Aconītum
L.
(Eisenhut,
Sturmhut,
Venuswagen),
Gattung aus der
Familie der
Ranunkulaceen, Staudengewächse mit häufig knollig
verdickten
Rhizomen, abwechselnden, handförmigen Blättern und großen, blauen oder gelben
Blüten in
gipfelständigen
Trauben, mit fünfblätterigem, blumenkronenartigem
Kelch, dessen oberstes
Blatt
[* 2] helmförmig ist, fünf
Blumenblättern,
wovon die zwei obersten kapuzenförmig, nektarientragend und gespornt, die übrigen sehr klein und
verkümmert sind oder
auch ganz fehlen. Aconitum
Napellus
L. (Aconitum
variabile
Hayne, s. Tafel
»Giftpflanzen
[* 3] II«),
mannshoch, mit in fiederspaltige Lappen geteilten Blättern, dunkelblauer Blüte [* 4] und einem aus zwei rübenförmigen (daher der Name Napellus, das Rübchen), matt graubraunen Knollen [* 5] bestehenden Rhizom, [* 6] dessen eine im Herbst einschrumpfende Knolle den blühenden Stengel [* 7] trägt, während die andre die Knospe für den nächstjährigen Trieb besitzt; weitverbreitet, wächst gesellschaftlich in der Bergregion des mittlern Europa, [* 8] im Himalaja, in Sibirien und Nordamerika, [* 9] besonders an steinigen, gedüngten Stellen, sehr häufig in den Alpen, [* 10] im Jura, auf den deutschen Mittelgebirgen bis Siebenbürgen.
Alle Teile der
Pflanze sind stark giftig, besonders die
Knollen, welche scharf rettichartig riechen, schwach süßlich, aber
bald äußerst brennend scharf schmecken und wie die
Blätter und
Samen
[* 11]
Aconitin und einige andre
Alkaloide
enthalten und offizinell sind. An
Nepalin ist besonders Aconitum
ferox
Wallich. (Aconitum
virosum
Don.), aus dem
Himalaja, reich, welches
wie auch Aconitum
palmatum, Aconitum
Napellus und Aconitum
luridum das in
Indien als eins der schrecklichsten
Gifte geltende Bikh liefert
und als
Pfeilgift benutzt wird.
Aconitum
Stoerckeanum Rchbch.,
in Gebirgswäldern, selten und sehr zerstreut, hat weit reichlicher entwickelte, Aconitum
variegatum
L. (Aconitum
Cammarum
Jacq.), ebendaselbst,
ähnliche, aber kleinere
Knollen; beide
Arten blühen blau, aber heller als Aconitum
Napellus und variieren oft in
Weiß. Aconitum
Lycoctonum
L. (Wolfseisenhut, gelber
Eisenhut) ist ebenso weitverbreitet wie Aconitum
Napellus, blüht aber gelb, hat keine
Knollen, sondern ein mehrköpfiges, zerfasertes
Rhizom, welches höchst narkotisch, aber nicht scharf wirkt. Aconitum
. Anthora L.,
in den
Alpen, hat rübenförmige
Knollen und gelbe
Blüten und wurde bis ins 16. Jahrh. von den Älplern zur Bereitung von
Pfeilgift
benutzt.
Alle
Arten werden in
Gärten als
Zierpflanzen kultiviert und wirken dann viel weniger heftig als die wild
wachsenden; medizinisch wird besonders das
Aconitin benutzt, sonst auch
Extrakt und
Tinktur aus den
Knollen von Aconitum
Napellus bereitet.
In die
Heilkunde wurde von Störck im 18. Jahrh. eingeführt. Bei
Vergiftungen mit Aconitum
tritt zunächst brennender
Schmerz im
Mund und in der
Speiseröhre ein, über den ganzen
Körper verbreitet sich bald wieder verschwindendes Wärmegefühl,
der
Puls wird seltener, kleiner, die Atemzüge werden langsamer, mühsam. Die
Pupille ist erweitert, es macht sich ein eigentümliches
kriebelndes
Gefühl bemerkbar, später folgen
Anästhesie,
Schwindel, Mattigkeit, Kältegefühl, bis zuletzt
Puls und
Atmung schwinden und der
Tod eintritt. Sobald eine Aconitvergiftung bemerkt wird, rufe man den
Arzt und suche einstweilen
starkes
Erbrechen herbeizuführen.
Vgl. Reichenbach, [* 12] Illustratio specierum Aconiti generis (Leipz. 1823-27).