eine seit 1839 den Engländern gehörende
Halbinsel an dem beinahe südlichsten
Punkte der arabischen
Küste,
unter 12° 17' nördl.
Br. und 45° 10' östl. L. v. Gr., hat 24,2
km
Umfang und hängt mit dem
Festland durch einen niedrigen
StreifenLandes von 1233 m
Breite
[* 2] zusammen (s.
Plan). Sie ist vulkanischen
Ursprungs und besteht aus einem großen
Krater
[* 3] mit steilen Rändern, deren oberster
Punkt,
Dschebil Schamscham, 541 m
hoch ist. Im Innern des
Kraters liegt, von hohen, ganz vegetationslosen Felsmassen umgeben, die Stadt Aden, 37 m ü. M.,
mit einem natürlichen
Thor (Kratereinschnitt) gegen O., gegenüber der befestigten
Insel Sirah. Aden war sowohl zur
römischen Kaiserzeit als namentlich im
Mittelalter ein wichtiger Handelsplatz und muß damals eine sehr große
Bevölkerung
[* 4] gehabt haben; noch jetzt stehen die meisten
Häuser auf
Ruinen.
Der
Handel mit
England wertete 1882 in der Einfuhr 258,016, in der Ausfuhr 129,894 Pfd. Sterl.
Die Einwohnerzahl betrug 1881: 34,860, darunter 27,022 Mohammedaner, 2666
Hindu, 2595
Christen, 2121
Juden. Seit
Eröffnung desSuezkanals hat sich die Bedeutung der Stadt, welche den Eingang zum
RotenMeer zwar nicht beherrscht, aber
eine höchst wichtige
Flottenstation ist, von der aus der Eingang zu jenem
Meer blockiert werden kann, ungemein gehoben. Der
vollkommenen Ausnutzung der
Lage steht zur Zeit nur noch die Schwierigkeit der Süßwasserbeschaffung entgegen.
[* 1] Diese britische Besitzung begreift jetzt die InselnPerim und Sokotora mit den Bruderinseln sowie die Kuria-Muria-Inseln
und die Somalküste mit den Küstenplätzen Zeila, Bulhar, Berbera, Kerem, LasGori und Bender Gasim, welche alle dem englischen
politischen Residenten unterstellt sind, der wiederum dem Gouverneur von Bombay verantwortlich ist. Der
Hauptsitz der englischen Herrschaft an der Somalküste ist Berbera, wo ein englischer politischer Agent und Konsul mit 100 indischen
Soldaten und einer Anzahl Polizisten die Regierungsgewalt ausübt.
Englische
[* 12] Beamte mit geringen indischen Besatzungen liegen außerdem in Bulhar und Zeila, während in Kerem ein indischer Unteroffizier
mit einigen eingebornen Polizisten die englische Macht darstellt. In den andern kleinen Küstenplätzen
liegen keine Besatzungen, doch werden sie dann und wann von englischen Kriegsschiffen besucht, welche nach Bedarf auf kurze
Zeit eine kleine Abteilung Polizisten (Somal) zurücklassen. Sicherheit und damit Handel und Verkehr haben sich seit der englischen
Besetzung sehr gehoben. In Aden selbst, das mit einem Aufwand von 128,000 Pfd. Sterl.
nahezu uneinnehmbar gemacht worden ist, steht eine Abteilung Kavallerie, ein britisches und ein indisches Infanterieregiment.
Trinkwasser erhält man durch Kondensation, da das Wasser der zahlreichen Brunnen
[* 13] unzureichend und oft brackig, das durch eine 9 km
lange Wasserleitung
[* 14] von ScheichOsman herbeigeführte Wasser ebenfalls brackig ist und die berühmten Reservoirs
in den Bergen
[* 15] nur selten durch Regen gefüllt werden. Von diesen 600 n. Chr. angelegten 50 Zisternen haben die Engländer 13 mit
einem Aufwand von 375,520 Rupien wieder in besten Stand gesetzt. Sie fassen 35,071 cbm, sind aber seitdem erst viermal gefüllt
gewesen.
engl. Seestadt und Festung
[* 21] im südl. Arabien, 170 km östlich von Bab el-Mandeb, am Meerbusen von der zwischen
Arabien und dem Lande derSomal inAfrika
[* 22] westwärts bis ins Land Adal eindringt, ist an der Nordostseite der 20 qkm großen HalbinselAden erbaut. Diese hängt im Osten mit dem Festlande durch einen nordwärts gerichteten, 2 km breiten, sandigen
und sehr niedrigen Isthmus zusammen, der mit einer zweiten westlichern Halbinsel, Dschebel-Hassân, den 5,5 km weiten Hinterhafen
von Aden, Bender Tuwaï, bildet.
Beide Halbinseln sind vulkanischer Natur, furchtbar zerklüftet und zeigen nur in einzelnen Felsspalten spärlichen Graswuchs
und wenige halbdürre Balsamstauden. Der höchste Gipfel der Halbinsel Aden ist der Schamschân (576 m).
Am Südostende der Einfahrt in den Hafen von Aden, den besten Arabiens, der geräumig genug ist, ganze Flotten zu bergen, befinden
sich bei Steamer-Point (Râs Tarschain) die Kohlenmagazine, Werfte, einige Faktoreien und Comptoirs. Die Stadt
Aden selbst liegt in einem von Felsen umstarrten Kesselthale, ist regelmäßig angelegt und meist aus Stein aufgeführt, hat
aber Mangel an Trinkwasser; indes sind 150 Brunnen von 30,6 bis 56,4 m Tiefe in den Fels gehauen, von denen 50 trinkbares Wasser
geben, und in 30 vor alter Zeit angelegten Reservoirs sammelt sich das vom Gebirge herabkommende Regenwasser.
Aden hat (1891) 41910 E., Araber und Somal, und ist Sitz eines deutschen Konsuls.
Wegen seiner günstigen Handelslage und seines ziemlich gesunden Klimas
ist es seit der ältesten Zeit ein wichtiger Punkt
gewesen. Schon die Griechen und Römer kannten den Ort unter dem NamenAdana, Athana, oder auch als ArabiaEudaemon oder Arabia Felix. Die Stadt spielte auch im Mittelalter eine wichtige Rolle und war das erste Emporium der ganzen
arab. Halbinsel. Die veränderte Richtung des ind. Handels, die Herrschaft der Türken (1538–1630) und hierauf die Besitznahme
der Stadt durch den Imam von Sana'â brachte dieselbe immer mehr in Verfall.
Als 1705 die umherwohnenden Araberstämme sich von Jemen losrissen und ihre eigenen Sultane erhielten, sank Aden vollends in
Trümmer und Schutt. Der einstige Welthafen zählte kaum noch 600 verarmte Bewohner in zerfallenen Hütten,
[* 23] als der brit.
Kapitän Haines 1838 den Sultan von Aden zur Abtretung der Halbinsel an die Briten bewog, welche dieselbe
dann, als der Sultan die Überlassung verweigerte, mit Gewalt in ihren Besitz brachten. Der schon von der Natur
zu einer fast uneinnehmbaren Feste geschaffene Feste wurde nun noch stärker befestigt und eine neue, zum Freihafen erklärte
Stadt aufgebaut, die in kurzer Zeit zur Blüte
[* 24] gelangte.
Die Halbinsel ist unter die Präsidentschaft Bombay gestellt, doch sind dem Residenten wegen ihrer isolierten Lage seit 1864 größere
Befugnisse eingeräumt. Aden ist für England nicht nur ein Bindeglied mit Ostindien,
[* 25] sondern auch ein Stützpunkt für seinen
kommerziellen und polit. Einfluß auf der ganzen arab. Halbinsel und in ganz
Ostafrika. Anstatt Mokka ist jetzt, außer Hodeida, Aden Hauptplatz für die Ausfuhr des südarab. Kaffees. Große Wichtigkeit
hat besonders der Handel mit Steinkohlen, um die in jenen Meeren fahrenden Dampfer zu versorgen.
Ferner werden ausgeführt: Gummi, Perlmutter, Häute und Felle sowie Tabak. Eingeführt werden: Baumwollgarn,
Petroleum, Stückgüter aller Art, Getreide, Felle und Tabak. Der Handel, großenteils in Händen amerik. Firmen, ist fast ausschließlich
Speditions- und Durchfuhrhandel. Sehr beträchtlich ist der Verkehr mit Afrika, namentlich mit Berbera im Lande derSomal und
Tedschura in Adal. Seit der Eröffnung des Sueskanals hat Aden bedeutend an Wichtigkeit gewonnen. Die Einfuhr
von außerind. Ländern belief sich 1892 auf 26,75 Mill. Rupien; die Ausfuhr auf 30,14 Mill. Rupien; erstere hat gegen 1891 um
3,69, letztere um 5,87 Mill. zugenommen. Amerika
[* 26] ist daran mit 60 und mit 80 Proz. beteiligt. Dazu kommt noch der Verkehr
zu Lande mit Arabien. –
Vgl. Hunter, Account of theBritishsettlement ofAden (Lond. 1878).