Adipocire
(franz., spr. -ssihr), s. v. w. Fettwachs.
180 Wörter, 1'312 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
(franz., spr. -ssihr), s. v. w. Fettwachs.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
(frz., spr. -ßihr), Fettwachs, Leichenfett, eine eigentümliche Fettsubstanz, in die sich Leichen verwandeln können. Auf dem Kirchhofe des Innocents in Paris befanden sich ehemals große (10 m tiefe und 6,2 m breite und lange) Gräber. Sie wurden innerhalb drei Jahren mit 1000-1500 Särgen gefüllt, die man unmittelbar übereinander setzte, während die Gräber selbst geöffnet blieben. Die darin befindlichen Leichname verwandelten sich bis auf Knochen und Haare in diese Fettart, die, wie Untersuchungen gezeigt haben, wesentlich eine Ammoniakseife ist.
Nach andern besteht die Adipocire aus freien Fettsäuren, wie Palmitinsäure, Stearinsäure und Oleinsäure. In Gegenden, wo das Wasser sehr kalkhaltig ist, finden sich auch die Kalksalze dieser Säuren (Kalkseifen). Namentlich bilden Haut, Brüste, Muskeln und Gehirn Fettsubstanz, während Lunge, Leber, Gedärme, Milz, Nieren, Uterus der Fäulnis unterliegen. Die Totengräber kennen diese Substanz schon lange und überall; sie scheint sich besonders zu bilden, wenn der Leichnam in feuchtem Boden ohne Zutritt der Luft oder unter fließendem Wasser liegt. Man hat versucht, aus der Adipocire die Fettsäuren (wesentlich Palmitinsäure) auszuscheiden und technisch zu Kerzen u. s. w. zu verwenden.
(Leichenfett, franz. Adipocire), fettartige Masse, entsteht nach mehrjährigem Liegen von Leichnamen in feuchter Erde oder im Wasser, besonders bei Anhäufung vieler Kadaver an demselben Ort, erfüllt oft den Raum aller Weichteile der Leichname und zeigt nicht selten auch noch die Form der frühern Gewebsteile. Es bildet sich bisweilen auch in den Maceriertrögen der Anatomien, besteht im wesentlichen aus Ammoniak-, Kali- und Kalkseife mit festen fetten Säuren (besonders Palmitinsäure) und schmilzt etwa bei derselben Temperatur wie diese. Es ist farblos, kristallinisch, löslich in Äther.