(Ober und Nieder) (Kt. Wallis,
Bez. Goms).
Gem. und Dorf in schöner Lage über dem linken Ufer der
Rhone, gegenüber
Fiesch, 1196 m.
3½ Stunden von der Station
Brig der J.-S.-Bahn. Postbureau, Telegraph und Telephon. Gem. 420, Dorf 375 Ew., alle Landwirte.
Armenkasse, Schieferbrüche.
O. des Dorfes die grosse Alp
Aernengalen.
oder Ernen (Kt. Wallis,
Bez. Goms).
Das Territorium dieser Gemeinde nimmt die Halbinsel ein, die von der
Rhone und ihrem Nebenfluss Binna gebildet wird, von wo es sich gegen NO. auf dem linken Ufer des Flusses bis zum Wildbache erstreckt,
der, aus dem Rappenthal kommend, es vom Mühlibach trennt. Es bildet so eine Art Terrasse auf, die sich
in Stufen bis zum Hauptdorf erhebt und von da am Fusse des hohen, grasbewachsenen Grates hinzieht, den die Weiden Auf den Fritt
und Auf der Eggen (1700-2000 m) schmücken.
Zusammen mit Nieder Aernen
und Zbrigg: 64 Häuser,
355 Ew.; Dorf: 57 Häuser, 331 Ew. Die Bevölkerung ist
in merklicher Abnahme begriffen;
1888 hatte sie noch 419 Ew. Um die Mitte des letzten Jahrhunderts bildeten Nieder Aernen
und Zbrigg noch die selbständige Gemeinde Nieder Aernen
, die jetzt der Hauptgemeinde einverleibt ist.
Auf der Höhe gegenüber
Fiesch gelegen, das ihm den Vorrang streitig macht, seit die Furkastrasse auf das rechte Ufer verlegt wurde,
beherrscht Aernen
die ganze Umgebung. Seine grosse Kirche, die die Mutterkirche der ganzen Gegend war, vereinigt noch die
Leute von Aernen
, Ausserbinn, Mühlibach und Steinhaus. Am Dorfplatze sieht man das in Stein gebaute Gemeindehaus und ein mit
naiven Fresken geziertes Haus, die Szenen aus dem Leben Wilhelm Teils darstellen, weshalb man es Tellenhaus
nennt.
Dieser Bau, der ein Stockwerk aus Stein und zwei aus Holz hat und am Giebel mit Hirschköpfen verziert ist, datiert aus dem
Jahre 1536. Aernen
hat auch sonst noch viele interessante Häuser; denn dieser Ort war einer der ersten
freien Flecken der alten Republik Wallis
und bildete den Kern des Gomser Zehnten. Später erhielt Münster, wegen der Entfernung der
oberen Höfe, ebenfalls seine Kirche und wurde so ein zweiter Hauptort, aber Aernen
bleibt noch jetzt eifersüchtig auf seine
älteren Rechte. 500 m nö. des Dorfes, auf einer Anhöhe des Plateaus, über der Schlucht, wo die Rhone
braust, erheben sich im Dreieck drei gewaltige Säulen von etwa 4 m Höhe. Sie waren ehemals bestimmt, die Galgen zu tragen,
und wurden kurz vor dem Sturze der alten Republik errichtet (1763). Aernen
ist der Geburtsort des Bischofs Walter Supersaxo,
unter dem sich Wallis
endgültig der savoischen Herrschaft entledigte (1475); es wurde von den Jesuiten für
eine ihrer ersten Niederlassungen im Rhonethale gewählt. Im Jahre 1214: Aragnon.