Acton
(spr. äckt'n), Wohnstadt westlich von London [* 3] in Middlesex (England), mit (1881) 17,125 Einw.
Acton
2 Seiten, 1'135 Wörter, 7'745 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Acton
(spr. äckt'n), Wohnstadt westlich von London [* 3] in Middlesex (England), mit (1881) 17,125 Einw.
Acton
(spr. äckt'n), 1) Sir John Francis Edward, Premierminister Ferdinands IV. von Neapel, [* 4] geb. zu Besançon, [* 5] wo sein Vater, ein katholischer Engländer, Arzt war, trat nach vollendeten Studien in französischen, dann in toscanischen Marinedienst und befehligte 1774 als Fregattenkapitän die von Spanien [* 6] und Toscana gemeinsam unternommene Expedition gegen die Barbaresken. Darauf in neapolitanische Dienste [* 7] berufen, gewann er die Gunst der Königin Karoline, wurde Marine-, dann Kriegs-, Finanz- und endlich Premierminister.
Ehrgeizig und ränkesüchtig, beeiferte er sich der
Königin zuliebe, ein despotisches
Regiment zu errichten und
Neapel in den
Krieg gegen die
französische Revolution zu verwickeln. Nachdem der französische
Admiral La
Touche durch ein
Bombardement
Neapels die
Anerkennung der
Republik und die
Neutralität
Neapels erzwungen hatte, wandten sich Acton
und
die
Königin entschieden
England zu und traten in das engste
Verhältnis zu dem englischen
Gesandten
Hamilton und dessen berüchtigter
Gattin. Am kam die
Allianz mit
England zu stande, und Acton
suchte nun die italienischen
Staaten
zu einem
Bund gegen
Frankreich zu vereinigen. Acton
wandte alle
Kräfte des
Staats auf die
Vermehrung der
Flotte und die Verstärkung
[* 8] des Landheers. Darauf wurde eine sogen. Staatspolizei eingerichtet, die
Giunta di stato (1794), die jeden
Freisinnigen als des Einverständnisses mit den
Franzosen verdächtig verdammte. Acton
übte diktatorische
Gewalt; der
Geheime
Staatsrat bestand nur aus ihm, dem König und der
Königin. Durch
Bonapartes
Siege schwer bedroht, schloß
Neapel durch Acton
zuerst
zu
Brescia einen
Waffenstillstand, dem der
Friede zu
Paris
[* 9] mit für
Neapel günstigen
Bedingungen folgte.
Aber schon 1798 schloß sich
Neapel dem
Bündnis
Österreichs, Rußlands und
Großbritanniens gegen die französische
Republik
an, und auf
Nelsons
Rat griff das neapolitanische
Heer das französische im
Kirchenstaat an. Nach dem unglücklichen
Ausgang des
Kriegs bewogen Acton
und
Hamilton den König zur
Flucht nach
Palermo
[* 10] und begleiteten ihn dahin
Als die
parthenopeische Republik 1799 durch den vom
Kardinal
Ruffo geleiteten Volksaufstand wieder gestürzt wurde, verwarf
der König auf Actons
Rat die ausbedungene
Amnestie, und in dem nun folgenden Blutbad fielen nicht wenige als
Opfer der Privatfeindschaft
Actons.
Der
Friede zu
Florenz
[* 11] löste
Neapels
Verbindung mit
England und beraubte Acton
und seine Genossen
des offenen Einflusses. Im J. 1804 auf Verlangen
Frankreichs ganz vom
Hof
[* 12] entfernt, begab sich Acton
nach
Sizilien,
[* 13] intrigierte
aber im geheimen fort, und auf seinen
Rat verletzte
Ferdinand
IV. den am mit
Napoleon geschlossenen
Neutralitätsvertrag, indem er im
November ein
Heer von 12,000
Russen und Engländern landen ließ und dem
Russen
Lacy den Oberbefehl
über seine
Truppen gab. Acton
wurde hierauf zurückgerufen und von neuem an die
Spitze der
Verwaltung gestellt. Durch den Einmarsch
der
Franzosen im
Februar 1806 abermals gestürzt, starb er allgemein verhaßt in
Palermo.
2) Sir Ferdinand Richard Edward, ältester Sohn des vorigen, geb. heiratete 1832 Marie Luise, die Tochter Emmerich [* 14] Josephs, Herzogs von Dalberg, und nahm dessen Namen an. Er starb in Paris. Sein einziger Sohn, Lord John Emeric Edward Dalberg-Acton, geb. 1833, vertrat seit 1859 Carlow in Irland im Parlament und zählt zu den hervorragenden Mitgliedern der antiultramontanen katholischen Partei. In diesem Sinn begründete er 1861 die »Home and Foreign Review«, in der er 1863 mit dem unglücklichen Versuch auftrat, die von ihm wieder an das Licht [* 15] gezogenen »Matinées royales« als ein Werk Friedrichs II. von Preußen [* 16] zu erweisen. Während des vatikanischen ¶
Konzils hielt sich Acton
zu Rom
[* 18] auf als sorgfältiger Beobachter seines Verlaufs. Er gab 1870 ein »Sendschreiben
an einen deutschen Bischof des vatikanischen Konzils« und »Zur Geschichte des vatikanischen Konzils« (Münch. 1871) heraus. Im
J. 1869 wurde er auf Gladstones Antrag zum Peer mit dem Titel Baron Acton of Aldenham erhoben und erhielt 1872 von der
Münchener philosophischen Fakultät honoris causa die Doktorwürde. Gladstones Schrift über die vatikanischen Dekrete beleuchtete
Lord Acton 1874 in einer Reihe von Briefen, welche in der »Times« abgedruckt wurden.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
(pr. äckt'n), Stadt in der engl. Grafschaft Middlesex, jetzt eigentlich ein westl. Vorort Londons, an der Eisenbahn London-Bath, hat (1891) 24 207, als Gemeinde 30 916 E.
(spr. äckt'n), alte engl. Familie, die im Beginn des 14. Jhdts. auf Aldenham-Hall in Shropshire saß. Edward Acton wurde 1644 als treuer Anhänger Karls I. zum Baronet erhoben. Sir John Francis Edward Acton, seit 1791 sechster Baronet, geb. 1736 zu Besançon, hat sich als Premierminister Ferdinands IV. von Neapel eine traurige Berühmtheit erworben. Zuerst in toscan. Flottendienst, that er sich 1775 bei einer Expedition gegen Algier hervor und wurde 1779 zur Neuordnung der neapolit.
Flotte berufen. Als Günstling und Werkzeug der ehrgeizigen Königin Karoline Marie stieg er schnell vom Marineminister zum Kriegsminister, Oberbefehlshaber zu Land und See, Finanz- und schließlich Premierminister empor. Flotte und Heer wurden vergrößert, aber diese Politik des Ehrgeizes diente in keiner Weise dem Lande, wo die drückende Steuerlast allgemeine Unzufriedenheit erregte. Zur Seite stand ihm dabei der engl. Gesandte und dessen abenteuerliche Gemahlin Lady Hamilton (s. d.). 1793 kam es zu einer Verbindung mit Österreich [* 19] und England gegen Frankreich.
Aber die Berufung fremder Offiziere in das sicil. Heer führte 1798 zu einer Erhebung der untern Klassen, und nach den Erfolgen der Franzosen in Oberitalien [* 20] floh Acton mit dem König und der Königin nach Palermo. Nach Wiedereinsetzung Ferdinands I. im Juni 1799 begann Acton ein Schreckensregiment. 1804 wurde er auf Frankreichs Drängen, aber unter Erhebung in den Fürstenstand, entfernt, kehrte jedoch zurück, bis der Einmarsch der Franzosen 1800 ihn mit der königl. Familie nach Sicilien trieb, wo er, allgemein gehaßt, zu Palermo starb. - Sein ältester Sohn, Sir Ferdinand Richard Edward, nahm von seinem Schwiegervater, dem Herzog von Dalberg, den Familienzunamen Dalberg an. Dessen Sohn, Sir John Emeric Edward Dalberg-Acton, der achte Baronet, geb. zu Neapel, wurde in dem kath. Kolleg zu Oscott erzogen und dann in München [* 21] durch Döllinger herangebildet. Er trat als gemäßigt Liberaler ins Unterhaus, wurde 1809 auf Veranlassung Gladstones zum Lord von Aldenham erhoben und ging in demselben Jahre nach Rom, wo er während der Dauer des Vatikanischen Konzils verblieb und als Gegner des Unfehlbarkeitsdogmas thätig war.
Die Mitteilungen über die Konzilverhandlungen in der «Allgemeinen Zeitung» sollen zum Teil von ihm stammen; sie erregten ebenso Aufsehen, wie sein «Sendschreiben an einen deutschen Bischof des Vatikanischen Konzils» (Nördl., Sept. 1870),
gegen welche Erzbischof Ketteler von Mainz [* 22] schrieb, und später seine Schrift «Zur Geschichte des Vatikanischen Konzils» (Münch. 1871). In den Meinungskampf, den Gladstones Pamphlet über die Vatikanischen Beschlüsse hervorrief (1874),
griff er in mehrern Zuschriften an die «Times» von seinem Standpunkt aus ¶
124 ein. Acton besitzt eine gründliche Kenntnis deutscher Wissenschaft; dies beweisen seine Aufsätze in der «English Historical Review» über die neuere deutsche Geschichtswissenschaft (deutsch von Imelmann, Berl. 1887) und über «Döllingers historical work» (1890). Er wurde 1895 Professor in Cambridge.