eine seit 1839 den Engländern gehörende Halbinsel an dem beinahe südlichsten Punkte der arabischen Küste,
unter 12° 17' nördl. Br. und 45° 10' östl. L. v. Gr., hat 24,2
km Umfang und hängt mit dem Festland durch einen niedrigen Streifen Landes von 1233 m Breite zusammen (s. Plan). Sie ist vulkanischen
Ursprungs und besteht aus einem großen Krater mit steilen Rändern, deren oberster Punkt, Dschebil Schamscham, 541 m
hoch ist. Im Innern des Kraters liegt, von hohen, ganz vegetationslosen Felsmassen umgeben, die Stadt Aden, 37 m ü. M.,
mit einem natürlichen Thor (Kratereinschnitt) gegen O., gegenüber der befestigten Insel Sirah. Aden war sowohl zur
römischen Kaiserzeit als namentlich im Mittelalter ein wichtiger Handelsplatz und muß damals eine sehr große Bevölkerung
gehabt haben; noch jetzt stehen die meisten Häuser auf Ruinen.
Später geriet es in Verfall; 1838 war die Einwohnerzahl auf 600 gesunken. Die Engländer, durch Mißhandlung Schiffbrüchiger
von seiten der Küstenbewohner veranlaßt, eroberten die Halbinsel im Sturm, befestigten sie
stark und machten sie zu einem äußerst wichtigen Kohlen- und Warendepot für die Schiffe, die den Verkehr zwischen Indien und
Europa durch das Rote Meer vermitteln. Jährlich legen hier 600-700 Dampfer, 100
Segelschiffe und 900 arabische Barken an, und
die Ausfuhr von Kaffee, Harz, Federn, Perlen, Häuten und Fellen ist bedeutend.
Der Handel mit England wertete 1882 in der Einfuhr 258,016, in der Ausfuhr 129,894 Pfd. Sterl.
Die Einwohnerzahl betrug 1881: 34,860, darunter 27,022 Mohammedaner, 2666 Hindu, 2595 Christen, 2121 Juden. Seit Eröffnung des
Suezkanals hat sich die Bedeutung der Stadt, welche den Eingang zum Roten Meer zwar nicht beherrscht, aber
eine höchst wichtige Flottenstation ist, von der aus der Eingang zu jenem Meer blockiert werden kann, ungemein gehoben. Der
vollkommenen Ausnutzung der Lage steht zur Zeit nur noch die Schwierigkeit der Süßwasserbeschaffung entgegen.
Quellen fehlen gänzlich, und das Trinkwasser muß teilweise durch Destillation von Seewasser beschafft
werden, wenn die durch die Römer in Staffeln in die Felsen gehauenen, von den Engländern restaurierten Zisternen versagen.
Die Engländer haben die Halbinsel der Präsidentschaft Bombay unterstellt, dem Residenten jedoch seiner isolierten Lage wegen
seit 1864 größere Befugnisse eingeräumt. Die Entfernung von Bombay beträgt 1819 Seemeilen, die Reisezeit
mit den Dampfern 7 Tage. Ein Kabel verbindet Aden mit Bombay und Suez sowie mit Sansibar und Kapstadt. Mit den kleinen Reichen auf
dem gegenüberliegenden Festland Arabiens wird das beste Einvernehmen gepflogen.
Vgl. Hunter, Account of the British settlement
of Aden (Lond. 1878).
[* 1] Diese britische Besitzung begreift jetzt die Inseln Perim und Sokotora mit den Bruderinseln sowie die Kuria-Muria-Inseln
und die Somalküste mit den Küstenplätzen Zeila, Bulhar, Berbera, Kerem, Las Gori und Bender Gasim, welche alle dem englischen
politischen Residenten unterstellt sind, der wiederum dem Gouverneur von Bombay verantwortlich ist. Der
Hauptsitz der englischen Herrschaft an der Somalküste ist Berbera, wo ein englischer politischer Agent und Konsul mit 100 indischen
Soldaten und einer Anzahl Polizisten die Regierungsgewalt ausübt.
Englische Beamte mit geringen indischen Besatzungen liegen außerdem in Bulhar und Zeila, während in Kerem ein indischer Unteroffizier
mit einigen eingebornen Polizisten die englische Macht darstellt. In den andern kleinen Küstenplätzen
liegen keine Besatzungen, doch werden sie dann und wann von englischen Kriegsschiffen besucht, welche nach Bedarf auf kurze
Zeit eine kleine Abteilung Polizisten (Somal) zurücklassen. Sicherheit und damit Handel und Verkehr haben sich seit der englischen
Besetzung sehr gehoben. In Aden selbst, das mit einem Aufwand von 128,000 Pfd. Sterl.
nahezu uneinnehmbar gemacht worden ist, steht eine Abteilung Kavallerie, ein britisches und ein indisches Infanterieregiment.
Trinkwasser erhält man durch Kondensation, da das Wasser der zahlreichen Brunnen unzureichend und oft brackig, das durch eine 9 km
lange Wasserleitung von Scheich Osman herbeigeführte Wasser ebenfalls brackig ist und die berühmten Reservoirs
in den Bergen nur selten durch Regen gefüllt werden. Von diesen 600 n. Chr. angelegten 50 Zisternen haben die Engländer 13 mit
einem Aufwand von 375,520 Rupien wieder in besten Stand gesetzt. Sie fassen 35,071 cbm, sind aber seitdem erst viermal gefüllt
gewesen.
Ein- und Ausfuhr beliefen sich 1890/91 auf 64,509,485 Rupien. Die Einfuhr zur See betrug 23,069,528 Rupien,
die Ausfuhr zur See 24,269,169 Rupien. Der Handel ist fast ausschließlich Zwischenhandel, nur ein Zehntel der Ausfuhr stammt
aus Arabien. Eingeführt werden
Baumwollgewebe, Kohle, Getreide, Baumwollgarne, Mehl, Datteln, Tabak, Zucker; ausgeführt besonders
Kaffee, dann Ziegen- und Schaffelle, Gummi, Rindshäute, Perlmutter, Weihrauch, Elfenbein. Deutschland ist an
dem direkten Verkehr nur sehr wenig beteiligt.
In den Hafen von Aden liefen 1890 ein 1463 beladene Schiffe, fast ausschließlich Dampfer, von 2,427,760 Ton., davon 971 englische
von 1,559,457 T. und 88 deutsche von 170,348 T. Der jetzt bedeutend vertiefte Hafen ist Station der Peninsular
and Oriental Steam Navigation Co., der Britisch India Steam Navigation Co., der Messageries Maritimes, des Österreich-ungarischen
Lloyd und des Norddeutschen Lloyd, der hier von seiner ostasiatischen Linie eine Zweiglinie nach Sansibar und Deutsch-Ostafrika
entsendet.
engl. Seestadt und Festung im südl. Arabien, 170 km östlich von Bab el-Mandeb, am Meerbusen von der zwischen
Arabien und dem Lande der Somal in Afrika westwärts bis ins Land Adal eindringt, ist an der Nordostseite der 20 qkm großen Halbinsel
Aden erbaut. Diese hängt im Osten mit dem Festlande durch einen nordwärts gerichteten, 2 km breiten, sandigen
und sehr niedrigen Isthmus zusammen, der mit einer zweiten westlichern Halbinsel, Dschebel-Hassân, den 5,5 km weiten Hinterhafen
von Aden, Bender Tuwaï, bildet.
Beide Halbinseln sind vulkanischer Natur, furchtbar zerklüftet und zeigen nur in einzelnen Felsspalten spärlichen Graswuchs
und wenige halbdürre Balsamstauden. Der höchste Gipfel der Halbinsel Aden ist der Schamschân (576 m).
Am Südostende der Einfahrt in den Hafen von Aden, den besten Arabiens, der geräumig genug ist, ganze Flotten zu bergen, befinden
sich bei Steamer-Point (Râs Tarschain) die Kohlenmagazine, Werfte, einige Faktoreien und Comptoirs. Die Stadt
Aden selbst liegt in einem von Felsen umstarrten Kesselthale, ist regelmäßig angelegt und meist aus Stein aufgeführt, hat
aber Mangel an Trinkwasser; indes sind 150 Brunnen von 30,6 bis 56,4 m Tiefe in den Fels gehauen, von denen 50 trinkbares Wasser
geben, und in 30 vor alter Zeit angelegten Reservoirs sammelt sich das vom Gebirge herabkommende Regenwasser.
Aden hat (1891) 41910 E., Araber und Somal, und ist Sitz eines deutschen Konsuls.
Wegen seiner günstigen Handelslage und seines ziemlich gesunden Klimas
ist es seit der ältesten Zeit ein wichtiger Punkt
gewesen. Schon die Griechen und Römer kannten den Ort unter dem Namen Adana, Athana, oder auch als ArabiaEudaemon oder Arabia Felix. Die Stadt spielte auch im Mittelalter eine wichtige Rolle und war das erste Emporium der ganzen
arab. Halbinsel. Die veränderte Richtung des ind. Handels, die Herrschaft der Türken (1538–1630) und hierauf die Besitznahme
der Stadt durch den Imam von Sana'â brachte dieselbe immer mehr in Verfall.
Als 1705 die umherwohnenden Araberstämme sich von Jemen losrissen und ihre eigenen Sultane erhielten, sank Aden vollends in
Trümmer und Schutt. Der einstige Welthafen zählte kaum noch 600 verarmte Bewohner in zerfallenen Hütten, als der brit.
Kapitän Haines 1838 den Sultan von Aden zur Abtretung der Halbinsel an die Briten bewog, welche dieselbe
dann, als der Sultan die Überlassung verweigerte, mit Gewalt in ihren Besitz brachten. Der schon von der Natur
zu einer fast uneinnehmbaren Feste geschaffene Feste wurde nun noch stärker befestigt und eine neue, zum Freihafen erklärte
Stadt aufgebaut, die in kurzer Zeit zur Blüte gelangte.
Die Halbinsel ist unter die Präsidentschaft Bombay gestellt, doch sind dem Residenten wegen ihrer isolierten Lage seit 1864 größere
Befugnisse eingeräumt. Aden ist für England nicht nur ein Bindeglied mit Ostindien, sondern auch ein Stützpunkt für seinen
kommerziellen und polit. Einfluß auf der ganzen arab. Halbinsel und in ganz
Ostafrika. Anstatt Mokka ist jetzt, außer Hodeida, Aden Hauptplatz für die Ausfuhr des südarab. Kaffees. Große Wichtigkeit
hat besonders der Handel mit Steinkohlen, um die in jenen Meeren fahrenden Dampfer zu versorgen.
Ferner werden ausgeführt: Gummi, Perlmutter, Häute und Felle sowie Tabak. Eingeführt werden: Baumwollgarn,
Petroleum, Stückgüter aller Art, Getreide, Felle und Tabak. Der Handel, großenteils in Händen amerik. Firmen, ist fast ausschließlich
Speditions- und Durchfuhrhandel. Sehr beträchtlich ist der Verkehr mit Afrika, namentlich mit Berbera im Lande der Somal und
Tedschura in Adal. Seit der Eröffnung des Sueskanals hat Aden bedeutend an Wichtigkeit gewonnen. Die Einfuhr
von außerind. Ländern belief sich 1892 auf 26,75 Mill. Rupien; die Ausfuhr auf 30,14 Mill. Rupien; erstere hat gegen 1891 um
3,69, letztere um 5,87 Mill. zugenommen. Amerika ist daran mit 60 und mit 80 Proz. beteiligt. Dazu kommt noch der Verkehr
zu Lande mit Arabien. –
Vgl. Hunter, Account of the British settlement ofAden (Lond. 1878).