L. (Adonisröschen),
Gattung aus der
Familie der
Ranunkulaceen, ein- oder mehrjährige
Kräuter mit beblättertem
Stengel,
[* 2] zwei- bis dreifach fiederteiligen Blättern mit linealischen Zipfeln, einzeln gipfelständigen
Blüten und gespitzten
Schließfrüchten. Adonis autumnalisL., mit kahlem, von der halbkugelig zusammenschließenden, blutroten, am
Grund mit einem schwarzen
Fleck gezeichneten
Blumenkrone abstehendem
Kelch und ungezahnten Früchtchen, Adonis aestivalisL., mit weniger kahlem, an die abstehenden, mennigroten, an der
Basis violettschwärzlich gefleckten oder auch fleckenlosen
Blumenblätter angedrücktem
Kelch und spitzig gezahnten Früchtchen, und Adonis vernalis.L., mit zitronengelber
Blumenkrone und
flaumhaarigen Früchtchen mit hakenförmigem
Schnabel, finden sich besonders auf Kalkboden, werden als
Zierpflanzen kultiviert.
Kraut und
Wurzeln enthalten einen scharfen
Stoff, und die
Wurzel
[* 3] von Adonis vernalis dient in Rußland als
drastisches
Purgiermittel.
im griech.
Mythus ein
Jüngling von sprichwörtlich gewordener
Schönheit, Sohn des
Kinyras (des Erbauers von
Paphos auf dem einst phönikischen
Cypern,
[* 4] dem Lieblingssitz derAphrodite)
[* 5] und dessen eigner Tochter
Myrrha.
Als der
Vater die von
Aphrodite über ihn verhängte unnatürliche
Verbindung mit der Tochter entdeckt hatte und letztere mit
gezücktem
Schwert verfolgte, wurde sie in einen Myrrhenbaum verwandelt, aus dessen berstender
RindeAdonis entsprang. Um die
Gunst
des lieblichen
Knaben buhlte
Aphrodite. Adonis liebte die
Freuden der
Jagd in
Wald und
Gebirge; umsonst warnte
ihn die
Göttin.
Ein
Eber, von
Artemis
[* 6] gesendet, verwundete ihn tödlich.
Aphrodite konnte den Geliebten nicht vom
Tod erretten, doch erlangte
sie von
Zeus,
[* 7] daß er jährlich nur sechs
Monate im Schattenreich bei
Persephone,
[* 8] die ihn nicht minder liebte, die andre
Hälfte des
Jahrs dagegen bei ihr auf der Oberwelt verweile. Dem Adonis war ein feierlicher und zeremonienreicher
Kultus gewidmet,
dessen Ursprung im
Orient zu suchen ist, und der, wie der Osirisdienst in
Ägypten
[* 9] und die
Julfeste unsers germanischen
Nordens,
den Jubel über die wieder steigende
Sonne
[* 10] und wieder erwachendeSchöpfung sowie die
Klage über beide,
wenn sie gleichsam begraben sind, zum
Mittelpunkt hat. Am glänzendsten wurden diese Adonisfeste
(Adonien) im
Orient zu
Byblos
und besonders zu
Alexandria gefeiert, wo nach einem Freudentag das
Bild des
Gottes in einem prächtigen
Katafalk, begleitet von
Weibern mit aufgelösten
Haaren und in gürtellosen Gewändern, umhergetragen und unter
¶
mehr
Klagegesängen (Adonidia) ins Meer versenkt ward. Auch in Griechenland
[* 12] wurde an verschiedenen Orten das Fest begangen, z. B.
zu Syrakus,
[* 13] von dessen Feier Theokrit in dem 15. seiner Idylle ein sehr lebendiges Gemälde entwirft. Besondere Erwähnung verdienen
dabei die Adonisgärten, Gefäße, in welche man vor derFeierPflanzen säete und durch künstliche Hitze
trieb. Das schnelle Wachsen und Verblühen deutete auf den Sinn des Mythus hin, daher im Altertum der Ausdruck »Gärten des Adonis« etwas
sehr Vergängliches bezeichnen soll.
Vgl. Brugsch, Die Adonisklage und das Linoslied (Berl. 1852);
L. (Adonisröschen, Teufelsauge), Pflanzengattung aus der Familie der Ranunkulaceen (s. d.) mit
nur wenigen Arten in der nördl. gemäßigten Zone der Alten Welt. Es sind einjährige oder ausdauernde
Kräuter mit mehrfach fiederteiligen Blättern und ansehnlichen gelben oder feuerroten Blüten, hinfälligem Kelche, 5-20 am
Grunde meist dunkel gefleckten Blumenblättern ohne Honiggrübchen, zahlreichen Pistillen mit je einer Samenknospe und
zu einem Köpfchen oder einer Ähre gruppierten, durch den kurzen, bleibenden Griffel zugespitzten Nüßchen.
Von den deutschen Arten zeichnet sich der ausdauernde, schon im April und Mai auf kalkhaltigen Hügeln blühende Frühlingsadonis
(Adonis vernalisL.) durch die großen citronengelben Blüten und durch weichhaarige Früchtchen mit hakenförmigem Schnabel aus;
der Wurzelstock dieser Art war offizinell. Die übrigen deutschen Arten sind einjährige, auf kalkhaltigen
Ackern wachsende Pflanzen mit am Grunde schwarz gefleckten Blumenblättern, Adonis autumnalisL. mit dunkelroter Krone und zahnlosen
Früchtchen, Adonis aestivalisL. mit mennigroter oder strohgelber Blüte
[* 14] und am Grunde einen spitzen Zahn tragenden Früchtchen,
Adonis flammeus Jacq.
mit gleichfalls mennigroten Blüten und an der Spitze schwarzem Schnabel der Früchtchen.
nach Hesiod ein Sohn des Phoinix und der Alphesiboia, nach dem Dichter Panyasis des Assyrers oder Phöniziers
Theias, nach kyprischer Sage Sohn des aus Syrien stammenden Gründers von Paphos auf Cypern, Kinyras; dieser habe den
¶
mehr
Adonis, ohne es zu wissen, mit seiner eigenen, zu ihm auf Anstiften der Aphrodite in Liebe entbrannten Tochter Myrrha (die auch
Smyrna heißt) gezeugt. Als der Vater das Verbrechen entdeckte und die Tochter töten wollte, verwandelten die Götter sie in
einen Myrtenbaum. Nach zehn Monaten sprang der Baumauf und es ging aus ihm Adonis hervor, den Aphrodite wegen
seiner Schönheit sogleich lieb gewann und insgeheim der Persephone übergab. Da diese ihn später nicht zurückgeben wollte,
wandte sich Aphrodite an Zeus, der entschied, daß den dritten Teil des Jahres bei der Aphrodite, ein zweites Drittel bei der
Persephone leben sollte; über das letzte Dritteil solle er frei verfügen können. Adonis starb,
von einem Eber bei der Jagd verwundet.
Nach einer andern Darstellung stieg Aphrodite, untröstlich über den Verlust ihres Lieblings, in die Unterwelt hinab und erwirkte
hier die zeitweilige Rückkehr des Adonis zur Oberwelt. Aus dem Blute des Adonis erwuchs die Rose oder Anemone.
Die Adonissage wie der Adoniskultus sind semit. Ursprungs, schon der Name, der Herr bedeutet, bekundet dies (bei den Babyloniern
hieß Adonis Dûzi; seit Hieronymus pflegt man mit ihm auch den Gott Thammûz zu kombinieren, der nach
Ezech. 8, 14. zur
Zeit des Ezechiel am Nordthor des Tempels zu Jerusalem
[* 16] von jüd. Frauen verehrt wurde).
Namentlich wurde Adonis als Naturgottheit in Byblos sowie auf Cypern verehrt. Von dort aus gelangte der Kultus zu den Griechen.
Die Adonisfeier (Adonia), welche sich besonders auf den von der Aphrodite betrauerten Tod des schönen Jünglings bezog, wurde
alljährlich meist im Hochsommer (Juli) oder im Frühling begangen. Die Feier bestand aus zwei Teilen:
einem Trauerfeste, das sich auf den Abgang des Adonis nach der Unterwelt, und einem Freudenfeste, das sich auf seine Rückkehr
zur Aphrodite bezog.
Außerdem spielten dabei die sog. Adonisgärten eine Rolle, irdene Gefäße oder Körbe mit Erde gefüllt,
in denen man in wenigen Tagen zarte Pflanzen trieb, die man nach dem raschen Verwelken ins Wasser warf. Die Feier der Adonien
an dem Hofe von Alexandria wird von Theokrit in einem reizenden Gedichte, den Adoniazusen, geschildert. Der Adoniskultus ist
aus dem Wechsel des Lebens der Natur hervorgegangen, die alljährlich mit den Strahlen der Frühlingssonne
aufzuleben, unter der Gluthitze des Sommers (im Orient) und im Winter hinzuwelken, zu ersterben schien. Es spricht sich in
ihm der Schmerz über die hingestorbene Schönheit der Natur, zugleich aber auch die Hoffnung auf ihr Wiedererwachen aus.
Wegen der strahlenden Schönheit, die man dem Adonis beilegte, gebrauchten auch schon die Griechen
den Namen als Bezeichnung für einen schönen Jüngling. Es giebt Darstellungen des in einer Statue, auf Wandgemälden, Spiegeln,
Sarkophagen und Vasen.
[* 17] -
Beiträge (Berl. 1847); Brugsch, Die Adonisklage und das Linoslied (ebd. 1852);
Mannhardt, AntikeWald- und Feldkulte aus nordeurop. Überlieferung erläutert (ebd. 1877): Greve, De Adonide
(Lpz. 1877).