(spr. äddis'n),Joseph, engl. Dichter, Gelehrter und Staatsmann, geb. zu
Milston in
Wiltshire, studierte seit 1687 zu
Oxford
[* 2]
Theologie und zeichnete sich schon hier durch Abfassung lateinischer
Verse
aus. Im 22. Jahr versuchte er sich auch in der englischen
Poesie und zwar zuerst mit Übersetzung eines Teils von Virgils
»Georgica«. Durch den Schatzkanzler
Montague und den
Lord Somers erhielt er zur politischen
Ausbildung einen
Jahrgehalt von 300 Pfd. Sterl., worauf er
Frankreich und
Italien
[* 3] bereiste.
Ein Ministerwechsel beraubte ihn dieser Unterstützung, jedoch erwarb er sich bedeutenden
Ruf durch ein Gedicht auf die
Schlacht
von
Blenheim: »The Campaign« (1704). Er begleitete 1705
LordHalifax
[* 4] nach
Hannover,
[* 5] wurde durch dessen VerwendungUnterstaatssekretär
und ging mit dem
VizekönigWarton nach
Irland als
Sekretär
[* 6] der
Regierung. Bedeutenden
Anteil nahm
er an der von seinem Jugendfreund
R.
Steele herausgegebenen Wochenschrift »The Tatler«, noch mehr an dem
»Spectator«, den er bald hauptsächlich leitete. Im J. 1713 wurde sein
Trauerspiel
»Cato« aufgeführt.
An sich ziemlich wertlos, fand es starker politischer
Anspielungen wegen lebhaften Beifall, der ein
Triumph
der
Whigs war. In derselben Zeit nahm Addison an
Steeles wesentlich politischer
Zeitschrift »The
Guardian« teil sowie an dem »Whig
Examiner« und veröffentlichte einige publizistische
Schriften. Im J. 1714 begleitete
er denVizekönigGrafenSunderland wieder
als
Sekretär nachIrland, und 1716 heiratete er die verwitwete Gräfin von
Warwick. Dem
Posten eines
Staatssekretärs,
welchen er 1717 erhielt, entsagte er 1718 krankheitshalber, behielt aber eine
Pension und widmete sich nun allein gelehrten
Arbeiten. Er starb zu
HollandHouse und ward in der Westminsterabtei beigesetzt. Addison zeichnete sich durch
christlich-frommen
Sinn aus; nur trifft ihn bei den Streitigkeiten mit
Steele und
Pope (über die Übersetzung
Homers) der Vorwurf
einiger
Eitelkeit.
Den meisten
Ruf verdankt er seinen in den Wochenschriften gelieferten
Aufsätzen, durch die er auf die moralische
Bildung der
Engländer vorteilhaften Einfluß ausübte. Seine
Schriften, darunter »Evidence of the christian religion«,
kamen seit 1721 in
London
[* 7] öfter heraus (besonders schätzenswert die
BirminghamerAusgabe 1761),
zuletzt 1853-55, 6 Bde., und
wurden auch fast sämtlich ins Deutsche
[* 8] übersetzt. Die
»Essays« erschienen neuerdings gesammelt Lond. 1863; eine Übersetzung
seiner Beiträge zum »Tatler« und
»Spectator« lieferte
Augustin (Berl. 1866).
Vgl.
Aikin, The life of Addison (Lond.
1843, 2 Bde.);
Macaulay, Critical and historical essays, Bd. 2; Maschmeier,
Addisons Beiträge zu den moralischen Wochenschriften (Berl. 1872);
(spr. äddis'n),Joseph, engl. Schriftsteller, geb. als Sohn eines Geistlichen
zu Milston (Wiltshire), bezog 1687 als Theolog die Universität Oxford, wo er durch lat. Verse so großes Aufsehen erregte,
daß ihm 1689 eine Stelle in dem reichen Magdalenenkolleg zuteil ward. 1694 begann er eine rhythmische
Übertragung der «Georgica» Virgils. Von Charles Montague (nachmals Lord Halifax) und dem Kanzler Somers gefördert, ging
er 1699 mit einem Jahrgehalt von 300 Pfd. St. nach Frankreich und Italien.
Ende 1703 kehrte er über die Schweiz
[* 9] und Deutschland
[* 10] heim, wo ihn der Regierungswechsel um die zugedachte
Staatsanstellung und die Pension gebracht hatte, erwarb sich aber durch das Gedicht «The
Campaign» (1704) auf die Schlacht bei Höchstädt
[* 11] die Gunst der öffentlichen Meinung. Als Halifax 1705 wieder ins Ministerium
trat, begleitete Addison seinen Gönner nach Hannover, wurde 1706 Unterstaatssekretär, 1709 ins Unterhaus gewählt und Sekretär
des Vicekönigs von Irland. 1709 begann sein damaliger Freund Steele die Herausgabe der Wochenschrift «The Tatler», dem 1711 «The
Spectator» folgte; an beiden nahm Addison hervorragenden Anteil, und auf die Beiträge für sie gründet
sich sein Ruhm.
Diese spiegeln die Zeitsitten mit feinem Humor in vollendeter Form wieder. Mit dein Sturze des Whigkabinetts
verlor Addison 1710 seine Stellung, behielt indes, auch bei den Tories geachtet, eine Sinekure. 1713 erschien sein im Sinne der Whigs
geschriebenes Trauerspiel«Cato» auf der Bühne, dessen polit. Anspielungen einen Augenblickserfolg errangen. Auch am «Whig Examiner»
und an Steeles «The Guardian» beteiligte er sich. 1714 begleitete den Lord-LieutenantGrafSunderland als
Sekretär nach Dublin,
[* 12] kam 1715 ins Handelsamt, heiratete 1716 die Witwe eines Grafen Warwick und wurde 1717 Staatssekretär;
kränklich trat er 1718 zurück. Er starb und ward in der Westminsterabtei beigesetzt.
Seine Hauptbedeutung hat er als Stilist: seine litterar. Tendenz war stets moralistisch. A.sSchriften,
darunter die bekannten «Evidences of the Christian religion», wurden fast alle ins Deutsche übersetzt, die Beiträge zu «Tatler»
und «Spectator» von Augustin (Berl. 1866),
«Cato» von Frau Gottsched (Lpz. 1735; neue Aufl. 1753).
Vollständige Ausgaben besorgten u. a. Baskerville (4 Bde., Birmingh.
1716),
Tickell, mit
Biographie (4 Bde., Lond.
1721; darauf fußt die oft abgedruckte Ausgabe von 1765, 4 Bde.), Greene (6 Bde.,
Neuyork
[* 13] u. Lond. 1854 und Lond. 1891); die beste ist die in Bohns«British Classics» (6 Bde., Lond.
1856). Die «Essays» erschienen gesammelt Lond.
1863; die zum Spectator besonders, ebd. 1882. -
Sprengel, J. Addison. («Der Biograph», Bd.
8, Halle 1810);
Aikin, Life of Addison (2 Bde., Lond.
1843), besprochen von Macaulay, Critical and historical essays, Bd.
2; Courthorpe, J. Addison (ebd. 1884 u. 1889);