Titel
Adelung
,
1)
Johann
Christoph, Sprachforscher, geb. zu Spantekow bei
Anklam,
[* 2] studierte
Theologie in
Halle,
[* 3] wurde 1759
Professor
am evangelischen
Gymnasium zu
Erfurt,
[* 4] gab aber wegen konfessioneller Streitigkeiten 1761 sein
Amt auf und
widmete sich in
Leipzig
[* 5] litterarischen
Arbeiten. Mit besonderm Fleiß wandte er sich dem
Studium der deutschen
Sprache
[* 6] zu. In
seinem »Grammatisch-kritischen
Wörterbuch der hochdeutschen
Mundart« (Leipz. 1774-86, 5 Bde.; 2. Aufl.
1793-1802, 4 Bde.) erklärte er die
Wörter nach ihrer
Etymologie, ihren Bedeutungen und syntaktischen
Verbindungen
sowie nach
Aussprache und Schreibung und belegte das Gesagte mit
Beispielen.
Später ließ er dem großen Werk ein
»Kleines
Wörterbuch für die
Aussprache,
Orthographie, Biegung und
Ableitung« (Leipz. 1788, 2. Aufl. 1790) folgen.
Andre Werke
von Adelung
sind: »Deutsche
[* 7]
Sprachlehre für
Schulen« (Berl. 1781),
»Umständliches Lehrgebäude der deutschen Sprache« (Leipz. 1782, 2 Bde.) und die Schrift »Über den deutschen Stil« (Berl. 1785-86, 3 Bde.; 4. Aufl. 1800, 2 Bde.);
ferner: »Anweisung zur Orthographie« (Leipz. 1788, 5. Aufl. 1835) und »Magazin für die deutsche Sprache« (das. 1782-84, 2 Bde.).
Im J. 1787 als Hofrat und Oberbibliothekar nach Dresden [* 8] berufen, starb er daselbst Sein letztes Werk war »Mithridates, oder allgemeine Sprachenkunde« (Berl. 1806, Bd. 1),
das von S.
Vater fortgesetzt und vollendet wurde. Adelungs
Fleiß und Gründlichkeit verdienen um so mehr
Anerkennung,
als er mit seiner Sprachansicht noch mitten im rationalistischen
Jahrhundert stand: »Die
Sprache ein Werk
des
Menschen und zwar des
Verstands; je roher das
Volk, desto roher seine
Sprache«. Zu einer richtigen Würdigung der Sprachgesetze
und verschiedenen Entwickelungsstufen der
Sprache vermochte er bei der damals noch so mangelhaften Sprachkenntnis nicht zu
gelangen.
Dennoch sind seine Verdienste und der Fortschritt, den er gegen die Frühern bezeichnet, auf dem Gebiet der deutschen Sprache, besonders auf dem der Lehre [* 9] vom Satz, bedeutend genug. Eine Frucht seiner die sächsische Geschichte betreffenden Studien war das »Directorium diplomaticum« (Meiß. 1802). Noch verdient das »Glossarium manuale ad scriptores mediae et infimae latinitatis« (Halle 1772-84, 6 Bde.), ein Auszug aus Dufresne und Charpentier mit vielen eignen Zusätzen, Erwähnung.
2) Friedrich von, Gelehrter, Neffe des vorigen, geb. zu Stettin, [* 10] studierte in Leipzig Jurisprudenz und Philosophie, lebte später in Riga, [* 11] Mitau [* 12] und Petersburg [* 13] in verschiedenen Stellungen, ward 1801 Direktor des deutschen Theaters zu Petersburg, 1803 Instruktor der Großfürsten Nikolaus und Michael, 1824 Direktor des Orientalischen Instituts, 1825 Präsident der Akademie der Wissenschaften; starb Aus seinen Studien über die ausländischen Quellen für Geschichte Rußlands gingen die Werke hervor: »Siegmund Freiherr von Herberstein« (Petersb. 1818),
»August Freiherr von Meyerberg und seine Reisen in Rußland« (das. 1827) und »Kritisch-litterarische Übersicht der Reisenden in Rußland bis 1700« (das. 1846, 2 Bde.). Unter seinen linguistischen Schriften sind hervorzuheben die »Bibliotheca sanscrita« (2. Aufl., Petersb. 1837) und die »Übersicht aller bekannten Sprachen und ihrer Dialekte« (das. 1820).