Acosta
,
Gabriel (später Uriel), Religionsphilosoph, geb. um 1591 zu Oporto, [* 2] gehörte einer zum Christentum übergetretenen jüd. Familie an. Als strenger Katholik erzogen, widmete er sich jurist. Studien und erhielt einen Posten in einem kirchlichen Kollegium. Immer tiefer in Zweifel an der Göttlichkeit des Christentums verstrickt, legte er seine Stelle nieder und entfloh mit Mutter und Brüdern nach Amsterdam, [* 3] wo er zum Judentum übertrat und den Vornamen Uriel annahm.
Doch fühlte sich Acosta
auch in seiner neuen Gemeinschaft nicht befriedigt. Er sah bald im
Judentum eine Sammlung von Satzungen,
die er als pharisäische
Mißbräuche verurteilte. Von der
Synagoge zur Rede gestellt, beharrte er bei seinen
Ansichten und
wurde deshalb exkommuniziert.
Als er hierauf zur Verteidigung seiner Meinungen und Widerlegung einer gegen
ihn veröffentlichten
Schrift des
Arztes da Silva sein
«Examen dos tradiçoens Phariseas conferideras con a Ley escrita por
Vriel Jurista Hebreo, com reposta à hum Semuel da Silva seu falso Calumniador» (Amsterd.
1624),
auch lat. als
«Examen traditionum Pharisaeicarum collatarum cum lege scripta» (ebd. 16i23) herausgegeben
hatte, erfolgte seine
Anklage durch die jüd.
Ältesten beim
Rate der Stadt
Amsterdam, der ihn zu einer Geldstrafe verurteilte
und seine
Schrift konfiscieren ließ. Acosta
ließ sich 1633 endlich zur Unterzeichnung des
Widerrufs herbei. Aber infolge neuer
Beschuldigungen legte ihm der
Große
Rat eine schimpfliche
Buße auf, und als er deren
Erfüllung verweigerte,
erfolgte der Bannfluch.
Hierauf sieben Jahre lang den Verfolgungen seiner Verwandten wie der
jüd. Gemeinde preisgegeben,
unterwarf er sich endlich der
Buße, nahm sich aber, innerlich zerrüttet und voll erbittertem Groll gegen seine Glaubensgenossen,
April 1640 durch einen Pistolenschuß das Leben. Gutzkow wählte Acosta
zum
Helden der Novelle «Die Sadducäer
von
Amsterdam» (1834) und der
Tragödie
«Uriel Acosta»
(1846).
A.s Selbstbiographie «Exemplar humanae vitae» wurde mit Widerlegungen
hg. von Ph. von Limborch («Amica collatio cum erudito
Judaeo», Gouda 1687); es erschien auch lateinisch und deutsch (mit Einl., Lpz. 1847). -
Vgl. Acosta
Jellinek,
A.s Leben und
Lehre
[* 4]
(Zerbst
[* 5] 1847): Acosta
Jellinek, Elischa ben Abuja, genannt
Acher.
Zur Erklärung
und Kritik der Gutzkowschen
Tragödie
«Uriel Acosta»
(Lpz. 1847); J. da
Costa, Israel
en de volken (Haarl. 1849).