Titel
Adalbert
(Adelbert, »der an Geschlecht Glänzende«),
1) von
Prag
[* 2] (eigentlich Wojtech),
Apostel der
Preußen,
[* 3] Sohn des mächtigen
böhmischen
Fürsten Slavnik, ward im Moritzkloster zu
Magdeburg
[* 4] gebildet und 982 vom
Erzbischof Adalbert
in
Magdeburg zum
Bischof von
Prag geweiht. Durch seine Strenge den neubekehrten
Böhmen
[* 5] verhaßt geworden, begab er sich 988 in
das
Kloster
Monte Cassino und von da in das aventinische
Kloster zu
Rom.
[* 6] Im J. 993 in sein
Bistum zurückgerufen,
verließ er im
Zorn über die heidnische Wildheit der
Böhmen seinen
Sprengel von neuem und suchte das
Christentum in
Ungarn
[* 7] zu
verbreiten. Im J. 996 begab er sich von
Rom aus zum
Kaiser nach
Mainz
[* 8] und von da nach
Polen zum
Herzog
Boleslaw, um den dortigen
heidnischen Völkern, namentlich den
Preußen, das
Christentum zu verkündigen, hatte aber keinen Erfolg
und ward von einem heidnischen
Priester beim Dorf
Tenkitten im
Samland 23. April 997 erschlagen. Seine
Leiche ist im
Dom zu
Gnesen
beigesetzt, von wo sie 1038 nach
Prag übergeführt wurde; hier fand man die Gebeine 1880 in einer Gruft
am Domplatz und begrub sie in der
Domkirche. Gedächtnistag der 23. April. Es gibt von ihm zwei
Biographien von Zeitgenossen, dem
Mönch Canoparius (Anmerkung des
Editors: richtig: Canaparius) und
Erzbischof
Bruno (abgedruckt in
Pertz'
»Monumenta Germaniae historica.
Script.«, IV; deutsch von
Hüffer, Berl. 1857).
2) Erzbischof von Hamburg-Bremen, Sohn des Grafen Friedrich von Goseck, geboren um 1000, trat als Mitglied des Halberstädter Domstifts in den geistlichen Stand und ward von Kaiser Heinrich III. 1045 über jenes vereinigte Erzstift gesetzt. Er war von edler Gestalt, regem, feingebildetem Geist und sittlich reinem Lebenswandel, neigte aber zu Stolz und Eitelkeit. Mit dem sächsischen Herzogshaus der Billunge lebte er von Anfang an in erbitterter Feindschaft und schloß sich daher eng an das Königtum an. Im J. 1053 von Papst Leo IX. zum Legaten im Norden [* 9] ernannt, erhielt er als solcher die geistliche Herrschaft über ganz Skandinavien und breitete das Christentum bei den Wenden aus.
Seit 1063 mit dem
Erzbischof
Anno von
Köln
[* 10] Vormund des minderjährigen
Heinrich IV., wußte er erstern zu verdrängen und den
jungen
Fürsten zu beherrschen, so daß er nach dessen Schwertnahme 1065 allein das
Reich regierte. Obgleich ihn die
Reichsfürsten,
über seinen
Stolz und seine
Willkür empört, im
Januar 1066 auf dem
Reichstag zu
Tribur vom
Hof
[* 11]
Heinrichs
verbannten und zur Niederlegung der Reichsgeschäfte nötigten, war er doch schon 1069 wieder im vollen
Besitz seiner frühern
Macht. Er trug sich mit dem
Plan, ein nordisches
Patriarchat zu gründen, was aber die römische
Kurie zu vereiteln wußte;
überdies erlitten die
Kirche und Adalberts
Einfluß im
Osten und
Norden gerade damals große Verluste.
Er starb, zu früh für seine weit aussehenden
Pläne, in
Goslar
[* 12]
Sein
Leben beschrieb
Adam von Bremen (s. d.).
Vgl. Grünhagen, von Bremen [* 13] und die Idee eines norddeutschen Patriarchats (Leipz. 1854).
3) Erzbischof von Mainz, Sohn eines Grafen von Saarbrücken, [* 14] trat in den geistlichen Stand, fand früh Aufnahme in der kaiserlichen Kanzlei und ward von Heinrich V., als er 1105 seinem Vater die Krone entriß, zum Kanzler ernannt. Er erlangte bei diesem König bald herrschenden Einfluß und verfocht eifrig die kaiserlichen Rechte gegen die Kirche; bei dem Römerzug 1111 war er an den Maßregeln besonders beteiligt, welche Papst Paschalis II. zum Verzicht auf das Investiturrecht zwangen.
Zur Belohnung ward er im gleichen Jahr zum
Erzbischof von
Mainz ernannt. Niedriger
Ehrgeiz und Habgier bewogen ihn, sofort seine
Ansicht zu ändern. Aus einem Anhänger des
Kaisers ward er dessen heftigster Gegner und ein leidenschaftlicher
Vorkämpfer der
Rechte der
Kirche.
Als er sich mit den aufständischen sächsischen
Fürsten verband, ließ ihn der
Kaiser verhaften
und absetzen; doch wurde Adalbert
1115 durch einen
Aufstand der
Mainzer
Bürger befreit und erneuerte den
Kampf gegen
Heinrich, über
den er sogar den
Bann aussprach.
Fortwährend schürte er den Bürgerkrieg, wiederholte Vertreibung aus Mainz konnte ihn nicht beugen. Auch nach dem Wormser Konkordat (1122) hörten seine Hetzereien nicht auf. Nach Heinrichs Tod bewirkte er durch seine Ränke, daß nicht Friedrich von Hohenstaufen, sondern der kirchlich gesinnte Lothar gewählt wurde, bei dem er übrigens nur kurze Zeit in Ansehen und Einfluß stand. Nachdem er seine Familie durch stattliche Lehen bereichert hatte, starb er
Vgl.
Kolbe,
Erzbischof
Adalbert
I. von
Mainz und
Heinrich V. (Heidelb. 1872).
4)
Heinrich
Wilhelm Adalbert
,
Prinz von
Preußen, Sohn des
Prinzen
Wilhelm, des jüngsten
Bruders König
Friedrich
Wilhelms
III., und der
Prinzessin
Maria
Anna von
Hessen-Homburg, geb. zu
Berlin,
[* 15] trat früh in das
Heer ein, ward 1839 als Oberst
mit
Führung der Gardeartilleriebrigade betraut und 1840
Generalmajor. Er besuchte 1826
Holland, 1832
England und
Schottland, 1834
Petersburg
[* 16] und
Moskau,
[* 17] 1837 das südliche Rußland, die Türkei,
[* 18]
Griechenland
[* 19] und die
Ionischen Inseln und trat 1842 eine
größere
Reise nach
Brasilien
[* 20] an, die er in dem Werk »Aus meinem Reisetagebuch 1842-1843«
(als
Manuskript gedruckt, Berl. 1847) beschrieb. Im J. 1846 zum
Generalleutnant befördert, erhielt er 1848 Gelegenheit, seine
im Marinewesen gesammelten
Erfahrungen durch die
»Denkschrift über die
Bildung einer deutschen
Flotte« (Potsd.
1848) nutzbar zu machen und der damaligen
Zentralgewalt bei Herstellung einer deutschen
Flotte hilfreich an die
Hand
[* 21] zu gehen.
Bei
Bildung einer technischen Marinekommission wurde er Vorsitzender derselben. Am zum
Admiral der preußischen
Küsten und Oberbefehlshaber der
Marine ernannt, erwarb er sich großes
Verdienst um
Hebung
[* 22] derselben. Im
Sommer 1856 unternahm er bei einer Übungsfahrt im
Mittelländischen
Meer eine
Besichtigung der
Küste des
Rif, landete, von den
Rifpiraten mit Schüssen empfangen, mit 65 Mann, stürmte eine Anhöhe, mußte indes der Übermacht weichen und ward am
Schenkel
verwundet. Während des dänischen
Kriegs 1864 übernahm
er den Befehl über das Ostseegeschwader, ohne
Gelegenheit zu Kriegsthaten zu finden. Er starb in
Karlsbad. Aus seiner
Ehe mit
Therese
Elßler
(Frau v.
Barnim) hatte
er einen Sohn, den
Freiherrn Adalbert
v.
Barnim, der, 1841 geboren, auf einer mit R.
Hartmann unternommenen
Reise in das Nilgebiet zu
Rosseires am
Blauen
¶
mehr
Nil starb.
Vgl. Hartmann, Reise des Freiherrn Adalbert
v. Barnim durch Nordostafrika 1859-60 (Berl. 1863).