Aden.
[* 2] Diese britische Besitzung begreift jetzt die Inseln Perim und Sokotora mit den Bruderinseln sowie die Kuria-Muria-Inseln und die Somalküste mit den Küstenplätzen Zeila, Bulhar, Berbera, Kerem, Las Gori und Bender Gasim, welche alle dem englischen politischen Residenten unterstellt sind, der wiederum dem Gouverneur von Bombay [* 3] verantwortlich ist. Der Hauptsitz der englischen Herrschaft an der Somalküste ist Berbera, wo ein englischer politischer Agent und Konsul mit 100 indischen Soldaten und einer Anzahl Polizisten die Regierungsgewalt ausübt.
Englische
[* 4] Beamte mit geringen indischen
Besatzungen liegen außerdem in Bulhar und
Zeila, während in Kerem ein indischer
Unteroffizier
mit einigen eingebornen Polizisten die englische Macht darstellt.
In den andern kleinen Küstenplätzen
liegen keine
Besatzungen, doch werden sie dann und wann von englischen
Kriegsschiffen besucht, welche nach
Bedarf auf kurze
Zeit eine kleine Abteilung Polizisten
(Somal) zurücklassen. Sicherheit und damit
Handel und
Verkehr haben sich seit der englischen
Besetzung sehr gehoben. In Aden
selbst, das mit einem Aufwand von 128,000 Pfd. Sterl.
nahezu uneinnehmbar gemacht worden ist, steht eine Abteilung
Kavallerie, ein britisches und ein indisches Infanterieregiment.
Trinkwasser erhält man durch Kondensation, da das Wasser der zahlreichen Brunnen [* 5] unzureichend und oft brackig, das durch eine 9 km lange Wasserleitung [* 6] von Scheich Osman herbeigeführte Wasser ebenfalls brackig ist und die berühmten Reservoirs in den Bergen [* 7] nur selten durch Regen gefüllt werden. Von diesen 600 n. Chr. angelegten 50 Zisternen haben die Engländer 13 mit einem Aufwand von 375,520 Rupien wieder in besten Stand gesetzt. Sie fassen 35,071 cbm, sind aber seitdem erst viermal gefüllt gewesen.
Ein- und Ausfuhr beliefen sich 1890/91 auf 64,509,485 Rupien. Die Einfuhr zur See betrug 23,069,528 Rupien, die Ausfuhr zur See 24,269,169 Rupien. Der Handel ist fast ausschließlich Zwischenhandel, nur ein Zehntel der Ausfuhr stammt aus Arabien. Eingeführt werden Baumwollgewebe, Kohle, Getreide, [* 8] Baumwollgarne, Mehl, [* 9] Datteln, Tabak, [* 10] Zucker; [* 11] ausgeführt besonders Kaffee, dann Ziegen- und Schaffelle, Gummi, Rindshäute, Perlmutter, Weihrauch, Elfenbein. Deutschland [* 12] ist an dem direkten Verkehr nur sehr wenig beteiligt.
In den
Hafen von Aden
liefen 1890 ein 1463 beladene
Schiffe,
[* 13] fast ausschließlich
Dampfer, von 2,427,760
Ton., davon 971 englische
von 1,559,457 T. und 88 deutsche von 170,348 T. Der jetzt bedeutend vertiefte
Hafen ist
Station der Peninsular
and
Oriental Steam
Navigation
Co., der
Britisch
India Steam
Navigation
Co., der
Messageries
Maritimes, des
Österreich-ungarischen
Lloyd und des Norddeutschen
Lloyd, der hier von seiner ostasiatischen
Linie eine Zweiglinie nach
Sansibar
[* 14] und
Deutsch-Ostafrika
entsendet.