Ägis
(Ägide), der von Hephaistos [* 2] geschmiedete Schild, [* 3] den bei Homer regelmäßig Zeus, [* 4] außer ihm Athene [* 5] und ausnahmsweise Apollon [* 6] führt. Wenn Zeus die betroddelte, hellglänzende A. ergreift und schüttelt, dann hüllt er zugleich den Ida in Wolken und blitzt und donnert laut, so daß die Menschen Schrecken und Grausen erfaßt. Zugleich ist die A. aber auch das Symbol der schirmenden Obhut der Götter (daher der Ausdruck unter der Ägide soviel wie unter der Obhut).
Nach einem andern Mythus war die A. des Zeus, mit der er sich im Kampfe gegen die Giganten oder Titanen bedeckte, die Haut [* 7] der Ziege (grch. aix), die ihn auf Kreta gesäugt hatte; oder A. war ein schreckliches, Flammen sprühendes Ungeheuer, das zuletzt auf dem Keraunischen Gebirge von Athene erlegt wurde, die fortan sein Fell als Brustharnisch trug. Dieser Auffassung entspricht es, wenn auf den Bildwerken die in der Regel als Tierfell dargestellt ist, umsäumt von Schlangen, [* 8] die offenbar den in der Ilias erwähnten Troddeln entsprechen; in der Mitte ist gewöhnlich das Haupt der Gorgo (s. d.) ¶
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angebracht. Ägis
ist ebenso wie die darauf befestigte Gorgo als Symbol der Sturm, Blitz und Donner bergenden Wetterwolken aufzufassen;
die Schlangen oder Troddeln sind Symbole der Blitze. -
Vgl. Roscher, Die Gorgonen und Verwandtes (Lpz. 1879).