Ägeus
,
nach dem griech. Mythus ein König von Athen, [* 2] Sohn des Pandion, Enkel des Kekrops, [* 3] eroberte nach seines Vaters Tod mit Hilfe seiner Brüder Pallas, Nisos und Lykos das väterliche Reich wieder und erhielt die Oberherrschaft daselbst. Da er seine Kinderlosigkeit dem Zorn der Aphrodite [* 4] Urania zuschrieb, soll er, um sie zu versöhnen, ihre Verehrung in Athen eingeführt haben. Mit seiner dritten Gattin, Äthra, Tochter des Königs Pittheus von Trözene, zeugte er den Theseus, welchen er aber, ohne daß derselbe von seiner Herkunft wußte, bei Pittheus erziehen ließ, um die Söhne seines Bruders Pallas, welche nach der Herrschaft strebten, mit der Hoffnung hinzuhalten, daß ihnen dieselbe durch Erbschaft zufallen werde.
Die Pallantiden stürzten den Ägeus
jedoch gewaltsam vom
Thron,
[* 5] welchen sie behaupteten, bis
Theseus nach
Athen kam, von seinem
Vater wiedererkannt wurde
und sie vernichtete. Hierauf blieb Ägeus
im
Besitz der Herrschaft von
Athen bis an seinen unglücklichen
Tod. Als nämlich
Theseus, um
Athen von dem schmählichen
Tribut zu befreien, den es an
Kreta zu zahlen hatte
(sieben
Jünglinge und ebensoviel
Jungfrauen, s.
Minotauros), nach
Kreta zog, versprach er seinem
Vater,
im Fall seiner glücklichen
Rückkehr statt des schwarzen
Segels, welches das
Schiff
[* 6] führte, ein weißes aufzuziehen. Aber als
Sieger der
Kaste von
Attika
nahend, vergaß er es, und der
Vater, in der Meinung, sein Sohn sei umgekommen, stürzte sich beim Anblick
des schwarzen
Segels ins
Meer, das von ihm den
Namen des Ägeischen erhielt.