden sich die Schotts (s. d.), deren Region sich bis in die Nähe des Golfs von Gabis zieht. Die Plateaustufe der Sahara (s. d.) zeigt keineswegs eine kontinuierliche Sanddünenregion, sondern sie hat ein mannigfach gegliedertes Bodenrelief. Das Plateau durchziehen isolierte Bergzüge, gewaltige Höhenmassive, und dessen Oberfläche besteht teils aus Sanddünen und Sandflächen, teils aus Gebirgs- und Felsmassen, Steppen, Weiden, kleinern Flächen von Felsblöcken (Charaschaflandschaften), steinichten, wasserlosen Hochflächen (Hamadas und Sserirs), endlich aus Oasen und Kulturland.
Ungefähr in der Mitte der Sahara befinden sich drei mächtige Erhebungssysteme: das Bergland der Tuareg (Ahaggar oder Hogarland), das Alpenland Air oder Asben und Tibesti oder Tu. Der Charakter der Sahara im W. des Tuareglands bis an den Ozean, Senegal und Niger ist der einer Hamada, welche durch Dünenregionen geteilt ist. In der Mitte der Fläche ist eine Einsenkung, aus einem steinsalzreichen Dünenkomplex bestehend (El Dschuf), mit einer Seehöhe von 100 m. Beinahe am Westrand der Hamada findet sich das Bergland von Adrar, das aus mehreren Reihen von S. nach N. streichender, durch breite, dünenerfüllte Thäler voneinander getrennter Höhenzüge besteht, und jenes von Taganet.
Die Höhe der Sanddünen übersteigt selten 100-150 m, erreicht aber in der Aregregion eine Höhe von 200-220 m bei einem Umfang von 4-6 km an der Basis. Die Gebirgsmassen der Sahara treten im Hochland Ahaggar, welches eine ausgedehnte ellipsoide Hochfläche darstellt, deren Gipfel vulkanischer Natur sein sollen, dann im Bergland Air oder Asben, das aus fünf größern Berggruppen von 100 km Breite und 1800 m höchster absoluter Höhe besteht und von wildem landschaftlichen Charakter ist, ferner im Bergland Tibesti, dessen Mittelpunkt, das Tarsogebirge, bei 2041 m kulminiert, klar zu Tage.
Nach S. zu löst sich die Hauptkette des Tarso in eine größere Anzahl von kleinern Ketten auf und fällt gegen N. steiler ab als gegen S. Die von den Syrten über Mursuk nach Tibesti reichende Hamada, die Bergketten von Tibesti und deren Ausläufer bilden die Scheidewand zwischen der westlichen Sahara und der Libyschen Wüste. Das Areal der letztern steigt vom Mittelländischen Meer gegen S. stetig an, so daß Kufra z. B. schon in 400 m Seehöhe liegt. Am Nordrand der Libyschen Wüste findet sich die schon berührte Depression. [* 37]
Nordwestlich von dem Depressionsgebiet steigt das Wüstenland wieder zu dem Plateau von Barka an (400-600 m). Der südöstliche Teil der Libyschen Wüste bildet eine gleichmäßig ausgebreitete, steinichte Hochebene, in welche mehrere Oasen eingesenkt sind. Die meisten Hamadas und Sserirs der Sahara bestehen aus Thon, der manchmal fast zu Stein erhärtet ist und eine rötliche Farbe hat. Die Farbe des Dünensandes ist gelblichbraun. Die ungeheuern Sandflächen der Libyschen Wüste gleichen einem mit berghohen Wogen erfüllten Ozean. Das Kulturland findet sich nur in den zahlreichen Oasen (s. d.), welche sich allüberall in der Sahara bilden, wo genügend Wasser vorhanden ist.
Im S. des Saharagebiets dehnt sich, vom Roten Meer beginnend, bis an den Atlantischen Ozean in einer Länge von 4600 km Länge die Plateauzone des Sudân aus. Das Land südlich von der Sahara steigt, soweit es der Kenntnis erschlossen ist, fortwährend an, und auch von Senegambien aus ist eine Steigung des Bodens gegen O. zu bemerken. Durch die Senke des Tsadsees ist der Sudân in zwei Hälften geteilt. Er repräsentiert eine Hochfläche, auf der im östlichen Teil das Hochlandsmassiv des Dschebel Marra, das Hauptgebirge Dâr Fûrs (ca. 1500 m), im westlichen Teil das isolierte Massiv des Mendif (1900 m) und ferner am Westrand das Bergland des noch unerforschten Kong (1300 m) aufgebaut sind. Der Abfall derselben gegen die Fläche des Hochplateaus ist meist ein terrassenförmiger. Die Breite der drei Massive ist keine große. Im O. ist der Sudân eine grasreiche Ebene, im zentralen Teil und im W. eine sehr fruchtbare Landschaft und Wohnplatz der eigentlichen Neger.
Südlich der Einsenkung des Binuë- und Scharithals dehnt sich bis an die Südspitze Afrikas die gewaltige südafrikanische Plateaustufe aus. Eine natürliche Teilung erfährt dieselbe durch die Wasserscheide zwischen dem Sambesi und Congo in eine nördliche und eine südliche Hälfte. Die erstere faßt man unter der Bezeichnung des zentralafrikanischen, letztere unter dem Namen des südafrikanischen Hochlands zusammen. Die höchsten Erhebungen des erstern sind an den großen Seen zu suchen (Gambaragara 4250 m, Ufumbiro 3658 m). Vom W. steigt in dem mit undurchdringlicher Waldvegetation bedeckten Congobecken das Terrain stetig gegen O. an und ist im N. vom Nyassasee zwischen dem Äquator und dem 10.° südl. Br. durchschnittlich ca. 1500-2000 m hoch.
Der Westrand des Plateaus wird von der Mündung des Quanza bis zum Golf von Benin durch mit der Küste parallel streichende Höhenzüge, die Serras (bis 1800 m hoch), gebildet. Im äußersten Nordwesten erhebt sich am Rande des Ozeans der isolierte vulkanische Gebirgsstock Camerun [* 38] (bis 4000 m). Im S. der Landschaft Adamáua wurde von den Reisenden gleichfalls ein hohes Massiv erblickt, das indessen noch nicht erforscht werden konnte. Am Südrand dieses Plateaus finden sich gleichfalls hohe Berge (Babisagebirge 2000 m, südlich vom Bangweolo; Milandsche, Zombaberg 2500 m, am Schirwasee; die Munboyaberge, über 2500 m, am Tanganjika). Am Ostrand des zentralafrikanischen Plateaus gruppieren sich die isolierten Massen des Kilima ¶
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Titel
Afrika.
[* 2] Die Aufteilung der noch von keiner europäischen Macht in Besitz genommenen Länder hat in den letzten Jahren schnelle Fortschritte gemacht. Die Grenzen der französischen und englischen Besitzungen sind nach dem Innern zu immer weiter vorgeschoben worden, Italien [* 39] hat seinen Besitzstand erweitert, Frankreich teils durch direkte Annexionen, teils durch Abschließung von Schutzverträgen mit den Herrschern von Segu, Futa Dschallon, Samory und Bambara seine Provinz Senegal, durch Abmachungen mit den seine Erwerbungen am Congo und Gabun begrenzenden Kolonialbesitzungen andrer Mächte seinen dortigen Besitzstand, ebenso sein Gebiet bei Obok durch Erweiterung seiner Interessensphäre wie durch Erwerbung der bis dahin England gehörenden Muschainseln, Heißung seiner Flagge bei Hela und Dungareta an der Somalküste, durch Wiederbelebung seiner auf längst vergessenen Abmachungen fußenden Schutzherrschaft über Madagaskar sowie durch Annahme derselben seitens der Eingebornen der Komoreninseln sehr bedeutend vergrößert, so daß der französische Besitz in Afrika gegenwärtig weit über das Doppelte desjenigen vor vier Jahren beträgt. In gleicher Weise ist England vorgegangen. Das große Betschuanenland im N. der Kapkolonie wurde 1884 Kronkolonie und 1889 Matabeleland mit Maschonaland als britischem Einfluß unterworfen erklärt, wogegen freilich Portugal [* 40] Protest einlegte; Zululand wurde der Kolonie Natal überwiesen und die Grenzen der britischen Besitzungen am Golf von Guinea ¶
mehr
sehr bedeutend weiter vorgeschoben. Das Uferland des Niger zu beiden Seiten aufwärts bis Sa sowie das des Binuë bis Jola wurde 1885 als unter britischem Protektorat stehend erklärt. Dagegen zog Portugal sein Protektorat über Dahomé zurück, da die Abschaffung der Menschenopfer nicht erreicht werden konnte, und beschränkte sich an der Sklavenküste wie zuvor auf das Fort Ajuda. An der ostafrikanischen Küste hat England ein großes Gebiet als seiner Interessensphäre angehörig erklärt, das nach N. zu vom Tana, im S. von einer Linie begrenzt wird, die vom Umbafluß in nordwestlicher Richtung zum Ukerewe hinzieht.
Die Vereinbarungen mit dem Sultan von Sansibar betreffs der Verwaltung der diesem Herrscher gehörigen Plätze an der Somalküste, der Insel Manda, der Häfen Kismaju, Barawa, Merka, Makduschu und Warschekh mit ihren Gebieten, bezeichnen den Angriff weiterer Erwerbungen im Somalland, auf welches die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft früher Ansprüche erhob. Gesichert ist hier für Deutschland [* 42] außer dem kleinen Witugebiet seit dem auch die Küste zwischen der Nordgrenze von Witu und der Südgrenze des dem Sultan von Sansibar gehörigen Kismaju.
Indessen hat an der Somalküste auch Italien eine Besitzergreifung vollzogen, indem es den Hafenplatz Obbia mit dem dazu gehörigen Gebiet, später auch den anstoßenden Küstenstreifen bis zur deutschen Grenze unter sein Protektorat nahm. England besitzt aber auch weiter nördlich einige Küstenplätze, Berbera, Bulhar, Samawonak, Zeila und Suakin, während Italien die ganze Küste von der französischen Kolonie Obok bis nördlich von Massaua mit den vorliegenden Inseln und einigen vorgeschobenen Plätzen am Rande des abessinischen Hochlandes (Asmara, Keren) in Besitz genommen hat.
Spanien hat die ihm bereits vor Jahrhunderten gesicherten Ansprüche auf den Hafen Ifni oder Santacruz de Mar Pequena zur Geltung gebracht und den langen Küstenstrich zwischen Kap Bojador im N. und Kap Blanco im S., ein durchaus wüstes Gebiet, das aber für die in dieser Meeresgegend schwunghaft betriebene Fischerei [* 43] wichtig ist, in Beschlag genommen, so daß das Gebiet der einheimischen Völker immer mehr zusammenschrumpft. Als unter britischem Einfluß stehend muß ferner Ägypten [* 44] bezeichnet werden, wo britische Beamte die Finanzverwaltung in Händen haben und ein britischer General über die englischen Streitkräfte wie über das ägyptische Militär verfügt, um das Land gegen die von S. her drohenden Angriffe der Mahdisten zu schützen, an welche Ägypten ganz Nubien und den Sudân verlor.
Auch Emin Pascha wurde 1889 aus seiner Provinz von den Mahdisten vertrieben, nachdem er sich ohne alle Unterstützung von der ägyptischen Regierung lange gehalten hatte. Gegenwärtig repräsentiert der ziffermäßig nachweisbare Besitzstand der europäischen Mächte in Afrika ein Areal von 10,019,692 qkm (181,989,4 QM.), wozu noch sehr bedeutende Gebiete kommen, welche als in der Interessensphäre der einzelnen kolonisierenden Nationen liegend betrachtet werden.
Dadurch schrumpft das Areal der unabhängigen Staaten immer mehr zusammen, wenngleich eine faktische Unabhängigkeit für die im Innern des Kontinents wohnenden Stämme noch immer besteht und wahrscheinlich auch noch auf lange Zeit bestehen bleiben wird. In diesem Sinn ist die nachfolgende Liste der einheimischen Staaten zu verstehen, welche ein weit größeres Areal repräsentieren würden, wollte man alle thatsächlich unabhängigen Staaten in dieselbe aufnehmen.
1) Einheimische Staaten.
QKilom. | QMeil. | Bevölkerung | Auf 1 qkm | |
---|---|---|---|---|
Ägypten | 1021354 | 18549 | 6809727 | 6.8 |
Nubien und Sudân | 1960000 | 35596 | 10000000 | 5 |
Tripolis und Barka | 1033000 | 18750 | 1000000 | 1 |
Marokko | 812300 | 14750 | 10000000 | 12.3 |
Sahara | 6180426 | 112243 | 2850000 | 0.4 |
Wadai | 444550 | 8074 | 2600000 | 6 |
Baghirmi | 183404 | 3331 | 1500000 | 8.2 |
Bornu | 148406 | 2695 | 5000000 | 33.8 |
Kanem | 56660 | 1029 | 100000 | 1.8 |
Sokoto | 224111 | 5886 | 12570000 | 34.8 |
Adamáua | 137365 | 2495 | ↗ | ↗ |
Gando | 203309 | 3692 | 5500000 | 27 |
Massina | 166879 | 3031 | 4500000 | 27.5 |
Liberia | 37200 | 6723 | 1068000 | 28.9 |
Abessinien | 333279 | 6053 | 3000000 | 9 |
Galla- und Somalländer | 1897000 | 34452 | 15500000 | 8.2 |
Uganda | 123000 | 2235 | 5000000 | 40.6 |
Lundareich | 345000 | 6265 | 2000000 | 7.7 |
Marutse-Mambundareich | 268000 | 2867 | 900000 | 3.3 |
Südafrikanische Republik | 315590 | 5681 | 470000 | 1.4 |
Oranjefluß-Republik | 107439 | 1951 | 133578 | 1.3 |
2) Der Kolonialbesitz europäischer Staaten. | ||||
Algerien | 667000 | 12113 | 3960400 | 6 |
Tunis | 116000 | 2107 | 1500000 | 13 |
Senegal | 358500 | 6511 | 1850000 | 5 |
Goldküste | 24000 | 436 | 528000 | 22 |
Gabun | 670000 | 12168 | 8000000 | 72 |
Obok | 6000 | 109 | 22370 | 37 |
Madagaskar | 591964 | 10751 | 3500000 | 6 |
Réunion | 2512 | 46 | 163881 | 65 |
Ste.-Marie de Madagascar | 165 | 3 | 7468 | 45 |
Nossi Bé | 293 | 5.7 | 8281 | 28 |
Diego Suarez | ? | ? | 4607 | ? |
Mayotta | 366 | 6.6 | 10551 | 29 |
Comoroinseln | 1606 | 29 | 53000 | 33 |
Frankreich: | 2438406 | 44285.3 | 19603951 | 8.9 |
Togogebiet | 1300 | 24 | 40000 | 31 |
Camerun | 30000 | 545 | 500000 | 16 |
Deutsch-Südwestafrika | 1000000 | 18161 | 236000 | 0.2 |
Deutsch-Ostafrika | 1100000 | 19997 | 800000 | 0.7 |
Witu und Somalküste | ? | ? | ? | - |
Deutschland: | 2131300 | 38727 | 1576000 | 0.8 |
Belgien: Congostaat | 2091000 | 37975 | 24000000 | 12 |
Madeira | 815 | 14.8 | 132223 | 162 |
Kapverdische Inseln | 3851 | 69.9 | 110926 | 28 |
Guinea | 69 | 1.2 | 6518 | 94 |
São Thomé, Principe, Ajuda | 1080.6 | 19.7 | 20888 | 137.4 |
Angola | 809400 | 14600 | 2000000 | 2.5 |
Mosambik | 991150 | 17990 | 2000000 | 2 |
Portugal: | 1806365 | 32805.6 | 4270555 | 2.3 |
Kapkolonie | 553295 | 10049 | 1252370 | 2.2 |
Walfischbai | 1243 | 23 | 800 | 0.7 |
Pondoland | 9324 | 169 | 150000 | 16.3 |
Basutoland | 26655 | 484 | 128176 | 5 |
Betschuanenland | 477835 | 8678 | 478000 | 1 |
Matabele- u. Maschonaland | 344083 | 2248.9 | 1200000 | 3.5 |
Natal | 48560 | 282 | 477100 | 9.8 |
Britisch-Zululand | 21290 | 387 | ? | - |
Britisch-Ostafrika | ? | ? | ? | - |
Sierra Leone | 2600 | 47 | 60546 | 23 |
Gambia | 179 | 3.2 | 14150 | 79 |
Goldküste | 48648 | 883 | 651000 | 13 |
Lagos | 2768 | 50 | 87165 | 31 |
Niger- und Binuëgebiet | ? | ? | ? | - |
St Helena | 122 | 2.2 | 5200 | 43 |
Ascension | 88 | 1.6 | 300 | 3.4 |
Tristan da Cunha | 116 | 2.1 | 94 | 0.9 |
Mauritius | 2655 | 48 | 386346 | 145 |
Neuamsterdam u. St. Paul | 73 | 1.3 | - | - |
Sokotora | 3579 | 65 | 10000 | 3 |
Großbritannien: | 1543113 | 28023.9 | 4951247 | 3.2 |
¶
mehr
QKilom. | QMeil. | Bevölkerung | Auf 1 qkm | |
---|---|---|---|---|
Presidios in Marokko | 35 | 0.6 | 12170 | 72 |
Territorium von Ifni | 40 | 0.7 | 1000 | 25 |
Territorium des Rio de Oro und von Adras | 700000 | 12713 | 100000 | 0.14 |
Kanarische Inseln | 7273 | 132 | 311030 | 38.6 |
Guineainseln etc. | 2105 | 38 | 45106 | 21 |
Spanien: | 709453 | 12884.3 | 446004 | 0.6 |
Italien besitzt an der Küste von Nordostafrika die Insel Massaua mit den Nachbarinseln, auf dem Festland die Küste von Ras Kasar (18° 2' nördl. Br.) bis zur Halbinsel Buri, die Dahlakinseln und Assab nebst einem 60 km langen Territorium von Ras Dermah im N. bis Ras Sinthiar im S. sowie im Protektoratsverhältnis stehend die Küste zwischen der Halbinsel Buri und der Nordgrenze von Assab, das Territorium von Rahaita südlich von Assab und das Territorium von Obbia von Warschekh bis Ras Awad und das nördlich folgende Gebiet von Garad und Wadi Nogal bis 8° nördl. Br. Die Ausdehnung [* 46] dieser Gebiete nach dem Innern ist unbekannt. Weiteres s. in folgenden Artikeln: Deutsch-Ostafrika, Deutsch-Südwestafrika, Italienisch-Ostafrika und Kolonien (Bd. 17).
Forschungsreisen in Afrika.
In diesem Erdteil ist die Forschungsthätigkeit infolge der endlichen Verteilung desselben unter eine Anzahl europäischer Mächte eine außerordentlich rege gewesen; die deutsche Thätigkeit, vordem ohne nationale Ziele der Erforschung Afrikas ganz allgemein dienend, beschränkte sich nach eignem Erwerb afrikanischen Besitzes auf die Erschließung dieses engern Gebiets, überhaupt nahmen die Forschungen der letzten Jahre einen immer mehr ausgesprochen politischen Zwecken dienenden Charakter an, wenngleich auch einige der ausgerüsteten Expeditionen, wie mehrere der zum Entsatz Emin Paschas unternommenen, einen humanitären Charakter hatten oder, wie die zur Ersteigung des Massivs des Kilima Ndscharo, rein wissenschaftliche Zwecke verfolgten. Leider wurde das Forschungswerk dieser Periode gleich von vornherein im Nordosten durch den das ganze südliche ägyptische Reich ergreifenden Aufstand des Mahdi gehemmt, in neuester Zeit verschloß auch der Aufstand der Araber an der Ostküste längere Zeit ein großes Gebiet jedem Eindringen von Europäern.
Forschungen im Norden.
Die Landschaften des ägyptischen Sudân waren unter der Herrschaft des Chedive ein vielbesuchtes und emsig gepflegtes Forschungsgebiet gewesen, und als der Aufstand der Mahdisten diese Provinzen ergriff, befanden sich mehrere Europäer in denselben, welche der Kenntnis dieser Gebiete wichtige Dienste [* 47] geleistet hatten und sich noch mit dessen Durchforschung beschäftigten. Junker, Schnitzer, Casati, Lupton, Slatin wurden plötzlich von allem Verkehr mit der Außenwelt abgeschlossen und die beiden letzten sogar in Gefangenschaft gehalten. Indes konnte Bohndorff glücklich nach Ägypten zurückkehren, dagegen fand das im Gebiet des Blauen Nils von dem Holländer Schuver erfolgreich begonnene Forschungswerk durch den Tod dieses Reisenden einen vorzeitigen Abschluß.
An der atlantischen Küste von Marokko hatte eine englische Gesellschaft bereits 1878 ein Gebiet bei Kap Juby, Tarfaja genannt, von den dortigen maurischen Stämmen erworben und daselbst eine Faktorei angelegt, die aber auf Anstiften des Sultans von Marokko von jenen zerstört wurde. Erst 1882 vermochte die englische Regierung, nachdem inzwischen auf dem dem Hafen vorliegenden Riff ein Fort errichtet worden war, der Gesellschaft den Besitz und den freien Handelsverkehr nach dem Innern zu sichern.
Von Algerien wanderte als Jude verkleidet ohne Gepäck, Lasttiere und Begleitung der französische Vicomte de Foucauld 1883-84 über den Atlas bis Südmarokko, und eine Kommission spanischer Generalstabsoffiziere nahm Vermessungen von Tetuan aus vor. Die Reise Foucaulds muß als bahnbrechend für die Erforschung Marokkos bezeichnet werden, das von ihm später veröffentlichte Werk ist umgestaltend und grundlegend für die Kenntnis des Landes. Premierleutnant Quedenfeld machte im Auftrag der Berliner [* 48] Akademie 1881 und 1885 zoologische Forschungen in Marokko und 1886 zwischen der Hauptstadt Marokko und Casablanca.
Duveyrier konnte 1885 die Höhe von Fes bestimmen, wurde aber von den Bewohnern der Landschaft Er Rif an der Durchforschung ihres Gebiets gehindert. Teisserenc de Bort ging vom Thal [* 49] des Iharrar südlich von Tuggurt bis zur Oase Beressof und erreichte von da bei Gabes das Mittelmeer. Dem Fanatismus der Tuareg fiel im Oktober 1885 ein neues Opfer in dem Leutnant Palat, der auf seinem Weg von Algier nach Timbuktu in der Oase Tidikelt bei Ainsalah ermordet wurde. Doult, welcher von der Garnetbai zwischen Kap Bojador und Rio [* 50] Oro an der Küste landete, durchstreifte als Gefangener der Uled Delim die westliche Sahara bis zum Dschuf, gelangte bis zum Wadi Draa und konnte endlich unter Lebensgefahr von seinen Begleitern loskommen.
Jannasch, der auf einer handelsgeographischen Expedition bei Kap Nun mit sechs Begleitern an die Küste geworfen wurde, machte eine gefahrvolle Wanderung zum Wadi Draa, von wo er zum Wadi Nun gelangte und schließlich nach Überstehung mannigfacher Beschwerden die Rückreise antreten konnte. Soller bereiste 1887 größere Strecken von Marokko zum Teil im Anschluß an eine militärische Expedition des Sultans. In Algerien und Tunis machten zahlreiche Franzosen (Lanessan, Leroy, Rivière, Fallot, Baraban, Campon, Mayet etc.) nationalökonomische Forschungen und Beobachtungen; hier forschte auch der Deutsche Th. Fischer. Im O. führte der Italiener Robechi eine orientierende Reise in der Libyschen Wüste aus, indem er von Alexandria nach der Oase Siwah zog, Schweinfurth und Ascherson forschten auf dem ägyptisch-arabischen Wüstenplateau, in Mittelägypten und in der Gegend des Suezkanals; Schweinfurth machte auch eingehende Aufnahmen im Fayûm und dem angrenzenden Depressionsgebiet.
Foucaulds Fußstapfen folgend, hat Joseph Thompson im Sommer 1888 den Atlas im Teluetpaß überschritten und das Quellgebiet der Draatributäre erreicht, konnte aber wegen der feindseligen Haltung der Bewohner nicht weiter vordringen, wie er auch daran verhindert wurde, den Atlas zu überschreiten, bis er sich ganz westlich wandte, wo das Gebirge zu einem 1070-1370 m hohen Plateau sich verflacht.
Forschungen im Nordwesten.
Trotz der noch immer nicht erzielten Beruhigung der Eingebornenstämme Senegambiens hat die französische Regierung unentwegt ihre Bemühungen fortgesetzt, sich den Weg in den westlichen Sudân zu erschließen und das Übergewicht Frankreichs in diesem weiten Gebiet zu sichern. Ein Anfang 1884 nach Bamako geschafftes zerlegbares Dampfboot wurde dort wieder zusammengesetzt und der Niger 70 km ¶
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Titel
Afrika
[* 2] (hierzu Karte). Die Aufteilung des Erdteils unter die europäischen Mächte hat in den letzten Jahren rasche Fortschritte gemacht, wenngleich die Besitzergreifung großer Gebiete in den meisten Fällen nur auf dem Papier steht und allein darauf gerichtet ist, die betreffenden Ländereien den interessierten Staaten gegen Unternehmungen von andrer Seite zu sichern. Von diesem Gesichtspunkt sind die Abmachungen zwischen England und Frankreich zur Abgrenzung der beiderseitigen Interessensphären im S. bis zum Tsadsee hin, so die zwischen Deutschland und England hinsichtlich der Grenzen in den beiderseitigen Besitzungen am Golf von Guinea und in Ostafrika, so endlich die Abmachungen zwischen Portugal und England nach langen Streitigkeiten über den Besitz dieser beiden Staaten in Südafrika [* 51] zu betrachten.
Was Deutschland anlangt, so trat es an der Ostküste Afrikas das Witugebiet nebst der daran nördlich anstoßenden Küste bis zur Südgrenze des dem Sultan von Sansibar gehörigen Kismaju sowie einen großen Teil des von ihm in seine Interessensphäre einbezogenen südwestafrikanischen Gebiets an England ab, erweiterte dagegen durch Forschungsreisen und Anlage von Stationen sein Hinterland von Kamerun und dem Togogebiet. Das Areal dieser beiden Kolonien läßt sich wegen Unbestimmtheit der Nord- und Ostgrenze noch nicht genau bestimmen, Deutsch-Ostafrika wird auf 964,000 qkm, Deutsch-Südwestafrika auf 810,000 qkm berechnet.
Während Deutschland seine Ansprüche zu gunsten Englands sehr bedeutend beschränkte, erweiterte letzteres seine Interessensphäre um nahezu das Vierfache. Die Ost- und Westgrenze der Goldküstenkolonie wurden tief ins Land hinein verlängert, das Nigergebiet weit den Strom hinauf und bis zum Westufer des Tsadsee hin erweitert, im S. auf Kosten Portugals ausgedehnte Besitzergreifungen vorgenommen, von der ostafrikanischen Küste aus das ganze weite Gebiet an der Nordgrenze Deutsch-Ostafrikas bis zum Dschubbfluß und nach W. zu über den Victoria Nyanza [* 52] und den Albertsee hinaus bis zur Ostgrenze des Kongostaats als britische Interessensphäre erklärt und, um eine Verbindung dieses großen Gebiets mit dem von England festgehaltenen Ägypten in der Zukunft zu ermöglichen, die Ostgrenze der italienischen Interessensphäre in Ostafrika so vereinbart, daß die italienische Grenzlinie jetzt den größten Teil der Gallaländer sowie Abessinien umschließt.
Aber noch gewaltiger als England hat Frankreich seinen afrikanischen Kolonialbesitz [* 53] vergrößert. Nicht nur durch erfolgreiche militärische Unternehmungen, auch durch Aussendung mehrerer Forschungsexpeditionen und infolge dessen geschehene Protektoratsabschlüsse gewann es die gesamten Hinterländer Liberias sowie die der englischen und portugiesischen Besitzungen in Nordwestafrika; es verband auch seinen Besitz am Niger mit dem an der Elfenbeinküste, dort einen bislang herrenlosen Küstenstreifen für sich reklamierend, und erweiterte seine Interessensphäre ostwärts über den Niger bis zum Tsadsee, ja es machte sogar den allerdings mißlungenen Versuch, seine Ansprüche auf die Ufer dieses Sees durch eine dorthin vom Kongo gezogene Linie zu verbinden und so eine Ausdehnung unsers Kamerungebiets über den 15.° östl. L. v. Gr. zu verhindern.
Auch wies es die Ansprüche, welche Spanien auf die Küste zwischen Corisco und Kap Campo erhob, zurück, wiewohl Deutschland gerade auf Geltendmachung solcher Ansprüche seitens Spaniens von der Besitzergreifung dieses Küstenstrichs Abstand genommen hatte. Wie außerordentlich der europäische Kolonialbesitz in Afrika seit der internationalen Konferenz in Brüssel [* 54] 1876 durch ausgedehnte Besitzergreifungen sich erweitert hat, zeigt folgende Aufstellung. Es besaßen oder beanspruchten:
1876 | 1890 | ||
---|---|---|---|
Frankreich | 733479 | 5956914 | QKilom. |
Großbritannien | 761381 | 4170474 | " |
Deutsches Reich | – | 2720000 | " |
König der Belgier | – | 2491000 | " |
Portugal | 1799364 | 2264945 | " |
Türkei | 1000000 | 1000000 | " |
Italien | – | 935000 | " |
Spanien | 9480 | 519280 | " |
Zusammen: | 4303704 | 20057613 | QKilom. |
Da nun die Größe Afrikas auf 29,826,922 qkm berechnet wird, so bleiben nur noch 9,769,309 qkm übrig, wovon der bei weitem größte Teil auf die über 6 Mill. qkm große Sahara entfällt. Weiteres s. in folgenden Artikeln: Deutsch-Ostafrika, Deutsch-Südwestafrika, Kolonien und Mission. Den gegenwärtigen Stand unsrer Kenntnis von Afrika veranschaulicht beifolgende Karte.
Forschungsreisen in Afrika.
Nordafrika.
Auf Grund seiner Januar bis März 1890 ausgeführten 2500 km umfassenden Reisen in der schwer zugänglichen Dünenregion El Erg oder Areg zwischen dem Wadi Mia im W. und dem Wadi Igharghar im O. bis zum Plateau von Tademait im S., welches von einer Höhe von fast 400 m schroff abfällt, hat Foureau eine Karte konstruiert, welche wegen der sorgfältigen Berücksichtigung der Terrainverhältnisse sowie der vorhandenen Brunnen [* 55] und Wasseransammlungen von besonderm Wert für die Richtung der geplanten transsaharischen Eisenbahn ist. Der französische Archäolog Carton erforschte 1891 die alte Römerstraße von Karthago [* 56] nach Theneste und fand bei Tibursuk sehr bedeutende Überreste von Tempeln, Theatern, Aquädukten, Skulpturen und zahlreichen Inschriften.
Westafrika.
Um die Grenze zwischen der englischen Kolonie Gambia und den französischen Besitzungen auf Grund des Übereinkommens vom genau festzulegen, trat eine franzosischenglische Kommission zusammen, welche ihre Arbeiten beendete, nachdem sie das ganze, bisher wenig bekannte Gebiet längs des Süd- wie auch des Nordufers aufnahm. Die auf dieser Aufnahme beruhende Abgrenzung der beiderseitigen Gebiete zerschneidet leider in willkürlichster Weise die einem Häuptling untergebenen Landschaften, in Zukunft vielleicht die Quelle [* 57] mancher Konflikte.
Wie am Gambia, so soll eine französisch-englische Kommission auch die Grenze zwischen der französischen Kolonie Rivières du Sud und der englischen Kolonie Sierra Leone bestimmen. Diese Kommission hat ihre Arbeiten an der Mündung des Scarcies begonnen. Auch an der Goldküste soll die Grenzregelung stattfinden, wozu von französischer Seite Binger (s. d.) bestimmt ist. Die Arbeiten sollen in Rugua beginnen und dann zum Volta gehen. An die bereits im Jahressupplement 1890/91 (S. 334) genannten Expeditionen ¶
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schloß sich die von Kapitän Brosselard-Faidherbe an, welcher mit einer gröbern Abteilung das Quellgebiet des Niger und die südlichen Gebiete von Samorys Reich bis an die Grenzen von Sierva Leone und Liberia [* 59] erforschen wollte, um die hier noch bestehende große Lücke auszufüllen. Da aber die Truppen Samorys, des Herrschers von Wassala, den Durchzug verwehrten, so sah sich Brosselard gezwungen, nach Benin an der Mündung des Mellacori zurückzukehren. Doch haben die gemachten Aufnahmen nachgewiesen, daß dem Bau einer Eisenbahn hier weit geringere Schwierigkeiten entgegenstehen als längs des Senegal. Um Samory für seinen Treubruch zu züchtigen, rückte Oberst Archinard sogleich mit Truppen gegen Wassala vor, eroberte die Hauptstadt Kankan und besetzte sie mit einer Truppenabteilung.
Durch Archinard wurde bereits im Januar 1891 mit der Eroberung von Nioro dem ehedem so mächtigen Reich der Toucouleurs ein Ende gemacht, deren Sultan Ahmadu seinen Sitz hierher verlegt hatte, nachdem ihm schon 1890 der Hauptsitz seiner Macht, Segu-Sikoro, verloren gegangen war. Von hier brach Kapitän Monteil auf, um das Land innerhalb des großen Nigerbogens zu durchziehen und den Fluß bis Say zu verfolgen, dem Grenzpunkt zwischen der französischen und der englischen Interessensphäre nach dem unlängst getroffenen Abkommen.
Die gestellte Aufgabe, das Nigerbecken von W. nach O. zu durchziehen, wurde in ihrem ersten Teil glücklich gelöst. Monteil erreichte von Segu aus Wagadugu, die Hauptstadt von Mossi, und zog dann Anfang Mai 1891 weiter nach Say. Mossi wurde schon vorher von dem Marinearzt Crozat von Bammako aus besucht. Einen unglücklichen Ausgang nahm die Expedition von Quiquerez und de Seponzac auf der wenig bekannten Strecke zwischen Groß-Bassam und Liberia, indem ersterer im Flusse San Pedro ertrank, worauf der zweite unter großen Entbehrungen die Küste erreichte.
Die Reise des zu früh verstorbenen Wolf im Hinterland von Dahomé hat nach seinen jetzt veröffentlichten Tagebüchern eine weit größere Ausdehnung gehabt, als man vorher annahm. Er umging Dahomé in einem weiten Bogen in NW. und N. und gelangte in einem zweimonatigen Marsch nach Dabari oder Ndali in der Landschaft Barbar oder Baribal, so daß er nur noch zwei Tagemärsche von Nikki, einem mit dem untern Niger in Verbindung stehenden Handelsplatz, entfernt war. Durch die Aufnahme des Mono, eines nach der bisherigen Annahme im deutschen Togogebiet entspringenden, bei Grand Popo mündenden Flusses, wollte d'Albéra, Administrator der französischen Besitzungen am Golf von Benin, nachweisen, daß der ganze untere Lauf bis zur Grenze der Schiffbarkeit des Flusses auf französischem Gebiet liegt, während man Togodo bisher zu dem deutschen rechnete.
Westäquatorialafrika.
Leutnant Morgen brach im Oktober 1890 von der Jaundestation am obern Sannaga auf, wandte sich nach Tibati, das Flegel vergeblich zu erreichen versucht hatte, und von hier über Banjo nach Ibi am Binué, wo er Anfang 1891 eintraf. Eine mit ihm zugleich ausgebrochene Handelskarawane kehrte im Gebiete des mächtigen Häuptlings Ngila um und nahm den Rückweg über den Sannaga bis zu den Idiafällen. Morgen selbst kehrte nach Anlage einer Forschungsstation im Gebiet Ngilas nach der Küste und von da nach Europa (Berlin) [* 60] zurück.
Die von Zintgraff mit Leutnant v. Spangenberg unternommene Expedition hatte einen schweren Kampf gegen die Bafut zu bestehen, in welchem fast der dritte Teil von Zintgraffs Mannschaft, leider auch Spangenberg, fiel. Obschon die Bafut das Feld räumen mußten, konnte Zintgraff doch seinen Marsch nicht fortsetzen, sah sich vielmehr gezwungen, nach Kamerun zurückzukehren, um auf einen Ersatz für Spangenberg zu warten. Inzwischen suchte er durch Anlage von Straßen die Verbindung zwischen Barombi und Baliburg zu sichern.
Preuß begab sich nach Bwea, einem großen Negerdorf im Kamerungebirge, um dort zoologische Sammlungen zu machen. Der Bauinspektor Schran veröffentlichte 1891 seine 1885-90 gemachten Aufnahmen des Kamerunbeckens und von dessen Zuflüssen Mungo, Abo, Wuri, Lungasi, Donga, Quaqua, Malimba, von denen leider der größte Teil durch einen Schiffsunfall verloren ging. Der schwedische Händler Georg Valdau entdeckte gelegentlich seiner 1890 gemachten Handelsreisen im Kamerungebiet (in 100 m Meereshöhe) westlich vom Elefantensee ein diesem wenig nachstehendes Seebecken, welches er Sodensee benannte.
Ihm entströmt nach S. der Mokundu, der sich in den Meme ergießt. Aus den klimatologischen Beobachtungen Zenkers auf der Jaundestation geht hervor, daß dies Gebiet bereits ganz wesentlich verschiedene Regenzeiten von dem nahen Kamerun hat. In dem Übergangsgebiet zweier Regionen liegend, wird es von beiden beeinflußt. Fourneau durchwanderte das Gebiet zwischen Loge am mittlern Ogowe bis zum Gabun, indem er das Quellgebiet des Bokoue, eines der Quellflüsse des Gabun, untersuchte.
Der von de Brazza entdeckte Sangafluß, ein rechtsseitiger Nebenfluß des Kongo, war von dem Franzosen Chalet weiter untersucht worden, wobei letzterer bis 4° nördl. Br. und 15° 20' östl. L. v. Gr. gelangte. Dadurch wurde Brazzas Vermutung von der Bedeutung und Ausdehnung dieses Flußlaufes bestätigt. Wahrscheinlich nimmt derselbe die meisten der von Flegel in Adamáua erkundeten Gewässer auf und entspringt in der Nähe der Binuēquelle. Um Chalets Arbeiten fortzusetzen, brach Fourneau mit einer Schaluppe nach dem Sanga auf.
Seine Aufgabe war, möglichst nahe dem 15.° östl. L. v. Gr., welcher von französischen Kolonialpolitikern als die Ostgrenze unsrer Kolonie Kamerun angesehen wird, nach N. zu reisen, um quer durch Adamáua den Schari zu erreichen. Er verließ den französischen Militärposten Woso am Zusammenfluß des Ngoko und Masa, verfolgte anfangs den Lauf des erstern Flusses und ging dann in das Flußgebiet des Masa hinüber, das er am Flüßchen Madombe erreichte.
Längs demselben gelangte er zum Masa, wo er 9. April den Kapitän Husson und den Chef Gaillard traf, welche im Dampfer Ballay stromaufwärts bis hierher gelangt waren. Mit ihnen wurde 15. April die Mündung des Kallé in den Masa erreicht und am 18. der Zusammenfluß des Masa aus dem westlichen Massieba oder Massipa und dem nördlichen Likelle, dessen weitern Verlauf der Dampfer aufnahm. Nun setzte Fourneau den Marsch nordwärts fort, doch wurde er 1. Mai nach Überschreitung des Sodi angegriffen und durch einen nächtlichen Überfall im Dorf Nzaureh nach einem Verlust von 15 Toten und 30 Verwundeten zu schleuniger Flucht gezwungen. Am 18. Mai langte er wieder in Woso an. Diese Forschungsreise hat immerhin den Nachweis erbracht, daß das Gebiet des Sanga bis 7° nach N. sich erstreckt.
Dasselbe Ziel, den Schari und Tsadsee, steckte sich Paul Crampel, welcher 1890 den ersten größern nordseitigen Nebenfluß des Ubangi, den ¶
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Kwango, eine kurze Strecke verfolgt hatte und darauf zu Lande den Ubangibogen wieder erreichte. Nach dieser Reise war durch Crampel in Frankreich das Comité de l'Afrique française ins Leben gerufen worden, welches den Zweck verfolgt, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln den Einfluß und Handel Frankreichs in West-, Mittel- und Nordafrika zu fördern. Zunächst sollte der Einfluß Frankreichs in der Gegend des Tsadsees begründet und gesichert werden. Von der nördlichen Krümmung des Ubangi, wo sich der letzte französische Posten befindet, beabsichtigte Crampel zum Tsadsee und von da nach Kuka so schnell wie möglich vorzudringen, um durch Abschlüsse von Verträgen mit den Negerfürsten jener Gegenden es zu verhindern, daß die Deutschen von Kamerun aus, die Engländer vom Binuē aus ihr Gebiet nach Zentralafrika hin ausdehnten.
Von Kuka aus sollte dann der Versuch gemacht werden, durch die Sahara nach Algerien zu gelangen. Crampel, der am von Brazzaville aufgebrochen war, erreichte 25. Sept. Banqui am Ubangi, den am weitesten nach N. vorgeschobenen Posten des französischen Gabungebiets. Von hier aus befuhr er den Ubangi aufwärts, die Stromschnellen glücklich überwindend, bis zur Einmündung des Kwango und dann diesen bis 5° 11' 10" nördl. Br. Er fand, daß der Ubangi viel weiter nach N. reicht, als die Karten bisher angaben, und daß er den 5.° nördl. Br. zweimal schneidet, auch entdeckte er mehrere von N. kommende ansehnliche Zuflüsse.
Zuerst von dicht herantretenden, 270-350 m hohen Höhenzügen begrenzt, fließt der Strom später durch grasreiche, von Elefanten, Antilopen etc. belebte Ebenen. Mit drei Häuptlingen wurden Schutzverträge abgeschlossen. Am untern Ubangi, in Dikua, wurde eine Station errichtet, welche als Stützpunkt für den Vormarsch dienen sollte. In einem Schreiben vom 30. Nov. sprach er die Hoffnung aus, in 3-4 Monaten Bagirmi zu erreichen. Die Expedition bestand außer ihrem Führer aus 3 Europäern, 120 bewaffneten Schwarzen und 128 Trägern.
Crampel war glücklich durch einen ungeheuern Urwald gedrungen, Verträge mit den bedeutendsten Häuptlingen waren abgeschlossen, und trotz einer starken Lichtung der Karawane schien ein glücklicher Ausgang zu erhoffen, als Mitte Juli die Nachricht eintraf, daß 9. April die Expedition von den Eingebornen niedergemacht worden sei, nur die Nachhut konnte unter Kämpfen die Station Banqui erreichen, von wo sie durch ein Kanonenboot nach Brazzaville gebracht wurde.
Eine zweite Expedition unter Ochbowski, welche das Comité de l'Afrique française zur Unterstützung Crampels aussandte, wollte nun versuchen, die zerstreuten Elemente der Expedition zu sammeln, Crampels Aufzeichnungen und die bisherigen Errungenschaften zu retten. Brazza, gegen dessen Rat die Expedition Crampels unternommen worden war, erklärte sich nun sofort bereit, an der Spitze einer großen, sorgfältig vorbereiteten Expedition die Scharte auszuwetzen und die geplanten Vereinbarungen mit den Häuptlingen und Fürsten auf der Strecke zum Tsadsee zum Abschluß zu bringen.
Die Erforschung des Ubangigebiets wurde auch durch die Expedition des Kongostaats unter van Gèle in Angriff genommen. Auch dieser Forscher stellte eine Verschiebung der großen Krümmung des Ubangi oberhalb der Fälle bei Zongo um etwa einen halben Grad nach N. fest. Außer dem Kwango entdeckte er noch als wichtigsten rechten Zufluß des Ubangi den Kotto, welchen er mit dem Kwango für den Unterlauf des Foro und Engi hält, deren obern Lauf Lupton Bey vor Jahren unter 7° nördl. Br. passierte.
Darauf erreichte van Gèle den Zusammenfluß des Uēlle mit dem Mbomu, verfolgte letztern bis Bangosso, der Hauptstadt der Nsákkara (4° 48' nördl. Br. und 23° 7' östl. L.), und bestätigte damit die von Junker eingezogenen Erkundigungen, befuhr den Makua bis zum Movungufall sowie den Mbili, des letztern Nebenfluß, in seinem untern Teil. Schließlich wurde auch die kleine noch bestehende Lücke zwischen den Monungoschnellen und der ehemaligen Station Ali-Kobbo befahren, so daß jetzt die ganze Strecke von der Mündung des Mbima bis zur Mündung in den Kongo vorliegt. Delcommune gelangte Ende Januar 1891 bis Benakemba, wo die Schiffbarkeit des Kongo aufhört, und marschierte dann nach Anwerbung der nötigen Träger [* 62] weiter zur Station des Kongostaats Riba Riba am linken Kongoufer.
Sharpe durchwanderte März bis Juni 1890 das Land zwischen dem Nyassa und dem nördl. Sambesizufluß Loangwa und füllte damit eine große Lücke auf der Karte aus, nachdem er 1889 auf einer etwas südlichern Route dieses Ziel vergebens angestrebt hatte. Von der Leopardbai am Südende des Nyassa ausgehend, gelangte er nach vierwöchigem Marsch über 1050-1400 in hohes Land bei Muliro an den Loangwa oder Arrangoa, dessen Lauf er im Boot bis kurz vor der Mündung in den Sambesi bei Sumbo verfolgte. Er fand den Unterlauf des Flusses durch Raubzüge und Menschenjagden der Mischlingsbevölkerung von Sumbo vollständig entvölkert.
Sharpes Leute besuchten inzwischen von Muliro aus den parallel mit dem Loangwa fließenden Lukusasi, welcher sich in den Lunsenfoa, einen noch wenig bekannten rechten Nebenfluß des Loangwa, ergießt. Im Herbst 1890 unternahm Sharpe eine Reise nach Garanganja, Msiris Reich, zwischen dem Lualaba und Luapula, den beiden Quellflüssen des Kongo, um sich von dem Metallreichtum von Katanga zu überzeugen. Er fand große Lager [* 63] von Gold [* 64] und Kupfer; [* 65] die Reise förderte aber auch wichtige geographische Ergebnisse.
Vom Nyassa ausgehend, durchschnitt er das Plateau zwischen diesem und dem Südende des Tanganjika und zog dann westlich und südwestlich, wobei er einen neuen Salzsee entdeckte. Am Ostufer des Moerosees hinziehend, gelangte er im Oktober zur Stadt Kasembe. Ein Versuch, nach S. vorzudringen, wurde durch Nahrungsmangel vereitelt. Sharpe kehrte daher zum Tanganjika zurück, wandte sich zum Nordende des Moero, überschritt den Luapula und erstieg den östlichen Abfall des hohen Tafellandes, das sich hier zum Moero herabsenkt, überschritt die Quellflüsse des Lufira und erreichte 8. Nov. die Hauptstadt Msiris.
Zwischen dem Tanganjika und dem Moerosee entdeckte er einen Salzsee. Seinen Rückweg nahm er in ziemlich derselben Weise. Die bisher dunkle Lomamifrage wurde fast gleichzeitig durch die belgischen Agenten, Kapitän Le [* 66] Marinel und Hodister, gelöst. Nach ihnen ist der 1874 von Cameron entdeckte Lomami identisch mit dem vom Missionar Grenfell 1884 zuerst befahrenen Lubilasch oder Boloko, welcher unterhalb der Stanleyfälle in den Kongo mündet. Dagegen ist der von Wolf 1886 befahrene Lomami, Nebenfluß des Sankuru, identisch mit dein Lubefu. Hodister befuhr den Lubilasch im August 1890 bis zur Grenze der Schiffbarkeit. Er verfolgte dann den Lauf des Lubilasch mehrere Tage weiter aufwärts bis in den Distrikt Chari, der etwa in der Breite von Nyangwe liegt. Diesen Ort erreichte er in einem fast genau östlichen Marsch, auf ¶
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Afrika.
[* 2] Der Name Afrika ist uns von den Römern überliefert. Wie die Griechen den westlich von Ägypten gelegenen Teil dieses Kontinents Libyen (Libye) nannten, weil sie zuerst mit den Lbu oder Rbu, den Bewohnern ihrer im 6. Jahrh. v. Chr. gegründeten Kolonie Cyrene, bekannt wurden, so wendeten die Römer, [* 68] die im Gebiete von Karthago zuerst Fuß faßten, den Namen der dort einheimischen Afarikas oder Awrighas, von ihnen Afri oder Africani genannt, auf das ganze nördl. Küstenland westlich von Ägypten (arab. El-Maghreb) an. Sie unterschieden davon das östlichere Ägypten und das südlichere Äthiopien, das jenseit des Atlas und Cyrenaikas begann; doch begreift Mela auch Äthiopien mit unter dem Namen Afrika.