Affinität
(lat.),
chemische Verwandtschaft oder
chemische Anziehung ist die Kraft,
[* 2] welche die
Vereinigung mehrerer chem.
Körper zu einem einzigen neuen, in allen seinen
Teilen gleichartigen veranlaßt. Sie ist eine der Formen,
in denen die allgemeine
Energie zur Wirkung kommt, und zwar eben in der
Bildung chem.
Verbindungen aus ihren
Bestandteilen. Die
Affinität
verschiedener chem. Körper zu einander kann eine verschieden große sein,
so daß größere Affinität
eines chem. Körpers zu einem der
Bestandteile einer chem.
Verbindung zur Zerstörung
der letztern unter
Bildung einer neuen
Verbindung führen kann. So wird z. B. beim Zusammentreffen der
Verbindung von Kupfer
[* 3] und
Chlor mit
Eisen
[* 4] die
Verbindung von
Eisen und
Chlor gebildet und Kupfer abgeschieden.
Man schließt daraus, daß die Affinität
des
Chlors zum
Eisen größer als die zum Kupfer sei. Die Affinität
wirkt nur
in kleinsten Entfernungen, bei unmittelbarer Berührung und ist eine der Ureigenschaften der Elementaratome. Führt sie zur
Verbindung vorher getrennt existierender chem. Körper, so wird chemische
Arbeit geleistet, deren Energieinhalt sich nach dem
Zustandekommen der
Verbindung in anders geartete Kraftwirkungen, wie Wärme,
[* 5] Elektricität u. s. w.,
umsetzt.
Durch Aufwendung von
Energie in diesen Formen kann die Affinität
überwunden werden. So tritt durch starkes Erhitzen, intensive Lichtwirkung,
durch elektrische
Ströme
Zersetzung chem.
Verbindungen in ihre
Bestandteile ein (s. Dissociation,
Elektrolyse).
[* 6] Man ist mit wachsendem,
doch noch immer nicht mit ganzem Erfolge beschäftigt, durch Messung der Kräfte, die bei chem.
Verbindungen frei werden, oder die zur
Zersetzung der letztern aufzuwenden sind, die Affinität
selbst zu messen (s.
Avidität).
Die noch übliche Bezeichnung der Affinität
als chem. Verwandtschaft gründet sich auf
die frühere
Annahme, daß das Bestreben chem. Körper, sich miteinander zu verbinden, um so größer
sei, je ähnlicher sie einander wären. Diese
Annahme war eine irrtümliche, doch der
Name blieb, auch
nachdem man erkannte, daß die Affinität
im allgemeinen um so größer wird, je größer die
Abweichungen, ja Gegensätze in den
Eigenschaften der Körper sind. Diese Gegensätze drücken sich namentlich in den elektrischen Eigenschaften aus und haben
öfter dazu geführt, die Affinität
serscheinungen auf polare Gegensätze zurückzuführen. (S. Elektrochemische
Theorie.)