(türk.
Edirné, bulg. Odrin), Hauptstadt des türk.
Wilajets gleichen
Namens, am rechten
Ufer der
Maritza,
welche hier die
Arda und
Tundscha aufnimmt, liegt sehr schön in einem anmutigen, fruchtbaren
Thal,
[* 2] während ihr
Inneres enge,
krumme, schlecht gepflasterte, schmutzige
Straßen zeigt. Unter den Gebäuden verdienen genannt zu werden:
die prachtvolle
MoscheeSultanSelims II., das neue
Schloß (Serai), die von den griechischen
Kaisern herrührende Michaelisbrücke
über die
Tundscha und der
ca. 600
Schritt lange
BazarAliPaschas. Adrianopel hat 65-68,000 Einw. (darunter 22-23,000 Mohammedaner, d. h.
Türken und wenigeZigeuner,
ca. 30,000 griechisch-orientalische
Christen [Griechen und
Bulgaren], 7-8000
spanische
Juden, 5-6000 gregorianische Armenier, 400-500 Katholiken, 140
Protestanten und einige
Hundert heidnische
Zigeuner).
Adrianopel hat eine geringe
Industrie, von
Fabriken gibt es aber nur einige
Mühlen
[* 3] und eine Seidenspinnerei;
berühmt sind
Rotgarn, Halwa (aus
Sesam und
Zucker),
[* 5]
Quitten und Quittenkonfekte;
der in der
Nähe gewonnene
Wein, dessen Anbau sehr zunimmt,
gilt für den besten in der Türkei.
[* 6] In Adrianopel residieren 4
Bischöfe, 1 Großrabbiner, 1
Mufti und mehrere europäische
Konsuln.
- Adrianopels ältester
Name ist Uskadama;
es war die Hauptstadt der thrakischen Bessier und wird von
einigen byzantinischen Schriftstellern auch Orestia genannt.
die 10 Mill. Dukaten Kriegsentschädigungskosten wurden auf 7 Mill. herabgesetzt. Zum zweitenmal wurde Adrianopel von
den Russen besetzt und am 31. daselbst der Waffenstillstand zwischen Rußland und der Türkei unterzeichnet.
türk. Edirneh oder Edreneh, Hauptstadt des Wilajets Adrianopel (38 900 qkm
mit 6 Sandschaks und [1888] 836000 E.), im alten Thrazien, an der Maritza beim Einfluß der schiffbaren Nebenflüsse Arda und
Tundscha und an den Linien Konstantinopel-Adrianopel (318,3 km) und Adrianopel-Bellova (242,8 km) der türk.
Staatsbahnen.
[* 11] Die Stadt hat ihre Glanzzeit hinter sich und befindet sich namentlich seit dem Russisch-Türkischen Kriege von 1877 bis 1878 im
Verfall. Sie hat etwa 70 800 E., zur Hälfte Türken, zur Hälfte Bulgaren, Armenier und Israeliten und ist Sitz eines griech.
Erzbischofs, bulgar. und armenischen Bischofs, zahlreicher Konsuln sowie Stabsquartier des 2. türk. Armeekorps.
Von der alten Stadtmauer, die wegen der umliegenden Höhen niemals von Bedeutung war, sind kaum noch Reste erhalten. Dagegen
wurde Adrianopel im Laufe des Krieges von 1877 bis 1878 von einer seine Vorstädte mit umfassenden, aus 28 meist runden Redouten bestehenden,
auf den umliegenden Höhen angelegten Befestigung umgeben, die auch für die Zukunft Wert behält. Die Lage von Adrianopel wird auch
in kommerzieller Hinsicht fernerhin
von großer Wichtigkeit bleiben. Es vereinigen sich hier nicht nur die erwähnten drei
Flußthäler nebst ihren Wegen, sondern auch fast alle Hauptverkehrsstraßen, die von den Pässen des
Balkan zum Bosporus,
[* 12] dem Marmarameere, den Dardanellen und dem Mündungsgebiet der Maritza führen.
Die bedeutenden Bauten sind türk. Ursprungs und stammen aus der Zeit, wo in Adrianopel die
Sultane residierten; hervorzuheben ist die Moschee Selimié von SultanSelim II., das neue Schloß (Serai) und die Michaelsbrücke
über die Tundscha. Das frühere großherrl. Residenzschloß außerhalb der Stadt ist verfallen und jetzt
Amtswohnung des Generalgouverneurs (Wali). Am bemerkenswertesten sind die beiden Bazars, deren einer, von Ali Pascha erbaut
und nach ihm benannt, gegen hundert überwölbte Läden umfaßt. Es giebt in Adrianopel eine große Menge von Chans (Hans), d. h. Unterkunftshäusern
für Reisende, eine große Wasserleitung,
[* 13] viele Tschesmen (Röhrbrunnen), zahlreiche Schulen, Armenküchen,
Krankenhäuser und andere Stiftungen muselman. Frömmigkeit. Zwischen Maritza und Tundscha liegt die bedeutende Vorstadt Ildyrym,
jenseit der Maritza die Vorstadt Karakabsch; in beiden blüht die Industrie, die sich besonders auf Gerberei (Saffianleder),
Destillation
[* 14] wohlriechender Wasser, Seiden-, Woll- und Baumwollweberei sowie Teppichfabrikation erstreckt.
Adrianopel ist Stapelplatz der Produkte Thraziens, die in Getreide,
[* 15] Wein und Quitten bestehen.
Adrianopel wurde von Kaiser Hadrian, angeblich an der Stelle des alten Uskadama, gegründet und nach ihm benannt; um der Stadt den
Schein altgriech. Ursprungs zu geben, ist sie von byzantin. Schriftstellern auch Orestea
oder Orestias genannt worden. Hier schlugen 9. Aug. 378 die Goten den KaiserValens. Am zogen die
deutschen Kreuzfahrer ein, und schloß FriedrichBarbarossa mit dem griech. Kaiser hier einen Vertrag. KaiserBalduin
I. ward zu Adrianopel durch die Bulgaren geschlagen und gefangen.