(Ägide), bei
Homer der grauenvolle, grell und unheimlich funkelnde
Schild
[* 2] des
Zeus,
[* 3] das
Symbol seines
Zorns. Er war
ein Werk des
Hephästos,
[* 4] von 100 goldenen
Quasten eingefaßt, in der Mitte mit dem Gorgonenhaupt geschmückt.
Wenn
Zeus die Ägis schüttelte, erbrauste es wie Sturmwind, und
Furcht und
Schrecken ergriff die
Völker. Doch war die Ägis auch
das
Sinnbild des göttlichen
Schutzes, woher noch heute der
Ausdruck »Unter der
Ägide jemandes«, s. v. w. unter seiner Obhut.
Nach jüngerer
Sage war die Ägis, welche
Zeus zuerst im
Kampf gegen die
Titanen gebraucht haben soll, ein
mit züngelnden
Schlangen
[* 5] besetztes
Ziegenfell und zwar die
Haut
[* 6] jener
Ziege (griech. aix), welche den jungen Gott auf
Kreta gesäugt
hatte. Gelegentlich leiht
Zeus die Ägis auch andern
Göttern, z. B.
Apollon,
[* 7]
Ares
[* 8] etc., namentlich aber führt sie
Athene,
[* 9] die Lieblingstochter des
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Göttervaters; ja, in der nachhomerischen Dichtung wie in den bildlichen Darstellungen gehört die Ägis zu den stehenden Abzeichen
der Göttin. Den verschiedenen Vorstellungen entsprechend, findet man die Ägis auf Kunstdenkmälern dargestellt bald als Panzer,
mit Schlangengeflecht und dem Gorgonenhaupt in der Mitte auf der Brust der Göttin, bald als Schild, bald
als ein über Schulter und Arm mantelartig geworfenes Fell. Unverkennbar liegt dem Ganzen die Vorstellung der dunkeln, blitzdurchhellten
Gewitterwolke zu Grunde.
(Ägide), der von Hephaistos
[* 12] geschmiedete Schild, den bei Homer regelmäßig Zeus, außer ihm
Athene und ausnahmsweise Apollon führt. Wenn Zeus die betroddelte, hellglänzende A. ergreift und schüttelt, dann hüllt
er zugleich den Ida in Wolken und blitzt und donnert laut, so daß die Menschen Schrecken und Grausen erfaßt. Zugleich ist
die A. aber auch das Symbol der schirmenden Obhut der Götter (daher der Ausdruck unter der Ägide soviel
wie unter der Obhut).
Nach einem andern Mythus war die A. des Zeus, mit der er sich im Kampfe gegen die Giganten oder Titanen bedeckte, die Haut der
Ziege (grch. aix), die ihn auf Kreta gesäugt hatte; oder A. war ein schreckliches, Flammen sprühendes
Ungeheuer, das zuletzt auf dem Keraunischen Gebirge von Athene erlegt wurde, die fortan sein Fell als Brustharnisch trug. Dieser
Auffassung entspricht es, wenn auf den Bildwerken die in der Regel als Tierfell dargestellt ist, umsäumt von Schlangen,
die offenbar den in der Ilias erwähnten Troddeln entsprechen; in der Mitte ist gewöhnlich das Haupt
der Gorgo (s. d.)
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angebracht. Ägis ist ebenso wie die darauf befestigte Gorgo als Symbol der Sturm, Blitz und Donner bergenden Wetterwolken aufzufassen;
die Schlangen oder Troddeln sind Symbole der Blitze. -
Vgl. Roscher, Die Gorgonen und Verwandtes (Lpz. 1879).