Addison
(spr. äddis'n), Joseph, engl. Schriftsteller, geb. als Sohn eines Geistlichen zu Milston (Wiltshire), bezog 1687 als Theolog die Universität Oxford, [* 2] wo er durch lat. Verse so großes Aufsehen erregte, daß ihm 1689 eine Stelle in dem reichen Magdalenenkolleg zuteil ward. 1694 begann er eine rhythmische Übertragung der «Georgica» Virgils. Von Charles Montague (nachmals Lord Halifax) [* 3] und dem Kanzler Somers gefördert, ging er 1699 mit einem Jahrgehalt von 300 Pfd. St. nach Frankreich und Italien. [* 4]
Ende 1703 kehrte er über die
Schweiz
[* 5] und
Deutschland
[* 6] heim, wo ihn der Regierungswechsel um die zugedachte
Staatsanstellung und die Pension gebracht hatte, erwarb sich aber durch das Gedicht «The
Campaign» (1704) auf die
Schlacht bei Höchstädt
[* 7] die Gunst der öffentlichen Meinung. Als Halifax 1705 wieder ins Ministerium
trat, begleitete Addison
seinen
Gönner nach Hannover,
[* 8] wurde 1706
Unterstaatssekretär, 1709 ins
Unterhaus gewählt und Sekretär
[* 9] des Vicekönigs von
Irland. 1709 begann sein damaliger Freund
Steele die Herausgabe der Wochenschrift «The Tatler», dem 1711 «The
Spectator» folgte; an beiden nahm Addison
hervorragenden Anteil, und auf die Beiträge für sie gründet
sich sein Ruhm.
Diese spiegeln die Zeitsitten mit feinem
Humor in vollendeter Form wieder. Mit dein
Sturze des Whigkabinetts
verlor Addison
1710 seine
Stellung, behielt indes, auch bei den
Tories geachtet, eine
Sinekure. 1713 erschien sein im
Sinne der
Whigs
geschriebenes
Trauerspiel
«Cato» auf der
Bühne, dessen polit.
Anspielungen einen Augenblickserfolg errangen. Auch am
«Whig Examiner»
und an
Steeles «The
Guardian» beteiligte er sich. 1714 begleitete den
Lord-Lieutenant
Graf
Sunderland als
Sekretär nach Dublin,
[* 10] kam 1715 ins Handelsamt, heiratete 1716 die
Witwe eines
Grafen Warwick und wurde 1717
Staatssekretär;
kränklich trat er 1718 zurück. Er starb und ward in der Westminsterabtei beigesetzt.
Seine Hauptbedeutung hat er als Stilist: seine litterar. Tendenz war stets moralistisch. A.s Schriften, darunter die bekannten «Evidences of the Christian religion», wurden fast alle ins Deutsche [* 11] übersetzt, die Beiträge zu «Tatler» und «Spectator» von Augustin (Berl. 1866),
«Cato» von Frau Gottsched (Lpz. 1735; neue Aufl. 1753). Vollständige Ausgaben besorgten u. a. Baskerville (4 Bde., Birmingh. 1716),
Tickell, mit Biographie (4 Bde., Lond. 1721; darauf fußt die oft abgedruckte Ausgabe von 1765, 4 Bde.), Greene (6 Bde., Neuyork [* 12] u. Lond. 1854 und Lond. 1891); die beste ist die in Bohns «British Classics» (6 Bde., Lond. 1856). Die «Essays» erschienen gesammelt Lond. 1863; die zum Spectator besonders, ebd. 1882. -
Vgl. Lebensbeschreibung J. A.s (Halle [* 13] 1754);
Philipps, Addisoniana
(1803);
Sprengel, J. Addison.
(«Der Biograph», Bd.
8,
Halle 1810);
Aikin, Life of Addison
(2 Bde., Lond.
1843), besprochen von Macaulay, Critical and historical essays, Bd.
2; Courthorpe, J. Addison
(ebd. 1884
u. 1889);
Drake, Essays illustrative of the Tatler, Guardian and Spectator (1805);
Maschmeier, A.s Beiträge zu den moralischen Wochenschriften (Güstrow [* 14] 1872);
Selections from A.s papers contributed to the Spectator hg. von Th. Arnold (Orf. 1891).