Titel
Affekt
,
psychologisch wie im gewöhnlichen Sprachgebrauch eine schnell vorübergehende Veränderung im Gemütszustand.
Während
Stimmungen (s. d.)
Tage und
Wochen hindurch andauern können, halten
Affekte nur kurze Zeit an, indem sie entweder als
Höhepunkte einer
Stimmung oder unabhängig von diesem
Untergrund auftreten. In der
Entwickelung eines jeden
Affekts
lassen sich drei
Glieder
[* 2] trennen:
1) Bei jedem Affekt
, sei er
Entzücken oder
Entsetzen,
Schrecken oder Wut, tritt im ersten
Augenblick eine Überraschung ein. Der
Gegensatz zwischen dem Erwarteten und dem thatsächlich Eintretenden äußert sich in einem rasch
verfliegenden
Stocken der Vorstellungsthätigkeit: die
Person steht »wie erstarrt« da, sie »kann
keine
Worte finden« u. dgl. m.
2) Auf dieses
Stadium folgt sehr schnell ein zweites, in welchem das
Individuum von einer
Beschleunigung oder von einer Verlangsamung
der
Gedanken- und Gefühlsarbeit heimgesucht wird. Im ersten
Fall spricht man von einem erregenden der
Zorn beispielsweise füllt das
Bewußtsein übermäßig mit einer Unzahl sich überstürzender, in derselben
Richtung liegender
Vorstellungen an. Im andern
Fall hat
man es mit einem niederschlagenden Affekt
zu thun; während seiner Andauer findet eine Verringerung
des Bewußtseinsumkreises, gewissermaßen eine Entleerung des
Bewußtseins statt. Hierhin gehören
Scham,
Schrecken,
Entsetzen.
Afrika (Kolonisierung;

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Seite 19.19.3) Sowohl bei den erregenden wie bei den niederschlagenden Affekten stellt sich endlich eine beträchtliche Veränderung in den Ausdrucksbewegungen und im Muskel- und Gefäßsystem ein. Die erregenden Affekte pflegen von ausgeprägten und schnellen Bewegungen, starken Muskelspannungen und Beschleunigungen im Kreislauf [* 3] ¶
mehr
(sichtlich am Erröten, Anschwellen der Adern etc.), die niederschlagenden Affekte von den gegenteiligen organischen Äußerungen (matten Bewegungen, Erschlaffung der Muskeln, [* 5] Erblassen) begleitet zu sein.