der die Apenninenhalbinsel von der hellenisch-slawischen
scheidende
Busen des
Mittelmeers, in welchem dasselbe sich dem
Herzen von Mitteleuropa am meisten nähert, so daß von diesem
eine natürliche
Straße nach dem
Orient und durch den
Suezkanal nach Südost- und
Ostasien geschaffen ist.
Die nur 70 km breite
Meerenge von
Otranto verbindet das Adriatische mit dem
IonischenMeer. Die
Fläche desselben wird auf etwa
132,000 qkm, die
Länge auf 850-960, die
Breite
[* 3] auf 120-180 km, die Küstenlänge auf 1980 km berechnet.
Die Tiefe steigt zwischen
Brindisi und
Ragusa
[* 4] bis 1030 m, beträgt im W. der
InselLissa
[* 5] aber nur 311 m. Das nördliche Ende
bilden die
Golfe von
Venedig
[* 6] und von
Triest,
[* 7] welch letzterer durch die
HalbinselIstrien
[* 8] von dem Quarnerogolf
oder
Meerbusen von
Fiume
[* 9] getrennt wird. Die Westseite des AdriatischenMeers ist einförmig und arm an
Buchten, im
NW. sumpfige
oder von
Lagunen begleitete Flachküste; bemerkenswert unter den
Buchten ist nur die von
Manfredonia. Die
Ostküste dagegen ist zerrissen, felsig, steil und umsäumt mit einer dichten
Kette von zahllosen größern und kleinern,
lang gestreckten Felseninseln und
Riffen.
Die bedeutendsten
Flüsse,
[* 13] die in das Adriatische Meer münden, sind auf der italienischen
Küste die
Etsch
und der
Po, die fortwährend Land an der
Küste ansetzen. Die übrigen aus
Italien
[* 14] kommenden
Flüsse sind kaum mehr als Küstenflüsse,
ebenso die wenigen Zuflüsse von der östlichen
Halbinsel:
Narenta,
Drin und
Viosa. In diesem geringen Zufluß
von
Süßwasser liegt vielleicht die
Ursache des außerordentlichen Salzgehalts des AdriatischenMeers. Der
Grund des
Meers ist
in der
Nähe der Pomündung Schlamm, an der istrischen und dalmatischen
KüsteSand,
Kalk und
Thon, mit zahlreichen
Muscheln
[* 15] bedeckt.
Ebbe und
Flut sind schwach, wie im
Mittelmeer, und haben für den Seefahrer hier keine Bedeutung. Im allgemeinen
ist die an Häfen,
Buchten und Durchfahrten reiche Ostseite zur Schifffahrt geeigneter als die Westseite, da überdies die
Steilküsten häufig
vor der von den
Bergen
[* 16] herabbrausenden gefährlichen
Bora (Nordost) schützen. Der beträchtlichste
See-
und Handelsplatz ist jetzt
Triest, an welches das sonst so berühmte
Venedig seinen
Rang hat abtreten müssen,
obschon letzteres seit
Eröffnung der
Brennerbahn sich wieder sehr gehoben hat.
Meer, Mare adriaticum oder superum, Adria oder Hadria), die Balkanhalbinsel
[* 20] von der Apenninischen trennendes
Seitenbecken des Mittelländischen Meers (s. d. und Karte dazu), mit dem es durch die 66 km breite Straße von¶
mehr
Otranto (s. d.) in Verbindung steht. Seine Länge beträgt 780, seine Breite bis 230, im Mittel 180 km, seine Fläche 131 500 qkm,
etwa den zwanzigsten Teil des Mittelländischen Meers. Mit seinem durch die Istrische Halbinsel in die Busen von Venedig einerseits
und den Quarnero-Golf andererseits geteilten Nordende ragt es noch 1½° weiter in den Rumpf Europas hinein
als der Golf von Genua.
[* 22] In der Küstengestaltung ist ein großer Gegensatz zwischen Ost- und Westseite zu bemerken.
Letztere besitzt außer dem erwähnten Golf von Venedig an größern Einbuchtungen nur den durch den Sporn des Monte-Gargano,
einer landfest gewordenen Insel, gebildeten Golf von Manfredonia. Sonst ist die Küstenstrecke von Rimini
an südlich zwar von niedrigen Höhenzügen, Ausläufern des Apennin, begleitet, aber ganz ungegliedert. Die dort liegenden
Hafenplätze, von denen die wichtigsten Barletta und Bari sind, können größere Seeschiffe nicht aufnehmen.
Brindisi, das in letzter Zeit mächtig gewachsen ist, hat künstliche Hafenanlagen. Die Nordwestküste
von Rimini bis Triest ist ausgezeichnete Flachküste (Lagunenküste). Die Sinkstoffe der Alpengewässer haben sich da, wo
sie mit einer die Westküste der Balkanhalbinsel entlang ziehenden, im Norden
[* 23] des umbiegenden und die KüsteItaliens
[* 24] nach
Süden weiter verfolgenden Strömung zusammentreffen, in großen Massen abgelagert; die hierdurch gebildeten Inseln (Lidi,
s. Lido) werden im Laufe der Zeit mit dem Festlande verbunden, das so immer weiter ins Meer hinein wächst.
Natürlich ist dieser Vorgang der Entwicklung dieser Hafenorte sehr ungünstig. Schon viele solcher machten diese Erfahrung,
besonders Adria und Ravenna, und auch Venedig geht dem Schicksal der Versandung entgegen; es ist bereits
von dem besser gelegenen Triest überflügelt. Von dieser Stadt an zeigt die Küste des eine ganz andere, durch die große
Zahl von Halbinseln und Inseln gekennzeichnete Gestaltung. Schon Istrien bot in Pola den Österreichern einen vortrefflichen
Kriegshafen.
Aber noch weiter ist die Zerstückelung der Küste vorgeschritten im Quarnero, der auch Golf von Fiume heißt,
nach der am Nordende liegenden einzigen Hafenstadt Ungarns. Die westl. Teile der karstartigen kroat.-dalmat. Berge sind durch
Senkung des Festlandes in unzahlige Inseln und Halbinseln aufgelöst. Die größten und wichtigsten der erstern liegen im Quarnero
(s. d.). Die fingerförmigen, meist engen und gefährlich zu
befahrenden, tief einschneidenden Buchten sind unter Wasser getauchte Längsthäler, die gute und sichere Häfen bieten; daher
waren diese Gegenden von früher Zeit an der Sitz von Seeräubern.
Heute sind die wichtigsten Hafenplätze daselbst Zara, Sebenico, Spalato, Ragusa und Cattaro (s. d.). Die österr. Marine bezieht
von hier ihre besten Matrosen. Die südlich folgende alban. Küste ist flach, sumpfig und ungesund, bietet
auch keine Häfen; nur Durazzo (das alte Epidaurus) macht eine Ausnahme. Nach der Tiefe zerfällt das in zwei verschiedene Teile.
Während der südliche, wie die andern Teilbecken des Mittelländischen Meers, eine sehr große Tiefe (bis zu 1260 m) besitzt,
ist der nördliche, durch den Vorsprung des Monte-Gargano und einen unterseeischen Rücken, als dessen höchster Punkt die
Insel Pelagosa über das Meer herausragt, von dem südlichen getrennte Teil so flach, daß er bei geringer Erhebung des Landes
trocken gelegt wäre: nur in der Mitte findet sich eine etwa 200 m tiefe Einsenkung.
Der
Boden besteht vor der Mündung des Po aus Schlamm, sonst aus Sand und Thon mit zahlreichen Muschelresten; die Unterlage
des ganzen scheint Marmor zu sein. Die Flut ist nur an der Ostseite des und da nur wenig bemerklich; in Venedig erreicht
sie eine Höhe von 0,3 m, die durch heftige Südostwinde auf 1,7 m gesteigert werden kann. Die Winde
[* 25] des
sind sehr veränderlich. Während der Sommermonate findet man häufig Windstille, durch heftige Gewitter und Nordwinde
unterbrochen.
Der gefürchtetste Wind ist der Nordostwind, die Bora (s. d.), dann der Südostwind, Sirocco (s. d.); der Südwestwind,
Siffanto, ist seltener und von kurzer Dauer, aber oft sehr heftig; er ist besonders gefährlich in der Nähe der Pomündungen,
wenn er plötzlich nach Südost umspringt und in heftigen Sturm (furiano) übergebt. Zwischen den Inseln der Ostküste sind
diese Winde doppelt gefährlich, da sie in den engen Kanälen in jeder Bucht anders wehen, namentlich sind
die Bora im Winter und der heiße Jug im Sommer gefürchtet. Außer dem Po und der Etsch münden nur kürzere Küstenflüsse
in das Wegen dieses geringen Zuflusses an Süßwasser, der durch die bedeutende Verdunstung mehr als ausgeglichen wird,
ist der Salzgehalt des ein sehr großer, größer als z. B. der des
Atlantischen Oceans.
Die Fauna des ist eine sehr reiche. Neben zahlreichen kleinen Delphinen lebt an der dalmat. Küste eine 3-4 m lange Robbe
(Leptonix Monachus Wagn.).
Seeschildkröten sind seltener als im westl. Mittelmeer. Fischfang wird an allen Küsten betrieben. Hauptfische
sind: Thunfisch, Sardellen (dalmat. Küste), Seezungen, Knurrhähne, Brassen, Barben, Goldmakrelen und gewöhnliche Makrelen. Gefürchtet
ist der Menschenhai (Carcharodon Rondeletii). Andere Haie und Rochen sind auch häufig. Der Aalfang in der Lagune von Comacchio
ist berühmt. Von niedern Tieren sind bemerkenswert: ausgezeichnete Austern, Steckmuscheln, deren Byssus zu Gespinsten benutzt
wird, dann die an der dalmat. Küste gefischte Edelkoralle und der Badeschwamm.
Litteratur. Marieni, Portolano del Mare Adriatico (Wien 1845);
Constantini, Guido pratico per la navigazione del mare Adriatico
(Triest 1864);
Le
[* 26] Gras, Manuel de la navigation dans le mer Adriatique (Par. 1855);
Untersuchungen
im A. und sicil.-ion. Meere (Wien 1881): Schweiger-Lerchenfeld, Die Adria. Land- und Seefahrten im Bereiche
des (ebd. 1882); Stradner, Rund um die Adria. Ein Skizzenbuch (Graz
[* 27] 1893).
Küstenkarte des hg. vom Hydrogr. Amt derk. k. Kriegsmarine (neue Ausg., Pola 1891).