Adder
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Adder,
[* 2] (Pellas Merr.), Schlangengattung aus der Familie der Ottern (Viperidae), mit der bekanntesten Art Kreuzotter (Adder, Feuer-, Kupfer-, Haselnatter, Pellas berus Merr., s. Tafel »Schlangen [* 4] I«). [* 5] Diese kennzeichnet sich durch den vorn schmalen, nach hinten plötzlich verbreiterten, platten Kopf, der vorn mit kleinern Schildern besetzt ist, welche ein zentrales größeres umgeben (s. Abbildungen). Der Hals ist sehr deutlich gegen den Kopf abgesetzt, seitlich ein wenig zusammengedrückt, der Leib gegen den Hals bedeutend verdickt, der Schwanz verhältnismäßig kurz, im letzten Dritteil seiner Länge auffallend verdünnt und in eine kurze, harte Spitze endigend.
Die Schuppen sind mehr oder minder deutlich gekielt, auf der Unterseite stehen breite Querschilder, welche am Schwanz sich zweireihig ordnen. Das Männchen wird 65, das Weibchen bis 78 cm lang. Die Männchen sind im allgemeinen heller als die Weibchen, hell aschgrau, silberweiß oder gelblichweiß, höchstens etwas ins Bräunliche ziehend; die Weibchen haben eine graubraune, grünlichbraune bis ziemlich dunkel schmutzigbraune oder olivengrüne Farbe. Stets zieht sich aber über den Rücken vom Nacken bis zur Schwanzspitze eine schwarze Zickzacklinie, welche sich als eine Schnur aufgereihter Vierecke darstellt. Auf der Mitte des Scheitels verlaufen zwei Längsstreifen (von regellosen Flecken und Strichen umgeben), welche mehr einem ) ( als einem Kreuz [* 6]
^[Abb.: Kopf der Kreuzotter. I. Geöffneter Rachen, II. Präparation der Giftdrüse, a fleischige Taschen mit Giftzähnen, b Mündung des cylindrischen Kehlkopfs, c Gaumenzähne, d zweispaltige Zunge.] ¶
ähnlich sind, sich niemals schneiden und nur selten bis zur Berührung sich nähern. Die Schilder der Unterseite der Kreuzotter sind gewöhnlich dunkelgrau oder schwarz, gelblich gefleckt. Die Färbung wechselt aber außerordentlich. Die Kreuzotter findet sich im größten Teil Europas und in ganz Mittelasien, in den Alpen [* 8] bis 2500 m ü. M., am häufigsten auf dem Schwarzwald, der Schwäbischen und Rauhen Alb und in ganz Norddeutschland. Sie findet sich im Wald, auf der Heide, auf Wiesen, Feldern, in Weinbergen, Steppen etc., unter Gebüsch, in steinigen, überwucherten Halden und besonders in Moorgegenden.
Sie bewohnt Höhlungen unter Wurzeln oder im Gestein, Maus- oder Maulwurfslöcher etc., entfernt sich niemals weit von denselben und setzt sich möglichst anhaltend dem Sonnenschein aus, weil sie Wärme [* 9] über alles liebt. Sie befindet sich aber bei Tag in einem halb schlaftrunkenen Zustand, bewegt sich träge und langsam, während sie von der Dämmerung an lebhafter wird. Mit der Natter vermag sie an Beweglichkeit nicht zu wetteifern, aber sie erklimmt doch schräg stehende Stämme und weiß sich auch im Wasser zu behelfen.
Sie lebt besonders von Mäusen, Spitzmäusen, jungen Maulwürfen, frißt aber auch wohl junge Vögel [* 10] und in der Not Frösche [* 11] und vertilgt deren sehr viele, kann aber auch lange hungern. Im Winter hält sie gesellig (15-25 Stück) unter alten Wurzelstämmen Winterschlaf und erscheint erst im April, frühstens Mitte März, über der Erde. Sie ist äußerst reizbar, gerät leicht in grenzenlose Wut, bläht sich auf, zischt und beißt. Am Tag flieht sie nicht vor dem Menschen, sondern bleibt trotzig liegen und verrät sich bei Annäherung durch ihr Zischen, welchem sogleich der Biß folgt.
Daß die Kreuzotter springt und weit verfolgt, ist eine Fabel. Nachts flieht sie wohl regelmäßig vor dem Menschen. Die Paarung beginnt erst im April und Mai; bisweilen verknäueln sich mehrere Pärchen während der Begattung zu einem wirren Haufen, in welchem sie lange vereinigt bleiben. Im August und September legt das Weibchen je nach seinem Alter 5-14 Eier, [* 12] aus welchen alsbald die Jungen auskriechen. Diese sind etwa 20 cm lang, häuten sich nach einigen Minuten oder Stunden und leben sogleich völlig selbständig.
Auch in der Gefangenschaft bleibt die Kreuzotter boshaft, und nur ausnahmsweise nimmt sie eine Nahrung an. Der Biß der Kreuzotter ist sehr gefährlich, wenn auch nur etwa 10 Proz. der Gebissenen dem Tod verfallen. Der Tod erfolgt in einer Stunde bis in zwei oder drei Wochen. Durch Stiefel dringen die Giftzähne nicht. Zu beachten ist aber, daß selbst abgeschlagene Köpfe noch Minuten und Viertelstunden nach der Enthauptung beißen. Als bestes Mittel gegen die Folgen des Bisses haben sich Branntwein, Kognak, Rum etc., in sehr starken Dosen genossen, bewährt. Dabei spüren die Gebissenen nichts von dem Rausch. Außerdem kann man die Bißwunde aussaugen (wobei vorausgesetzt ist, daß man keine Wunde im Mund oder an den Lippen hat), ausschneiden oder ausbrennen oder doch bis zur Erlangung ärztlicher Hilfe einen kleinen glatten Stein sehr fest aufbinden, um die Blutzirkulation zu hemmen. Die hauptsächlichsten Feinde der Kreuzotter sind der Iltis, [* 13] Igel und Schlangenbussard.